Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)
schweigen.
Ein leises, beruhigendes Rauschen dringt an mein Ohr und ich zwinge mich, regungslos zu bleiben. Zunächst wird es lauter, ehe es wieder komplett verstummt. Frustriert möchte ich aufstöhnen, aber ein leiser Ton dringt an mein Ohr und ich erstarre.
Wie schmutziges Wasser fließt er träge durch die Luft. Auf unbestimmte Weise erinnert er mich an eine einstmalig sprudelnde Quelle, die nun nur noch ein stinkender Tümpel ist. Seltsam verzehrt und qualvoll klingt die Musik in mir nach, während ich abrupt die Augen öffne und mich aufsetze.
"Ich habe mir die Musik der Magie irgendwie...schöner vorgestellt", nuschele ich enttäuscht und dehne zunächst meine Glieder, die vom Liegen des letzten und heutigen Tages sehr verkrampft sind.
Ernüchterung macht sich in mir breit. Normalerweise sollte ich mich freuen, dass ich die Töne der Magie jetzt vernehmen kann. Aber die Tatsache, dass diese Musik nichts Besonderes, sondern eher erbärmlich und dumpf ist, lässt mich nur resigniert den Kopf schütteln.
"Um dieses klägliche Gurgeln machen die Ilyea einen solchen Aufstand?"
"Du hast es also gehört, ja?"
Lächelnd kommt Edan aus dem Badezimmer.
"Ich glaube nicht", entgegne ich missmutig.
"Magie soll sich rein, klar und wundervoll anhören, nicht zäh dahinfließen und den Verstand trüben."
"Ah, ich verstehe."
Vollkommen unbeeindruckt lässt sich Edan neben mir aufs Bett fallen.
"Du hast sie wirklich gehört."
"Hast du mich nicht verstanden? Ich...", möchte ich aufbrausen, aber er unterbricht mich sanft:
"Ich habe dich verstanden. Du hast die Musik der Magie gehört. Denk nach, wo bist du gerade?"
Verständnislos starre ich ihn an.
"In deinem Bett?"
Für diese Antwort schenkt er mir ein warmes Lachen.
"Abgesehen davon."
"In Dearghs Burg?"
"Genau. Hier leben keine Ilyea. Zumindest keine, die nicht von Dämonen besessen sind. Ich befürchte, dass ich dich wohl in der Lehre der Magie unterweisen muss, ehe wir aufbrauchen können."
Erzürnt springe ich auf.
"Nein. Du hast versprochen, dass wir gehen, sobald ich das Lied der Magie vernommen habe. Nun halte dich an dein Wort."
Beschwichtigend hebt der Halb-Ilyea die Hände.
"Ich werde dir auf unserer Flucht alles über die Magie erzählen, was ich weiß."
Als er das Wort ‚Magie' erwähnt, stöhne ich meinen alten Angewohnheiten entsprechend kurz auf, nicke dann aber, um auf seinen Kompromiss einzugehen.
"Wann können wir aufbrechen?"
"Sobald es dunkel ist."
Mein Herz macht einen freudigen Sprung.
"Versprochen?"
"Versprochen."
Ich werfe einen prüfenden Blick zu den Bernsteinfenstern und stelle fest, dass nur noch diffuse Sonnenstrahlen hindurchdringen. Das helle Himmelsgestirn muss beinahe hinter dem Horizont verschwunden sein.
"Und wohin werden wir gehen?"
Für einen Moment herrscht angespannte Stille.
"Zunächst sollten wir den Smaragdring finden. Er ist meinen Informationen nach das Schmuckstück, welches sich Deargh zuerst holen möchte."
"Ich habe keine Ahnung, wo er sich befindet", gebe ich kleinlaut zu.
"Das ist kein Problem. Noch weiß der Dämonenfürst es auch nicht."
Obwohl Edan äußerlich gelassen bleibt, sehe ich die Unsicherheit in seinen Augen.
"Ich werde sein Lied bestimmt hören."
Bekräftigend lächle ich meinen neu gewonnen Freund an.
"Wir zwei werden von hier fliehen und alles wird gut."
"Ich hoffe, du hast recht."
"Ilyea irren sich nie", entgegne ich gespielt beleidigt.
"Selbstverständlich, Prinzessin. Vezeih."
Seine goldenen Augen leuchten mich schalkhaft an und mein Herz macht einen Sprung. Obwohl ich mir eigentlich nicht sicher sein kann, dass Edan mich nicht hintergeht und mit Deargh ein gemeinsames Spiel spielt, fühle ich mich immer mehr zu ihm hingezogen.
"Sobald ich aus diesem Schloss bin, werde ich dich leider alleine lassen", flüstere ich in Gedanken.
"Ich kann nicht riskieren, dass er ein Verräter ist. Dieser Plan steht fest, seitdem wir einen gemeinsamen Ausbruch planen. Reiß dich zusammen, Niamh. Keine Gefühle."
"Alles in Ordnung?"
Edans sorgenvolle Frage zerrt mich aus meinen Gedanken und lässt mich erröten.
"Äh...Ja", stammle ich nicht wirklich überzeugend. Ich fühle mich ertappt.
"Du siehst aber nicht wirklich so aus."
Ich setze das schönste Lächeln auf, das in diesem Moment möglich ist.
"Doch, wirklich."
"Wenn du das sagst."
Noch immer unsicher blickend erhebt er sich vom Bett und stellt sich mir gegenüber. Sein Blick hält mich gefangen.
"Du kannst mir vertrauen."
Bevor ich richtig darüber nachgedacht habe,
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