Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)

Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)

Titel: Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jäger
Vom Netzwerk:
Atemhauch und doch höre ich das Wort klar und deutlich. Immer schneller werden unsere Schritte, während wir uns der Mauer nähern, die uns von der Freiheit trennt. Edan steuert nicht direkt auf das eiserne Gitter zu, sondern wendet sich nach rechts und bleibt im Schatten der Burg.
Als wir an der Ecke angekommen sind, wendet er sich wieder nach rechts, sodass wir das imposante Gebäude nun fast umrundet haben. Noch eine Rechtsbiegung und wir befinden uns auf der Rückseite.
Erst hier verlässt mein Gefährte die schützende Nähe der schwarzen Mauern und verschwindet zwischen den engen Gassen. Sofort folge ich ihm, unsicher, ob er weiß, wohin er uns führt.
Seine Zielstrebigkeit lässt mir allerdings nicht viel Platz für Zweifel. Es ist kühl, riecht modrig und je weiter wir vordringen, desto schlimmer wird der Geruch und desto undurchdringlicher die Finsternis. Ich halte mir den Ärmel des Umhangs vor Nase und Mund, um dem Gestank ein wenig zu mildern. Der halb verweste Fisch, den ich einst aus unerklärlichen Gründen tot im Wald gefunden habe, roch besser als dieses Gemisch aus Abwasser und Tod.
Meine Augen fangen an zu tränen und ich huste.
"Hier."
Schlagartig bleibt Edan vor einem niedrigen Hauseingang stehen und zieht mich zu sich. Er hebt eine Hand und klopft gegen das morsche Holz. Kurz, lang, kurz, kurz.
Irritiert blinzle ich. Was wollen wir hier?
Die Tür öffnet sich einen Spalt und warmes Kerzenlicht fällt auf Edans Kapuze.
"Wer ist da?"
Misstrauisch blickt uns ein paar haselnussbrauner Augen entgegen.
"Ein Mensch", schießt es mir durch den Kopf und ich starre das Wesen verwirrt an.
"Ich bin es."
Edans Stimme klingt fest und zuversichtlich. Im Anbetracht der Unfreundlichkeit des Menschen ein Wunder. Weder seine Stimme, noch seine Mimik wirken einladend. Die Tatsache, dass er die spaltbreit geöffnete Tür noch immer fest umklammert hält, jederzeit bereit, sie wieder zu schließen, ändert nichts an diesem Eindruck.
Als er jedoch Edans Stimme erkannt, breitet sich ein strahlendes Lächeln auf den Gesichtszügen des Mannes auf und die Tür öffnet sich ebenso wie seine Arme.
Herzlich nimmt er Edan in Empfang und drückt ihn fest gegen seine Brust.
"Setz heißes Wasser auf, Liebling. Er ist wirklich gekommen! Nur herein, herein! Worauf wartet ihr?"
Hektisch winkt er uns in die Wohnung und schließt die Tür. Inzwischen hat er meinen Gefährten losgelassen, der atemlos von der Umarmung nach Luft ringt.
"Ich dachte schon, ihr schafft das nicht. Dachte, Deargh kommt euch auf die Schliche. Aber das ist er nicht, oder? Ihr seid hier! Welche Freude!"
Mein Blick wandert zu Edan, der mich beschwichtigend ansieht. Ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem schrulligen alten Mann halten soll.
Seine Ohren sind nicht spitz wie meine, sondern rund. Auf seinem Kopf sitzen nur wenige graue Haare und das Gesicht ist von tiefen Furchen durchzogen. Die dunkelbraunen Augen strahlen Lebensfreude aus, auch wenn ich in ihnen einen Hauch Traurigkeit erkenne. Noch nie habe ich ein ähnliches Wesen gesehen. Ilyea altern nicht, haben spitze Ohren und volles Haar. Dieser Mensch wirkt auf mich falsch, als habe die Göttin ihr Werk frühzeitig beendet.
Stirnrunzelnd beobachte ich, wie er einen Tisch freiräumt, auf dem mehrere Schachteln stehen.
"Verzeiht, ich dachte wirklich, ihr kommt nicht. Ist alles so unordentlich hier... Moment."
"Joachim, hast du an unseren Plan gedacht?"
Entrüstet plustert sich der Mann auf, ein lächerlicher Versuch, im Anbetracht seiner knochigen Gestalt.
"Selbstverständlich, der Platz im Wagen ist euch sicher."
Allmählich beginne ich zu verstehen. Dieser Mensch soll uns helfen, zu fliehen. Während er weiterhin Kisten verstellt, werfe ich Edan einen kurzen Blick zu. Er fixiert eisern Joachim und würdigt mich keines Blickes. Mir ist nicht klar, wie ich mich verhalten soll, also starre ich ebenfalls unseren merkwürdigen Gastgeber an. Als der Tisch und vier Stühle kistenfrei sind, fordert er uns auf, Platz zu nehmen.
Dankbar nehme ich sein Angebot an, nur Edan zögert einen Augenblick, ehe er sich ebenfalls niederlässt.
Die Holzstühle sind grob gezimmert und ich achte darauf, nicht zu unruhig zu sein, damit keine Löcher in den schwarzen Umhang kommen.
"Hannah, was ist mit dem Tee?"
"Ich komme gleich!", ertönt eine fröhliche Stimme. Unsicher sehe ich mich um. Der Raum wird von einem prasselnden Feuer erleuchtet, das in einem Kamin vor sich hin lodert. Über den Flammen hängt ein Topf aus

Weitere Kostenlose Bücher