Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
ja.“
„Aber, Mama . . .“, stotterte Mariella erschüttert.
„Nichts da, ‚aber’ . . ., du wirst tun, was ich dir gesagt habe. Wirklich Kind, so etwas hätte ich mir von dir nicht erwartet!“ Damit flügelte Mariellas Mutter mit hochrotem Kopf aus dem Zimmer. „Und aufräumen wirst du das Chaos natürlich auch selbst!“, rief sie über die Schulter noch zurück ins Zimmer.
Völlig am Boden zerstört schloss Mariella leise die Zimmertür. Dann überflog sie die Unordnung. Kopfschüttelnd holte sie ihren Zauberstab aus einer Tasche ihres Kleides, schwang ihn ein paar Mal auf und ab und sofort wimmelte es im Zimmer nur so vor Dingen, die einen Moment zuvor noch am Boden verstreut waren. Mariella dirigierte Schubladen, Gewandstücke und diverse Kleinigkeiten mit ihrem Zauberstab an den richtigen Platz und kaum fünf Minuten später war das Zimmer wieder blitzblank. Nur der Wasserfleck war noch immer zu sehen.
„Wow!“, staunte Fuxia, „Ich muss meine Mutter direkt einmal fragen, ob Hexen sich auch einen Zauberstab zulegen dürfen. Das ist ja echt Klasse!“
Sara schüttelte verständnislos den Kopf. Sie konnte Mariella gegenüber nicht den geringsten Funken von Bewunderung entgegen bringen. Billiger Hokus Pokus! Nicht mehr, noch dazu mit einem Zauberstab! Dafür beschloss sie, Mariella am nächsten Morgen ein bisschen beim Tau sammeln zuzusehen. Die eine oder andere spitze Bemerkung würde sich schon ergeben. Auf diesen Augenblick hatte sie lange gewartet. Eine Abreibung für die ach so perfekte kleine Fee. Das tat echt gut.
Sie stieß Fuxia mit dem Ellbogen an. Die kleine Hexe bewunderte noch immer das Werk der Fee, obwohl die mittlerweile heulend auf ihrem Bett saß. Bei Mariella kam der Frust jetzt erst so richtig raus.
„Sollten wir ihr nicht erzählen, was wir gesehen haben?“, fragte Fuxia ihre Freundin deshalb.
„Bist du wahnsinnig? Auf gar keinen Fall! Und unseren Eltern werden wir auch nichts erzählen, verstanden? Das bleibt unser Geheimnis.“
Fuxia nickte eingeschüchtert. In ihrem jetzigen Zustand bedeutete das, dass der durchsichtige Wackelpudding von Kopf bis Fuß zu wabbern begann.
„Apropos: Sollten wir uns nicht langsam auf den Nachhauseweg machen? Wir sind jetzt schon ziemlich lange unterwegs. Nicht, dass sich unsere Eltern noch Sorgen machen.“
Sara überlegte einen Moment. Eigentlich wollte sie der liderlichen Lichtung noch einen kurzen Besuch abstatten. Aber allein, ohne Fuxia. Andererseits . . .
„Versuch zuerst einmal, uns wieder zurück zu verwandeln. So können wir zuhause auf keinen Fall erscheinen. Dann wissen unsere Eltern sofort, dass etwas faul ist.“
Die beiden Mädchen verschwanden wieder im Wald. Fuxia wollte nicht so nahe an Mariellas Hütte den Zauberspruch probieren. Beim fünften Anlauf klappte es, und die beiden standen wieder in ihrer vollen Pracht dar.
„Gratuliere, Fuxi. Vielleicht bist du ja doch kein hoffnungsloser Fall“, spöttelte Sara.
„Du bist heute ja ganz lustig unterwegs“, antwortete Fuxia beleidigt. Sie war stolz darauf, den Zauber wieder rückgängig gemacht zu haben. In der Schule hatte sie das bisher noch nie geschafft. Das hatte sie Sara zuvor wohlweislich verschwiegen.
„Was jetzt?“
„Nach Hause“, antwortete Sara. Die Lichtung würde sie sich am nächsten Abend anschauen. Allein, natürlich. Sie spürte, dass dort ein interessantes Abenteuer auf sie wartete und wollte es sich durch die feige Fuxia nicht verderben lassen. Ihre Hexen-Freundin konnte sie ja in der Früh zum Mariella-Ärgern mitnehmen. Natürlich nur, wenn sie auch wollte. Sara hatte da so ihre Zweifel. Sie hatte sich eigentlich erwartet, dass Fuxia auch ihren Spaß daran haben würde, zu sehen, wenn Mariella einmal so richtig in Schwierigkeiten stecken würde. Stattdessen hatte die kleine Hexe nur gestaunt, wie schnell und mühelos Mariella ihr Zimmer sauber gezaubert hatte und dann auch noch Mitleid mit der Angeberin gehabt.
Dabei war doch fast nichts passiert: Ein Troll hatte zwei, drei Feen-Haare aus Mariellas Bürste gestohlen. Und? Was war da schon dabei? Der Troll war eben neugierig. Sara hatte das Bild noch vor Augen, wie der Troll mit den Haaren Mariellas musiziert hatte. In ihrer Wut auf die kleine Fee versuchte sich Sara vorzustellen, wie es wohl wäre, mit den Haaren auf Mariellas Kopf zu spielen. Würde die Fee wohl wie am Spieß brüllen, wenn man einmal zu fest an einem Haar anzog? Sara grinste diabolisch. Sie würde es herausfinden.
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