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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Lümmeln entschieden, wenn sie keinen Rock tragen würde, der schon zum Hochrutschen neigte, auch wenn sie nicht dasaß wie eine Gangsterhure in einem Rap-Video.
    Sie war hungrig, wusste aber nicht, was sie essen sollte. Das Insulin ging ihr langsam aus, und sie wusste noch immer nicht so recht, ob sie die Dosierung korrekt berechnete. Sie hatte noch keinen Termin bei der Ärztin gemacht, die Sara Linton empfohlen hatte. Ihre Füße waren angeschwollen, und ihr Rücken brachte sie um, und sie wollte den Kopf gegen die Wand stützen, weil sie nicht aufhören konnte, an Sam Lawson zu denken, sosehr sie sich auch anstrengte. Und außerdem, wenn sie an die Seitenblicke dachte, die Will ihr immer wieder zuwarf, beschlich sie die Befürchtung, dass sie sich aufführte wie eine Verrückte.
    » O Gott«, murmelte Faith und drückte die Stirn an die Verglasung der Lobby. Warum machte sie nur die ganze Zeit so viele Fehler? Sie war doch nicht blöd. Oder vielleicht war sie es doch. Vielleicht hatte sie sich all die Jahre nur etwas eingeredet und war tatsächlich einer der dümmsten Menschen auf der Erde.
    Sie schaute hinunter auf die Autos, die über die Peachtree Street krochen, Ameisen, die über den schwarzen Asphalt huschten. Letzten Monat hatte Faith in der Praxis ihres Zahnarztes einen Artikel gelesen, der postulierte, Frauen seien genetisch dazu bestimmt, sich an die Männer zu klammern, mit denen sie Sex hatten, und zwar mindestens drei Wochen lang, weil der Körper so lange brauche, um herauszufinden, ob er schwanger ist oder nicht. Damals hatte sie gelacht, weil sie sich noch nie an Männer geklammert hatte. Zumindest nicht nach Jeremys Vater, der den Staat verlassen hatte, als Faith ihm gesagt hatte, dass sie schwanger sei.
    Und doch schaute sie alle zehn Minuten auf ihr Handy und in ihre E-Mails, weil sie mit Sam reden, herausfinden wollte, wie es ihm ging oder ob er sauer auf sie war – als wäre das, was passiert war, ihre Schuld. Als wäre er so ein wunderbarer Liebhaber gewesen, dass sie nicht genug von ihm kriegen konnte. Sie war bereits schwanger; es konnte also nicht ihre genetische Veranlagung sein, die sie sich aufführen ließ wie ein törichtes Schulmädchen. Aber vielleicht waren es doch die Gene. Oder vielleicht war sie nur ein Opfer ihrer Hormone.
    Vielleicht sollte sie ihre wissenschaftlichen Informationen aber auch nicht aus dem Ladies Home Journal beziehen.
    Als Faith den Kopf drehte, sah sie Will in der Aufzugsnische. Er telefonierte und hielt sein Handy mit beiden Händen, damit es ihm nicht auseinanderfiel. Sie konnte nicht mehr wütend auf ihn sein. Mit Joelyn Zabel hatte er seine Sache sehr gut gemacht. Das musste sie zugeben. Seine Herangehensweise an die Arbeit war anders als ihre, was manchmal ein Vorteil und manchmal ein Nachteil für sie als Team war. Faith schüttelte den Kopf. Im Augenblick konnte sie nicht über diese Unterschiede nachdenken – nicht, wenn sich ihr gesamtes Leben am Rand einer gigantischen Klippe befand und der Boden nicht aufhörte zu schwanken.
    Will beendete den Anruf und kam auf sie zu. Er schaute zu dem leeren Schreibtisch, an dem die Sekretärin gesessen hatte. Die Frau war vor mindestens zehn Minuten gegangen, um Morgan Hollister zu holen. Faith stellte sich vor, dass die beiden hektisch Papiere in den Reißwolf steckten, obwohl es wahrscheinlicher war, dass die Frau, eine Chemieblonde, die Schwierigkeiten zu haben schien, auch nur die kleinste Anforderung zu erfüllen, sie und Will einfach vergessen hatte und jetzt auf der Toilette telefonierte.
    Faith fragte: » Mit wem haben Sie gesprochen?«
    » Amanda«, antwortete er und nahm ein paar Bonbons aus der Schüssel auf dem Couchtisch. » Sie hat angerufen, um sich zu entschuldigen.«
    Faith lachte über den Witz, und er fiel mit ein.
    Will nahm sich noch ein Bonbon und bot Faith die Schüssel an. Sie schüttelte den Kopf, und er fuhr fort: » Sie gibt heute Nachmittag noch eine Pressekonferenz. Joelyn Zabel zieht ihre Klage gegen die Stadt zurück.«
    » Wie kam es zu diesem Sinneswandel?«
    » Ihr Anwalt hat gemerkt, dass sie keinen Fall hatten. Aber machen Sie sich keine Sorgen, nächste Woche wird sie auf dem Titelblatt irgendeines Magazins sein, und in der Woche darauf wird sie uns wieder mit einer Klage drohen, weil wir den Mörder ihrer Schwester noch nicht gefunden haben.«
    Es war das erste Mal, dass einer der beiden ihre wahre Angst zum Ausdruck gebracht hatte: Dass der Mörder gut genug war, um mit

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