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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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das ist Agent Mitchell«, sagte Will und ignorierte dabei die wölfische Art, wie Morgan Hollister ihn anstarrte.
    » Sie trainieren?«
    » Vorwiegend freie Hanteln. Ab und zu auf der Bank.«
    Morgan klopfte ihm auf den Arm. » Solide.«
    » Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns Paulines Sachen durchsehen lassen«, sagte Will, obwohl Morgan dieses Angebot noch gar nicht gemacht hatte. » Ich weiß, dass die Atlanta Police bereits hier war. Ich hoffe, es bereitet Ihnen keine allzu großen Unannehmlichkeiten.«
    » Natürlich nicht.« Morgan legte Will die Hand auf die Schulter und führte ihn zur Tür. » Wir sind wirklich sehr bestürzt wegen Pauline. Sie war ein Klassemädchen.«
    » Wir haben gehört, die Zusammenarbeit mit ihr konnte schwierig sein.«
    Morgan kicherte, was Faith als Code für » typisch Frau« verstand. Sie war froh zu hören, dass Sexismus auch unter Schwulen grassierte.
    Will fragte: » Sagt Ihnen der Name Jacquelyn Zabel irgendetwas?«
    Morgan schüttelte den Kopf. » Ich arbeite mit allen Kunden. Ich bin mir sicher, dass ich mich an den Namen erinnern würde, aber ich kann im Computer nachsehen.« Er machte ein trauriges Gesicht. » Arme Pauline. Es war ja so ein Schock für uns alle.«
    » Für Felix haben wir eine einstweilige Pflegefamilie gefunden«, sagte Will dem Mann.
    » Felix?« Er schien verwirrt, sagte aber dann: » Ach ja, der kleine Kerl. Ich bin mir sicher, er steht das durch. Er ist ein Kämpfer.«
    Morgan führte sie einen langen Gang entlang. Rechts von ihnen lagen Bürokabinen, hinter ihnen schaute man durch Fenster auf die Interstate hinunter. Stoffmuster und Skizzen drängten sich auf den Schreibtischen. Faith warf einen flüchtigen Blick auf einige Blaupausen, die auf einem Konferenztisch ausgebreitet lagen, und wurde etwas wehmütig. Als Kind hatte sie Architektin werden wollen, ein Traum, der schnell zerplatzte, als sie mit vierzehn Jahren wegen ihrer Schwangerschaft der Schule verwiesen wurde. Inzwischen war das natürlich anders, aber damals erwartete man von schwangeren Teenagern, dass sie von der Bildfläche verschwanden und ihre Namen nie mehr genannt wurden außer in Zusammenhang mit dem Jungen, der sie geschwängert hatte, und dann bezeichnete man sie nur als » die Schlampe, die ihm das Leben ruiniert hat, indem sie schwanger wurde«.
    Vor einer geschlossenen Tür blieb Morgan stehen. Pauline McGhees Name stand darauf. Er holte einen Schlüssel heraus.
    Will fragte: » Ist die Tür immer verschlossen?«
    » Pauline hat das so gemacht. Eine ihrer Eigenheiten.«
    » Hatte sie viele solcher Eigenheiten?«
    » Sie hatte eine gewisse Art, Dinge zu tun.« Morgan zuckte die Achseln. » Ich ließ ihr völlig freie Hand. Sie war gut beim Papierkram, konnte Subunternehmer gut bei der Stange halten.« Sein Lächeln verschwand. » Natürlich gab es zum Schluss hier ein Problem. Sie hatte eine ziemlich wichtige Bestellung verbockt. Kostete die Firma eine Menge Geld. Bin mir nicht sicher, ob sie noch hier wäre, wenn nicht was passiert wäre.«
    Falls Will sich fragte, warum Morgan redete, als wäre Pauline tot, dann brachte er es nicht zur Sprache. Stattdessen streckte er die Hand nach dem Schlüssel aus. » Wir schließen wieder ab, wenn wir fertig sind.«
    Morgan zögerte. Offensichtlich hatte er angenommen, er würde bei der Durchsuchung des Zimmers dabei sein.
    Will sagte: » Wir bringen Ihnen den Schlüssel, wenn wir fertig sind, okay?« Er klopfte Morgan auf den Arm. » Danke, Mann.« Will drehte ihm den Rücken zu und betrat das Büro. Faith folgte ihm und zog die Tür hinter sich zu.
    Sie musste es einfach fragen. » Macht Ihnen das nichts aus?«
    » Morgan?« Er zuckte die Achseln. » Er weiß, dass ich nicht interessiert bin.«
    » Trotzdem …«
    » Im Kinderheim gab es viele schwule Jungs. Die meisten von ihnen waren viel netter als die anderen.«
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Eltern ihr Kind aus irgendeinem Grund abgaben, geschweige denn aus diesem. » Das ist schrecklich.«
    Will wollte offensichtlich nicht darüber reden. Stattdessen sagte er: » Ich würde das als streng bezeichnen.«
    Faith musste ihm zustimmen. Paulines Büro wirkte, als wäre es nie benutzt worden. Auf dem Schreibtisch lag kein Fetzen Papier. Die Eingangs- und Ausgangskörbe waren leer. Die Design-Bücher auf den Regalen waren alle alphabetisch geordnet, die Rücken bildeten eine saubere Reihe. Magazine steckten penibel geordnet in farbigen Kassetten. Sogar der Computermonitor

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