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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sonnenbaden gingen, zog Jackie mich immer auf, ich würde aussehen wie gestrandet.«
    » Dieses Problem haben Sie offensichtlich hinter sich gelassen.«
    Sie tat das Kompliment mit einem skeptischen Blick ab. » Ihr flog immer alles zu. Geld, Männer, Erfolg. Die Leute mochten sie.«
    » Nicht wirklich«, erwiderte Will. » Keiner der Nachbarn scheint über ihr Verschwinden sehr erschüttert zu sein. Sie hatten es nicht einmal bemerkt, bis die Polizei an ihre Türen klopfte. Ich habe das Gefühl, sie waren erleichtert, dass sie verschwunden ist.«
    » Das glaube ich Ihnen nicht.«
    » Auch die Nachbarin Ihrer Mutter, Candy, scheint darüber nicht sonderlich bestürzt zu sein.«
    Sie war offensichtlich noch nicht überzeugt.
    » Nein, Jackie sagte, Candy sei wie ein Schoßhündchen, das sie in die Fersen zwickte, und dass sie immer mit ihr zusammen sein wollte.«
    » Das stimmt nicht«, sagte Will. » Candy mochte sie nicht sonderlich. Ich würde sogar sagen, sie mochte Ihre Schwester noch weniger, als Sie sie mochten.«
    Sie nahm einen letzten Zug aus der Zigarette und ging dann in eine Kabine, um sie in der Schüssel hinunterzuspülen. Will sah, dass sie diese neue Information über ihre Schwester verarbeitete und offensichtlich Gefallen daran fand. Joelyn kehrte zum Becken zurück und lehnte sich wieder an den Waschtisch. » Sie war schon immer eine Lügnerin. Log bei kleinen Sachen, Sachen, die nicht wirklich wichtig waren.«
    » Was zum Beispiel?«
    » Zum Beispiel, dass sie in den Laden wollte, obwohl sie tatsächlich in die Bibliothek ging. Oder dass sie mit einem Jungen ging, obwohl sie eigentlich mit einem anderen ging.«
    » Klingt irgendwie verschlagen.«
    » Das war sie auch. Das ist ein perfektes Wort für sie – verschlagen. Sie hat unsere Mutter zur Weißglut getrieben.«
    » Ist sie oft in Schwierigkeiten geraten?«
    Joelyn lachte schnaubend auf. » Jackie war immer der Liebling der Lehrer, schleimte sich immer bei den richtigen Leuten ein. Sie hielt sie alle zum Narren.«
    » Nicht alle«, gab Will zu bedenken. » Sie sagten, sie hätte Ihre Mutter zur Weißglut getrieben. Ihre Mom musste doch gewusst haben, was los ist.«
    » Das wusste sie auch. Gab Unmengen von Geld aus, um Jackie Hilfe zu besorgen. Es ruinierte meine verdammte Kindheit. Alles drehte sich immer nur um Jackie – wie sie sich fühlte, was sie gerade machte, ob sie auch glücklich war. Keiner scherte sich einen Dreck darum, ob ich glücklich war oder nicht.«
    » Erzählen Sie mir von dieser Adoptionsgeschichte. Mit welcher Agentur war sie in Kontakt?«
    Joelyn senkte schuldbewusst den Blick.
    Will bemühte sich um einen neutralen Tonfall. » Ich sage Ihnen den Grund, warum ich frage: Wenn Jackie versuchte, ein Kind zu adoptieren, dann müssen wir nach Florida und diese Agentur ausfindig machen. Falls es eine Verbindung nach Übersee gibt, müssen wir vielleicht nach Russland oder China, um zu kontrollieren, ob diese Transaktionen auch legal sind. Wenn Jackie versuchte, zu Hause mit einer Leihmutter Kontakt aufzunehmen, dann müssen wir mit jeder Frau sprechen, mit der sie vielleicht gesprochen haben könnte. Wir müssen dort unten jede Agentur überprüfen, bis wir etwas finden, irgendwas, das in Verbindung zu Ihrer Schwester steht, weil sie einen sehr schlechten Menschen getroffen hat, der sie mindestens eine Woche lang vergewaltigte und folterte. Und wenn wir herausfinden können, wie Ihre Schwester ihren Entführer traf, dann können wir vielleicht auch herausfinden, wer dieser Mann ist.« Er ließ sie einige Augenblicke über seine Worte nachdenken. » Werden wir eine solche Verbindung über eine Adoptionsagentur finden, Joelyn?«
    Sie antwortete nicht, schaute nur auf ihre Hände hinunter. Will zählte die Fliesen an der Wand hinter ihrem Kopf. Er war bei sechsunddreißig, als sie schließlich den Mund aufmachte. » Ich habe das nur so gesagt – die Sache mit dem Kind. Jackie redete zwar darüber, aber sie hätte es nie getan. Ihr gefiel die Vorstellung, Mutter zu sein, aber sie wusste auch, dass sie das nie schaffen würde.«
    » Sind Sie sich da ganz sicher?«
    » Es ist so, wie wenn Leute mit gut trainierten Hunden in Kontakt kommen, wissen Sie? Sie wollen einen Hund, aber sie wollen diesen Hund, keinen neuen, mit dem sie arbeiten und den sie selbst trainieren müssten.«
    » Mochte sie Ihre Kinder?«
    Joelyn räusperte sich. » Sie hat sie nie kennengelernt.«
    Will gab der Frau ein wenig Zeit. » Vor ihrem Tod wurde sie

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