Sara Linton 01 - Tote Augen
aussehenden Zedernholzzaun begrenzt. Die Bretter waren flach, die Stützpfosten standen auf der Außenseite. Sie fragte: » Sieht der Zaun für Sie neu aus?«
Er schüttelte den Kopf. » Er ist mit einem Hochdruckreiniger abgespritzt worden. Frisches Zedernholz hat einen kräftigeren Rotton.«
Sie erreichten die Grundstücksgrenze und blieben stehen. Auf den Zedernbrettern waren Spuren zu sehen. Tiefe Kratzer zogen sich in der Mitte nach oben. Will bückte sich und sagte: » Sieht aus, als hätte das jemand mit den Füßen gemacht, wahrscheinlich, als derjenige versuchte, über den Zaun zu kommen.«
Faith schaute wieder zu Olivia Tanners Nachbarhaus hinüber. » Für mich sieht es leer aus. Glauben Sie, es war eine Zwangsräumung?«
» Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden.« Will ging zu einem anderen Abschnitt des Zauns und wollte sich darüberschwingen, als ihm einfiel, dass Faith bei ihm war. » Wollen Sie hier auf mich warten? Wir könnten aber auch außen herumgehen.«
» Mache ich einen so erbärmlichen Eindruck auf Sie?« Sie packte den oberen Rand des Zauns. Sie hatte so etwas bereits in der Polizeiakademie gemacht, aber das war einige Jahre her, und sie hatte damals keinen Rock getragen. Faith tat so, als würde sie nicht bemerken, dass Will ihr von hinten half, so wie sie hoffte, er würde so tun, als würde er nicht bemerken, dass sie ihre taubenblaue Omaunterwäsche trug.
Irgendwie schaffte sie es auf die andere Seite. Will wartete, bis sie sicher auf der anderen Seite stand, und schwang sich dann über den Zaun wie ein zehnjähriger chinesischer Turner.
» Angeber«, murmelte sie und ging den steilen Hang zu dem leeren Haus hinauf. Das Souterrain war eine Wand aus Fenstern, die auf den Hinterhof hinausführten, mit Glastüren an jedem Ende. Beim Näherkommen sah sie, dass eine der Türen offen stand. Der Wind wurde stärker, und ein Stück weißer Vorhang flatterte vor der Tür in der Brise.
» Das kann doch nicht so einfach sein«, sagte Will und dachte offensichtlich dasselbe wie Faith: Versteckte sich ihr Verdächtiger da drinnen? War das der Ort, wo er seine Opfer gefangen hielt?
Mit entschlossenem Schritt ging Will auf das Haus zu.
Sie fragte: » Soll ich Verstärkung rufen?«
Will schien sich keine großen Gedanken zu machen. Er stieß die Tür auf und streckte den Kopf hindurch.
» Schon mal was von Gefahr im Verzug gehört?«
» Haben Sie dieses Geräusch gehört?«, fragte er, obwohl sie beide wussten, dass er nichts gehört hatte. Rein rechtlich durften sie ohne Durchsuchungsbeschluss oder dem Tatbestand der Gefahr im Verzug nicht in ein Privathaus eindringen.
Faith drehte sich um und schaute zu Olivia Tanners Haus zurück. Die Frau hielt offensichtlich nicht viel von Fensterabdeckungen. Von ihrem Standpunkt aus konnte Faith deutlich in die Küche hineinschauen und auch in einen Raum, der offensichtlich Olivias Schlafzimmer war. » Wir sollten einen Durchsuchungsbeschluss beantragen.«
Will war bereits im Haus. Faith verfluchte ihn leise, während sie die Waffe aus ihrer Handtasche zog. Sie machte einen Schritt in das Souterrain und trat vorsichtig auf den weißen Berberteppich. Das Souterrain war voll ausgebaut, wurde früher offensichtlich als Medienraum genutzt. Es gab einen Billardtisch und eine Bar mit Wasseranschluss. Aus einer Wand ragten Drähte, dort war früher offensichtlich ein Heimkino-System gewesen. Will war nirgendwo zu sehen. » Idiot«, murmelte sie, machte noch einen Schritt und schob die Tür zurück, bis sie an der Wand anstieß. Sie lauschte so angestrengt, dass sie einen Phantomschmerz in den Ohren spürte.
» Will?«, flüsterte sie. Da keine Antwort kam, wagte Faith sich weiter, auch wenn ihr Herz wie wild hämmerte. Sie beugte sich über die Bar, schaute hinter den Tresen und sah seitlich davon eine Schachtel und eine leere Limodose. Hinter ihr stand ein Schrank, die Tür nur angelehnt. Mit dem Lauf ihrer Waffe schob sie sie ganz auf.
» Er ist leer«, sagte Will, der um eine Ecke kam und sie erschreckte.
» Was, zum Teufel, treiben Sie?«, blaffte Faith. » Er hätte hier drin sein können.«
Er wirkte unbeeindruckt. » Wir müssen herausfinden, wer Zugang zu diesem Haus hat. Makler. Bauunternehmer. Alle, die an dem Haus interessiert sind.« Er zog ein Paar Gummihandschuhe aus seiner Tasche und schaute sich das Schloss an der Glastür an. » Hier sind Werkzeugspuren. Jemand hat das Schloss geknackt.« Er ging zu den Fenstern, die mit
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