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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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eigentlich, Sie kommen nur wegen einer formaljuristischen Kleinigkeit mit diesem brutalen Übergriff durch? Schauen Sie sich diesen Mann an.« Finney deutete auf seinen Mandanten, und Faith musste zugeben, dass der Anwalt nicht ganz unrecht hatte. Simkovs Nase war gebrochen und seitlich verschoben. Sein rechtes Auge war so geschwollen, dass er es nur noch einen Spalt breit öffnen konnte. Sogar sein Ohr hatte etwas abbekommen, eine Reihe schwarzer Nähte zeigte an, wo Wills Faust ihm das Läppchen gespalten hatte.
    Finney sagte: » Ihr Beamter hat ihm die Seele aus dem Leib geprügelt, und Sie finden das in Ordnung?« Er erwartete keine Antwort. » Otis Simkov floh vor einem kommunistischen Regime und kam in dieses Land, um hier ein völlig neues Leben anzufangen. Glauben Sie, dass das, was Sie ihm jetzt antun, dem Wesen unserer Verfassung entspricht?«
    Amanda hatte auf alles eine Antwort. » Die Verfassung ist für Unschuldige.«
    Finney klappte seinen Aktenkoffer zu. » Ich berufe eine Pressekonferenz ein.«
    » Es würde mich sehr freuen, der Presse berichten zu dürfen, dass Mr Simkov sich von einer Hure einen blasen ließ, bevor sie nach oben gehen durfte, um ein sterbendes, sechs Monate altes Baby zu füttern. Haben Sie ihr ein paar Minuten extra mit dem Baby versprochen, wenn sie schluckt?«
    Finney brauchte einen Augenblick, um sich zu sortieren. » Ich leugne nicht, dass dieser Mann ein Arschloch ist, aber sogar Arschlöcher haben Rechte.«
    Amanda schenkte Simkov ein eisiges Lächeln. » Nur, wenn sie Bürger der Vereinigten Staaten sind.«
    » Unglaublich, Amanda.« Finney schien aufrichtig entrüstet. » Das wird eines Tages auf Sie zurückfallen. Das wissen Sie doch, nicht?«
    Amanda lieferte sich einen Blickwettkampf mit Simkov, alles andere im Zimmer schien sie nicht zu interessieren.
    Finney wandte sich nun Faith zu. » Sind Sie einverstanden mit dem hier, Officer? Sind Sie einverstanden damit, dass Ihr Partner einen Zeugen verprügelt?«
    Faith war damit überhaupt nicht einverstanden, aber jetzt war nicht die Zeit für Zweideutigkeiten. » Genau genommen heißt es › Special Agent ‹ . › Officer ‹ nennt man normalerweise einen Streifenpolizisten.«
    » Na klasse. Atlanta ist das neue Guantanamo.« Er wandte sich wieder Simkov zu. » Otik, lassen Sie sich von denen nicht schikanieren. Sie haben Rechte.«
    Simkov starrte noch immer Amanda an, als meinte er, er könne sie irgendwie brechen. Seine Augen zuckten hin und her, als wollte er in ihren Augen ihre Entschlossenheit lesen. Schließlich nickte er knapp. » Okay, ich lasse meine Klage fallen. Sie bereinigen diese andere Sache.«
    Finney wollte das nicht hören. » Als Anwalt rate ich Ihnen …«
    » Sie sind nicht mehr sein Anwalt«, warf Amanda ein. » Habe ich nicht recht, Mr Simkov?«
    » Korrekt«, bestätigte er. Er verschränkte die Arme und starrte ins Leere.
    Finney fluchte noch einmal. » Das ist noch nicht vorbei.«
    » Ich glaube schon«, entgegnete Amanda. Sie nahm den Papierstapel der Klageschrift gegen die Stadt vom Tisch.
    Finney verfluchte sie ein letztes Mal, schloss auch Faith mit ein und verließ den Raum.
    Amanda warf die Klageschrift in den Abfallkorb. Faith lauschte dem Geräusch der flatternden Blätter. Sie war froh, dass Will nicht dabei war, denn auch wenn ihr Gewissen sie jetzt wegen dieser Vorgehensweise quälte, würde Wills Gewissen ihn beinahe umbringen. Finney hatte recht. Will kam mit seiner Prügelorgie nur wegen einer formaljuristischen Kleinigkeit durch. Wenn Faith nicht gestern in diesem Gang gewesen wäre, würde sie jetzt vielleicht anders denken.
    Sie beschwor das Bild von Balthazar Lindsey herauf, der wenige Meter von der Wohnung seiner Mutter entfernt in einem Recyclingkorb lag, und alles, was ihr in den Sinn kam, waren Rechtfertigungen für Wills Verhalten.
    » Nun gut«, sagte Amanda. » Sollen wir davon ausgehen, dass es so etwas wie Verbrecherehre gibt, Mr Simkov?«
    Simkov nickte anerkennend. » Sie sind eine sehr harte Frau.«
    Amanda schien sich über diese Einschätzung zu freuen, und Faith sah, wie sehr sie es genoss, wieder in einem Verhörzimmer zu sein. Wahrscheinlich langweilte es sie zu Tode, den ganzen Tag in Verwaltungskonferenzen sitzen und sich Budgetaufstellungen und Diagramme anschauen zu müssen. Kein Wunder, dass Will zu terrorisieren ihr einziges Hobby war.
    Sie sagte: » Erzählen Sie mir von der Sache, die Sie in diesen Wohnungen laufen hatten.«
    Er zog die Schultern hoch

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