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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sie ausgetrickst hatte. Er wusste nicht so recht, was sie mehr ärgern würde: die glatte Lüge, die er ihr am Telefon aufgetischt hatte, dass Sam den falschen Jake Berman gefunden hatte, oder die Tatsache, dass Will allein nach Süden fuhr, um mit dem Mann zu sprechen. Ihren Arzttermin hätte sie auf keinen Fall einhalten können, wenn Will ihr gesagt hätte, dass der echte Jake Berman gesund und munter am Lester Drive lebte. Sie hätte darauf bestanden mitzukommen, und Will hätte ihr keinen guten Grund nennen können, warum sie es nicht tun sollte, außer dass sie schwanger und Diabetikerin war und schon genug um die Ohren hatte, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben, indem sie einen Zeugen befragte, der auch ein Verdächtiger sein konnte.
    Das wäre bei Faith wirklich gut angekommen. Wie eine Stromnachzahlung am Ende des Monats.
    Will hatte Caroline, Amandas Assistentin, gebeten, Jake Berman mit der Adresse am Lester Drive abzugleichen. Nachdem dies geklärt war, ergab sich der Rest ziemlich schnell. Die Hypothek lief auf den Namen seiner Frau, wie auch die Kreditkarten, die Verbindlichkeiten für Kabel- TV und die Nebenkosten des Hauses. Lydia Berman war Lehrerin. Jake Berman hatte seinen Job verloren und in der ganzen Zeit, die er Sozialhilfe bezog, keine neue Arbeit gefunden. Vor achtzehn Monaten hatte er Insolvenz angemeldet und sich so von einer halben Million Schulden verabschiedet. So schwer zu finden war er wohl nur deshalb gewesen, weil er ganz einfach seinen Gläubigern entgehen wollte. Da Berman vor wenigen Monaten wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden war, erschien es nur einleuchtend, dass er sich bedeckt hielt.
    Das alles wäre allerdings auch einleuchtend, wenn Berman ihr Verdächtiger war.
    Für lange Strecken war der Porsche nicht bequem, und Wills Rücken schmerzte, als er in den Lester Drive einbog. Der Verkehr war schlimmer gewesen als gewöhnlich, ein umgekippter Traktor samt Anhänger lag quer über der Interstate und brachte alles für fast eine Stunde zum Erliegen. Will hatte mit seinen Gedanken nicht allein sein wollen. Als er ins Coweta County einfuhr, hatte er in so ziemlich jeden erreichbaren Sender hineingehört.
    Will hielt neben einem zivilen Chevy Caprice an der Einmündung des Lester Drive. Der Griff eines Rasenmähers ragte aus dem Kofferraum heraus. Der Mann hinter dem Steuer trug einen Overall, eine dicke Goldkette hing ihm um den Hals. Will erkannte Nick Shelton, den Field Agent des District 23.
    » Wie läuft’s?«, fragte Nick und drehte den Bluegrass-Song leiser, der aus dem Radio plärrte. Will hatte schon einige Male mit dem Agent zu tun gehabt. Er war so hinterwäldlerisch, dass sein Nacken rot glühte, aber er war ein guter Ermittler und kannte sich aus in seinem Job.
    Will fragte: » Ist Berman noch im Haus?«
    » Außer er hat sich durch die Hintertür rausgeschlichen«, antwortete Nick. » Aber denken Sie sich nichts. Der Kerl kam mir eher träge vor.«
    » Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    » Habe mich als Gärtner ausgegeben, der Arbeit sucht.« Nick gab ihm eine Visitenkarte. » Ich habe ihm gesagt, ein Hunderter im Monat, und er meinte, er könne sich, verdammt noch mal, selbst um seinen Rasen kümmern, vielen Dank.« Er lachte schnaubend. » Und das von einem Kerl, der um zehn Uhr noch im Pyjama herumläuft.«
    Will schaute die Karte an, erkannte die Zeichnung eines Rasenmähers und einiger Blumen. Er sagte: » Nett.«
    » Die falsche Telefonnummer ist ziemlich praktisch bei den Damen.« Nick kicherte noch einmal. » Ich habe mir den alten Jakey gut angesehen, während er mir einen Vortrag über konkurrenzfähige Preise hielt. Das ist eindeutig Ihr Junge.«
    » Waren Sie im Haus?«
    » So dumm war er nicht«, meinte Nick, dann fragte er: » Soll ich hierbleiben?«
    Will überlegte, dachte an das, was Faith gesagt hätte, wenn er ihr die Chance gegeben hätte, dabei zu sein: Lass dich nie ohne Rückendeckung auf eine unbekannte Situation ein. » Wenn Sie nichts dagegen haben. Bleiben Sie und passen Sie auf, dass mir nicht der Schädel weggepustet wird.«
    Sie lachten beide ein bisschen lauter, als es angebracht gewesen wäre, wahrscheinlich weil Will es nicht wirklich als Witz gemeint hatte.
    Er kurbelte sein Fenster hoch und fuhr die Straße hinunter. Um das Ganze etwas einfacher zu machen, hatte Caroline Berman angerufen, bevor Will das Büro verließ. Sie hatte sich als Telefonistin der örtlichen Kabel- TV -Firma ausgegeben. Berman hatte

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