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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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stimmte hier nicht, und Will war sich sehr deutlich bewusst, dass Nick Shelton im Augenblick in seinem Auto saß und Radio hörte.
    Nun war das unmissverständliche Geräusch eines zufallenden Fensters zu hören. Will lief hinters Haus und sah gerade noch einen Mann, der durch den Garten rannte. Jake Berman trug eine Pyjamahose, aber kein Oberteil. Immerhin hatte er es geschafft, Turnschuhe anzuziehen. An einem raffinierten Schaukelgerüst schaute er sich um und sprintete dann zu dem Maschendrahtzaun, der sein Grundstück von dem des Nachbarn trennte.
    » Scheiße«, murmelte Will und setzte ihm nach. Will war ein guter Läufer, aber Berman war schnell – die Arme pumpten, die Beine bewegten sich so flink, dass ihre Bewegungen verschwammen.
    » Polizei!«, schrie Will. Er unterschätzte die Höhe des Zauns und blieb mit dem Fuß hängen. Er stürzte zu Boden, rappelte sich aber sofort wieder auf. Er sah Berman durch einen anderen Garten laufen, vorbei an einem Haus und zur Straße. Will jagte ihm nach, nahm aber den geraden Weg und verkürzte so den Abstand zu Berman, der eben die Straße überquerte.
    Reifenquietschen war zu hören, als Nick Sheltons Caprice Berman den Weg abschnitt. Er schlug mit der Hand auf die Motorhaube, wich dem Auto aus und lief auf den gegenüberliegenden Garten zu.
    » Verdammt!«, fluchte Will. » Polizei. Stehen bleiben!«
    Berman lief weiter, aber er war ein Sprinter, kein Marathonläufer. Wills Vorteil war seine Ausdauer. Er kam erst richtig auf Touren, als Berman langsamer wurde und versuchte, das Holztor zu einem Nachbargarten zu öffnen. Er schaute sich über die Schulter, sah Will und rannte weiter. Doch Berman war außer Atem, und Will merkte an den langsamer werdenden Bewegungen seiner Beine, dass der Mann gleich aufgeben würde. Aber er ging kein Risiko ein. Als er nahe genug war, machte er einen Satz auf Berman zu und warf ihn so heftig zu Boden, dass beiden für einen Augenblick lang die Luft wegblieb.
    » Arschloch!«, schrie Nick Shelton und trat Berman in die Seite.
    Nach seinem Übergriff auf den Portier von Annas Wohnhaus hatte Will gedacht, er würde nun sanfter vorgehen, aber das Adrenalin pumpte ihm alle möglichen üblen Gedanken ins Hirn.
    Nick trat Berman noch einmal. » Lauf nie vor dem Gesetz davon, du Wichser.«
    » Ich wusste ja nicht, dass Sie Polizisten …«
    » Klappe halten.« Will wollte ihm Handschellen anlegen, aber Berman wehrte sich und versuchte zu entkommen. Nick hob wieder den Fuß, und Will rammte Berman das Knie so fest in den Rücken, dass er die Rippen nachgeben spürte. » Lassen Sie das!«
    » Ich habe nichts getan!«
    » Sind Sie deswegen davongerannt?«
    » Ich wollte joggen gehen«, kreischte er. » Ich laufe immer um diese Tageszeit.«
    Nick fragte: » Im Pyjama?«
    » Leck mich.«
    » Es ist ein Verbrechen, die Polizei zu belügen.« Will stand auf und riss Berman auf die Beine. » Fünf Jahre Gefängnis. Dort gibt’s jede Menge Männertoiletten.«
    Bermans Gesicht wurde weiß. Einige Nachbarn waren zusammengelaufen. Sie sahen nicht glücklich und auch, wie Will bemerkte, nicht sonderlich hilfsbereit aus.
    » Alles in Ordnung«, rief Berman ihnen zu. » Ist nur ein Missverständnis.«
    Nick sagte: » Ein Missverständnis dieses Trottels, der glaubt, er könne vor der Polizei davonlaufen.«
    Will war der äußere Anschein egal. Er riss Berman die Hände hoch, sodass er gebückt gehen musste, als Will ihn über die Straße führte.
    » Mein Anwalt wird hiervon erfahren.«
    Nick sagte: » Vergessen Sie nicht zu erzählen, dass Sie davongerannt sind wie ein verängstigtes Schulmädchen.«
    Will hielt Berman weiterhin die Hände in die Höhe, sodass er sich nicht aufrichten konnte. Zu Nick sagte er: » Könnten Sie das vielleicht melden?«
    » Wollen Sie die Kavallerie?«
    » Ich will, dass ein Streifenwagen mit Blinklicht und Sirene vor seinem Haus vorfährt, damit jeder in der Nachbarschaft weiß, dass wir da sind.«
    Nick salutierte und trottete zu seinem Auto.
    Berman sagte: » Sie machen einen Fehler.«
    » Ihr Fehler war die Flucht von einem Tatort.«
    » Was?« Er drehte sich, echte Überraschung im Gesicht, um. » Was für ein Verbrechen?«
    » Route 316.«
    Er schaute noch immer verwirrt. » Worum geht’s denn hier?«
    Entweder lieferte der Mann eine oscarreife Vorstellung ab oder er hatte wirklich absolut keine Ahnung. » Sie waren vor vier Tagen Zeuge eines Autounfalls auf der 316. Eine Frau wurde von einem Auto angefahren. Sie

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