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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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haben mit meiner Partnerin gesprochen.«
    » Ich habe das Mädchen doch nicht allein gelassen. Der Krankenwagen war da. Ich habe dieser Polizistin alles erzählt, was ich gesehen hatte.«
    » Sie haben eine falsche Telefonnummer und Adresse angegeben.«
    » Ich wollte nur …« Er schaute sich um, und Will fragte sich, ob er sich wieder losreißen wollte. » Bringen Sie mich von hier weg«, bat Berman ihn. » Schaffen Sie mich einfach aufs Polizeirevier, okay? Bringen Sie mich aufs Revier, gestatten Sie mir meinen Anruf, und dann können wir das Ganze klären.«
    Will drehte ihn um, doch er behielt die Hand auf Bermans Schulter, falls er noch einmal sein Glück versuchen sollte. Bei jedem Schritt spürte Will, wie seine Verärgerung stärker wurde. Berman sah immer mehr aus wie ein armseliger, weinerlich hinterlistiger Ersatz für ein menschliches Wesen. Zwei Tage hatten sie mit der Suche nach ihm vergeudet, und dann hatte er Will gezwungen, ihn durch die halbe Nachbarschaft zu jagen.
    Berman drehte sich um. » Warum nehmen Sie mir nicht die Handschellen ab, damit ich …«
    Will drehte Berman so schnell wieder um, dass er ihn auffangen musste, damit er nicht aufs Gesicht fiel. Die nächste Nachbarin stand in der offenen Tür und schaute ihnen zu. Wie auch die anderen Frauen sah sie nicht gerade empört darüber aus, dass der Mann in Handschellen abgeführt wurde.
    Will fragte: » Hassen sie Sie, weil Sie schwul sind? Oder weil Sie sich von Ihrer Frau aushalten lassen?«
    Berman wirbelte wieder herum. » Scheiße, was soll denn …«
    Will schubste ihn diesmal so heftig, dass er wirklich das Gleichgewicht verlor. » Es ist zehn Uhr, und Sie sind noch im Pyjama.« Er schob Berman durch das hohe Gras in seinem Garten. » Haben Sie denn keinen Rasenmäher?«
    » Wir können uns keinen Gärtner leisten.«
    » Wo sind Ihre Kinder?«
    » Im Hort.« Wieder versuchte er, sich umzudrehen. » Was geht Sie das an?«
    Will schubste ihn wieder, nun auf die Einfahrt zu. Er hasste den Mann aus so vielen Gründen, nicht zuletzt, weil er eine Frau und Kinder hatte, die ihn wahrscheinlich sehr liebten, er es aber nicht einmal schaffte, den Rasen zu mähen oder das Auto zu waschen.
    Berman fragte barsch: » Wohin bringen Sie mich? Ich sagte, bringen Sie mich aufs Revier.«
    Will schwieg, schob ihn die Einfahrt hoch und riss ihm die Arme in die Höhe, sobald er langsamer wurde oder sich umdrehen wollte.
    Sie gingen hinter das Haus, und Berman protestierte die ganze Zeit. Er war ein Mann, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte, und dass er ignoriert wurde, schien ihn mehr zu ärgern, als dass er herumgeschubst wurde, deshalb schwieg Will, als er ihn zur Veranda dirigierte.
    Will zog an der Hintertür, aber sie war verschlossen. Er schaute Berman an, dessen blasierter Gesichtsausdruck darauf hinzudeuten schien, dass er meinte, die Oberhand zu bekommen. Das Fenster, durch das der Mann sich hinausgeschlichen hatte, war zugefallen. Als er es wieder hochschob, quietschten die billigen Federn.
    Berman sagte: » Keine Angst. Ich warte auf Sie.«
    Will fragte sich, wo Nick Shelton blieb. Wahrscheinlich stand er vor dem Haus und dachte, er tue Will einen Gefallen, wenn er ihn eine Weile mit dem Verdächtigen allein ließ.
    » Genau«, murmelte Will, löste eine Schelle und fixierte Berman damit an dem massiven Grill. Er stemmte sich hoch und zwängte sich durch das offene Fenster. Dann stand er in der Küche, die Gänse zum Thema hatte. Gänse am Tapetenrand, Gänse auf den Geschirrtüchern, Gänse auf dem Teppich unter dem Tisch.
    Er schaute zum Fenster hinaus. Berman stand da und strich sich die Hose glatt, als würde er sie beim Herrenausstatter anprobieren.
    Will schaute sich schnell im Haus um und fand nur das, was er erwartet hatte: ein Kinderzimmer mit Stockbett, ein großes Elternschlafzimmer mit angrenzendem Bad, die Küche, ein Wohnzimmer und ein Arbeitszimmer mit nur einem Buch im Regal. Will konnte den Titel nicht lesen, aber er erkannte Donald Trumps Foto auf dem Umschlag und vermutete, dass es ein Ratgeber zum schnellen Reichwerden war. Offensichtlich hatte Jake Berman den Rat des Mannes nicht befolgt. Andererseits, wenn man sich überlegte, dass Berman seinen Job verloren und Insolvenz angemeldet hatte, dann hatte er es vielleicht doch getan.
    Es gab keinen Keller, und die Garage war leer bis auf drei Kartons, die den Inhalt von Jake Bermans früherem Büro zu enthalten schienen: einen Hefter, ein hübsches Schreibtisch-Set,

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