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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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weiterfahren, aber er meinte, er sei Sanitäter und dürfe die Unfallstelle nicht verlassen. Ich schätze, das ist ein Ehrenkodex oder so was.« Er hielt wieder inne, und Will vermutete, er zwang sich, sich an das Vorgefallene zu erinnern.
    Will sagte: » Lassen Sie sich Zeit.«
    Jake nickte und überlegte noch ein paar Minuten. » Rick stieg aus, und ich blieb im Auto. Da stand dieses ältere Paar auf der Straße. Der Mann fasste sich an die Brust. Ich blieb einfach im Auto sitzen und starrte, als wäre das alles wie ein Film im Kino. Die ältere Frau telefonierte – ich schätze, sie rief einen Krankenwagen. Es war komisch, weil sie sich dabei immer die Hand vor den Mund hielt, ungefähr so.« Er bedeckte den Mund mit der Hand, wie Judith Coldfield es tat, wenn sie lächelte. » Es war, als würde sie ein Geheimnis verraten, aber es war niemand da, der es hören konnte, und deshalb …« Er zuckte die Achseln.
    » Sind Sie irgendwann aus dem Auto ausgestiegen?«
    » Ja«, antwortete er. » Irgendwann habe ich mich bewegt. Ich konnte den Krankenwagen hören. Ich bin dann zu dem alten Mann. Ich glaube, sein Name war Henry?« Will nickte. » Ja, Henry. Er war in einem schlechten Zustand. Ich glaube, beide hatten einen Schock. Die Hände der älteren Frau zitterten wie verrückt. Der andere Kerl, Rick, versorgte gerade die nackte Frau. Ich habe von ihr nicht viel gesehen. Es war hart, sie so zu sehen, wissen Sie. Es war hart, sie anzuschauen, meine ich. Ich weiß noch, als dann der Sohn der beiden kam, starrte er sie einfach nur an und sagte so was wie: › O Gott. ‹ «
    » Moment mal«, sagte Will. » Judith Coldfields Sohn war am Unfallort?«
    » Ja.«
    Will rief sich das Gespräch mit den Coldfields ins Bewusstsein, fragte sich, warum Tom so ein wichtiges Detail ausgelassen hatte. Der Mann hatte mehr als genug Gelegenheit gehabt, den Mund aufzumachen, auch mit seiner dominanten Mutter im Zimmer. » Wann kam der Sohn dazu?«
    » Ungefähr fünf Minuten vor dem Krankenwagen.«
    Will kam sich blöd vor, weil er alles wiederholte, was Berman sagte, aber er musste es ganz genau wissen. » Tom Coldfield war fünf Minuten vor dem Krankenwagen am Unfallort?«
    » Er war vor der Polizei da. Die kam ja erst, als der Krankenwagen schon wieder weg war. Niemand war da. Es war brutal. Wir hatten ungefähr zwanzig Minuten, in denen die Frau einfach sterbend auf der Straße lag, und niemand kam, um ihr zu helfen.«
    Will merkte, wie sich ein Puzzleteil ins Bild einfügte – zwar nicht dasjenige, das sie für den Fall brauchten, aber dasjenige, das erklärte, warum Max Galloway so offen feindselig war, als es um die Weitergabe von Informationen ging. Der Detective musste gewusst haben, dass der Krankenwagen das Opfer mitgenommen hatte, bevor die Polizei eintraf. Faith hatte die ganze Zeit recht gehabt. Es gab einen Grund, warum die Rockdale Police den Bericht des ersten Beamten vor Ort nicht durchfaxte, und der Grund war, dass sie sich selbst schützen wollten. Eine langsame Reaktionszeit der Polizei war etwas, woraus die lokalen Nachrichtenstationen ihre Geschichten bastelten. Was Will anging, war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Noch heute würde er Galloway seine Detective-Marke abnehmen. Man wusste ja nicht, wie viele andere Indizien noch zurückgehalten worden waren.
    » Hey«, sagte Berman. » Wollen Sie das jetzt hören oder nicht?«
    Will merkte, dass er völlig in seinen eigenen Gedanken versunken war, und nahm den Faden wieder auf. » Also, Tom Coldfield tauchte auf«, sagte er. » Und dann kam der Krankenwagen?«
    » Zuerst nur einer. Sie brachten die Frau weg, diejenige, die angefahren worden war. Henry meinte, er wolle warten, weil er mit seiner Frau fahren wollte, und für alle war in einem Krankenwagen nicht genug Platz. Es gab ein bisschen eine Diskussion darüber, aber Rick sagte: › Fahrt einfach ‹ , weil er wusste, dass es der Frau sehr schlecht ging. Er gab mir seine Autoschlüssel und stieg mit in den Krankenwagen, damit er die Frau weiterversorgen konnte.«
    » Wie lange dauerte es, bis der nächste Krankenwagen kam?«
    » Ungefähr zehn, vielleicht fünfzehn Minuten später.«
    Will rechnete kurz nach. Fast fünfundvierzig Minuten waren bereits verstrichen gewesen, und die Polizei war noch immer nicht da. » Was dann?«
    » Sie nahmen Henry und die Frau mit. Der Sohn folgte ihnen, und ich war allein auf der Straße.«
    » Und die Polizei war noch immer nicht da?«
    » Ich hörte

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