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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Faith einige der Ladenschilder nicht hätte entziffern können.
    Nachdem er sich durch weiteren Verkehr gekämpft hatte, fand er sich schließlich in der richtigen Gegend wieder. Er bog in die erste gesicherte Wohnanlage gegenüber des VA Hospital ein, weil er wusste, dass er diese Suche am besten methodisch anging. Der Wachmann am Tor war höflich, aber die Coldfields standen nicht auf seiner Bewohnerliste. In der nächsten Anlage erhielt er dasselbe negative Ergebnis, aber bei der dritten, der hübschesten von allen, hatte Will endlich Erfolg.
    » Henry und Judith.« Der Mann am Tor lächelte, als wären sie alte Freunde. » Ich glaube, Hank ist beim Golfspielen, aber Judith sollte zu Hause sein.«
    Will wartete, denn der Wachmann musste erst bei Judith anrufen, bevor er ihn einlassen konnte. Er schaute sich die gepflegte Anlage an und spürte so etwas wie Neid. Will hatte keine Kinder, keine nennenswerte Familie. Sein Ruhestand war etwas, das ihm Sorgen machte, und schon seit seinem ersten Gehaltsscheck legte er regelmäßig etwas auf die hohe Kante. Er war nicht sehr risikofreudig, deshalb hatte er auf dem Aktienmarkt nicht viel verloren. Sein schwer verdientes Geld legte er vorwiegend in staatlichen Schatzbriefen und kommunalen Pfandbriefen an. Er hatte eine Heidenangst davor, als einsamer, alter Knacker in einem staatlichen Pflegeheim zu landen. Die Coldfields lebten die Art von Ruhestand, die Will sich erhoffte – ein freundlicher Wachmann am Tor, gepflegte Gärten, ein Seniorenzentrum, in dem man Karten oder Shuffleboard spielen konnte.
    Aber da er wusste, wie so etwas lief, würde Angie irgendeine schreckliche Krankheit bekommen, die so lange dauerte, dass sie seine gesamte Altersvorsorge aufzehren würde, bevor sie starb.
    » Sie sind da, junger Mann!« Der Wachmann lächelte, unter seinem buschigen, grauen Schnurrbart zeigten sich gerade, weiße Zähne. » Hinter dem Tor links, dann noch mal links, dann rechts und Sie sind am Taylor Drive. Es ist die Nummer 1693.«
    » Danke«, sagte Will, obwohl er nur den Straßennamen und die Hausnummer verstanden hatte. Der Mann hatte mit einer Handbewegung angedeutet, in welche Richtung Will fahren sollte, also fuhr er durch das Tor und bog entsprechend ab. Danach war es ein reines Ratespiel.
    » Scheiße«, murmelte Will und hielt sich streng an die Beschränkung von zehn Meilen pro Stunde, während er den großen See in der Mitte des Anwesens umrundete. Die Häuser waren einstöckige Cottages, die alle gleich aussahen: verwitterte Schindeln, Garagen für je ein Auto und diverse Sammlungen von Beton-Enten und -Hasen auf den sauber gemähten Rasenflächen.
    Ältere Leute gingen spazieren, und wenn sie ihm winkten, winkte er zurück, vermutlich, um den Eindruck zu erwecken, er wisse, wohin er fahre. Was nicht der Fall war. Er hielt neben einer älteren Dame in einem fliederfarbenen Sportanzug. Sie hatte Skistöcke in den Händen wie beim Nordic Walking.
    » Guten Morgen«, sagte Will. » Ich suche nach sechzehn-neunzig-drei Taylor Drive.«
    » Ach, Henry und Judith!«, rief die Walkerin. » Sind Sie ihr Sohn?«
    Er schüttelte den Kopf. » Nein, Ma’am.« Da er niemanden beunruhigen wollte, fügte er hinzu: » Ich bin nur ein Freund der Familie.«
    » Das ist ein sehr hübsches Auto, nicht?«
    » Vielen Dank, Ma’am.«
    » Ich könnte mich da nicht reinzwängen«, sagte sie. » Und falls ich es doch schaffen würde, würde ich nicht mehr rauskommen!«
    Um höflich zu sein, lachte er mit ihr und strich dabei diese spezielle Anlage von der Liste von Orten, wo er seinen Ruhestand genießen wollte.
    Sie sagte: » Arbeiten Sie mit Judith in dem Obdachlosenheim?«
    Seit seinem Verhörtraining an der GBI -Akademie war Will nicht mehr so viel gefragt worden. » Ja, Ma’am«, log er.
    » Habe das da in ihrem Secondhandshop bekommen«, sagte sie und deutete auf den Sportanzug. » Sieht brandneu aus, nicht?«
    » Er ist bezaubernd«, versicherte ihr Will, obwohl die Farbe nichts war, was man in der Natur finden würde.
    » Sagen Sie Judith, ich habe noch mehr Kram, den ich ihr geben kann, falls sie den Laster vorbeischickt.« Sie schaute Will bedeutungsvoll an. » In meinem Alter braucht man nicht mehr so viele Sachen.«
    » Ja, Ma’am.«
    » Nun gut«, sagte die Frau und nickte erfreut. » Fahren Sie da vorn einfach rechts.« Er folgte der Bewegung ihrer Hand. » Der Taylor Drive liegt dann links.«
    » Vielen Dank.« Er legte den Gang ein, aber sie stoppte ihn. » Wissen

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