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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sie, beim nächsten Mal wäre es einfacher, wenn Sie gleich nach dem Tor links fahren, dann sofort noch einmal links und dann …«
    » Vielen Dank«, wiederholte Will und ließ das Auto anrollen. Sein Hirn würde explodieren, wenn er in dieser Anlage mit noch einem Menschen sprechen müsste. Er fuhr sehr langsam und hoffte, dass er die korrekte Richtung eingeschlagen hatte. Sein Handy klingelte, und er hätte beinahe geweint vor Erleichterung, als er sah, dass es Faith war.
    Vorsichtig klappte er das kaputte Gerät auf und hielt es sich ans Ohr. » Wie war Ihr Arzttermin?«
    » Gut«, sagte sie. » Hören Sie, ich habe mit Tom Coldfield gesprochen …«
    » Über ein Treffen mit ihm? Ich auch.«
    » Jake Berman wird warten müssen.«
    Will spürte, wie ihm die Brust eng wurde. » Mit Jake Berman habe ich schon gesprochen.«
    Sie blieb still – zu still.
    » Faith, es tut mir leid. Ich dachte, es wäre besser, wenn ich …« Will wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte. Das Telefon in seiner Hand rutschte, was ein statisches Knistern produzierte. Er wartete, bis es aufgehört hatte, und wiederholte dann: » Es tut mir leid.«
    Sie nahm sich schmerzhaft lange Zeit, bis sie die Axt niedersausen ließ. Als sie schließlich etwas sagte, klang ihre Stimme abgehackt, als würden ihr die Worte im Hals stecken bleiben. » Ich habe Sie wegen Ihrer Behinderung auch nicht anders behandelt.«
    Genau genommen stimmte das nicht, aber er wusste, es war nicht die richtige Zeit, um sie darauf hinzuweisen. » Berman hat mir erzählt, dass Tom Coldfield am Unfallort war.« Sie schrie ihn nicht an, deshalb fuhr er fort: » Ich schätze, Judith rief ihn an, weil Henry einen Herzanfall hatte. Tom folgte ihnen in seinem Auto ins Krankenhaus. Die Polizei kam erst, als alle anderen schon weg waren.«
    Sie schien sich zu überlegen, ob sie ihn anschreien oder sich als Polizistin verhalten sollte. Wie gewöhnlich behielt die Polizistin die Oberhand. » Das ist der Grund, warum Galloway seine Spielchen mit uns getrieben hat. Er wollte Rockdale County den Rücken decken.« Sie kam dann gleich zum nächsten Problem. » Und Tom Coldfield hat uns nicht gesagt, dass er am Unfallort war.«
    Will wartete einen Augenblick, weil es in der Leitung wieder knisterte. » Ich weiß.«
    » Er ist Anfang dreißig, eher mein Alter. Paulines Bruder war älter, nicht?«
    Will wollte persönlich mit ihr darüber sprechen, nicht durch sein kaputtes Handy. » Wo sind Sie?«
    » Direkt vor dem Haus der Coldfields.«
    » Gut«, sagte er, überrascht, dass sie so schnell hierhergekommen war. » Ich bin gleich ums Eck. In zwei Minuten bin ich da.«
    Will beendete den Anruf und legte das Handy auf den Beifahrersitz. Inzwischen ragte ein weiterer Draht zwischen den beiden Hälften heraus. Es war ein roter, und das war kein gutes Zeichen. Er schaute in den Rückspiegel. Die Walkerin kam auf ihn zu. Sie war schnell, und Will beschleunigte auf fünfzehn Meilen, um ihr zu entkommen.
    Die Straßenschilder waren größer als normal, die Buchstaben leuchtend weiß auf schwarz, was für Will eine schreckliche Kombination war. Er bog ab, sobald er konnte, und machte sich nicht die Mühe, den ersten Buchstaben auf dem Schild zu entziffern. Faiths Mini würden zwischen all den Cadillacs und Buicks, die die Senioren zu bevorzugen schienen, deutlich hervorstechen.
    Will fuhr zum Ende der Straße, sah aber nirgendwo einen Mini. Er bog in die nächste Straße ein und hätte beinahe die Walkerin angefahren. Sie machte eine Handbewegung, um anzudeuten, dass er das Fenster herunterkurbeln sollte.
    Er setzte ein freundliches Lächeln auf. » Ja, Ma’am?«
    » Gleich dort«, sagte sie und deutete zu dem Cottage an der Ecke. Dieses spezielle Modell hatte einen Rasen-Jockey vor der Tür, das weiße Gesicht frisch lackiert. Neben dem Briefkasten standen zwei große Pappkartons, beide mit schwarzem Filz-Marker beschriftet. » Ich vermute, Sie nehmen die nicht in Ihrem winzigen Auto mit.«
    » Nein, Ma’am.«
    » Judith meinte, ihr Sohn würde später mit dem Laster vorbeifahren.« Sie schaute zum Himmel hoch. » Besser nicht zu spät.«
    » Wird sicher nicht lange dauern«, sagte Will zu der Walkerin. Diesmal schien sie nicht so erpicht darauf, die Unterhaltung fortzusetzen. Sie winkte und ging weiter die Straße entlang.
    Will schaute sich die Kartons vor Judith und Henry Coldfields Haus an und musste an den Müll denken, den Jacquelyn Zabel vor dem Haus ihrer Mutter aufgebaut hatte.

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