Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Verwirrung lachen … vielleicht auch deshalb. »Ach ja? Das funktioniert wirklich?«

    »Jau, wenn man sie ab und zu verschiebt, damit die Krähen nicht mißtrauisch werden. Krähen sind so ziemlich die klügsten Vögel, wissen Sie. Suchen Sie diese Eulen, Sie ersparen sich eine Menge Schweinerei.«
    »Mach ich«, sagte ich. Plastikeulen, um die Krähen zu verscheuchen - das war exakt die Art von Wissen, das sich Jo aneignen (was das anging, war sie selbst wie eine Krähe und pickte glitzernde Häppchen Informationen auf, die ihr Interesse erweckten) und in die Tat umsetzen würde, ohne mich ausdrücklich zu informieren. Auf einmal fühlte ich mich wieder einsam - ich vermißte sie schrecklich.
    »Gut. Eines Tages, wenn ich mehr Zeit habe, machen wir einen Rundgang durchs Haus. Durch den Wald auch, wenn Sie wollen. Ich denke, Sie werden zufrieden sein.«
    »Ganz bestimmt. Wo wohnt Devore?«
    Die buschigen Brauen schossen in die Höhe. »Warrington’s. Er und Sie sind praktisch Nachbarn. Ich dachte, das wüßten Sie schon.«
    Ich erinnerte mich an die Frau, die ich gesehen hatte - schwarzer Badeanzug und schwarze Shorts, ein Ensemble, das ihr irgendwie ein exotisches Cocktailparty-Aussehen verliehen hatte - und nickte. »Ich habe seine Frau kennengelernt.«
    Bill lachte so herzhaft, daß er sein Taschentuch brauchte. Er fischte es vom Armaturenbrett (ein blaues Paisleyding, so groß wie eine Footballflagge) und wischte sich die Augen ab.
    »Was ist so komisch?« fragte ich.
    »Spindeldürre Frau? Weißes Haar? Gesicht so ähnlich wie eine Halloweenmaske für Kinder?«
    Nun mußte ich lachen. »Das ist sie.«
    »Sie ist nicht seine Frau, sie ist seine, wiesagtmannochgleich, persönliche Assistentin. Rogette Whitmore ist ihr Name.« Er sprach es ro-GET aus, mit einem harten G. »Devores Frau ist seit zwanzig Jahren tot.«
    »Was für ein Name ist Rogette? Französisch?«
    »Kalifornisch«, sagte er und zuckte die Achseln, als würde dieses eine Wort alles erklären. »Gibt Leute im Ort, die haben Angst vor ihr.«
    »Tatsächlich?«

    »Jau.« Bill zögerte, dann fügte er mit einem dieser typischen Lächeln hinzu, die wir aufsetzen, wenn wir andere wissen lassen wollen, daß wir wissen, wir sagen etwas Dummes: »Brenda Meserve sagt, sie ist eine Hexe.«
    »Und die beiden wohnen seit fast einem Jahr im Warrington’s?«
    »Jau. Diese Whitmore kommt und geht, aber die meiste Zeit ist sie hier gewesen. In der Stadt glaubt man, daß sie bleibt, bis die Sorgerechtsverhandlung vorbei ist, und dann mit Devores Privatjet nach Kalifornien zurückkehrt. Daß sie es Osgood überlassen, Warrington’s zu verkaufen und -«
    »Verkaufen? Was meinen Sie damit, verkaufen? «
    »Ich dachte, Sie wüßten es schon«, sagte Bill und legte den ersten Gang ein. »Als der alte Hugh Emerson Devore eröffnete, daß sie das Blockhaus nach Thanksgiving schließen würden, ließ Devore ihn wissen, daß er nicht die Absicht hätte, dort auszuziehen. Er sagte, er fühlte sich dort wohl und würde bleiben.«
    »Er hat es gekauft.« Im Lauf der vergangenen zwanzig Minuten war ich abwechselnd überrascht, amüsiert und erbost gewesen, aber niemals regelrecht fassungslos. Jetzt war ich es. »Er hat Warrington’s gekauft, damit er nicht ins Lookout Rock Hotel in Castle View umziehen oder sich ein Haus mieten mußte.«
    »Jau, so ist es. Neun Häuser, einschließlich Hauptgebäude und Sunset Bar; fünfzig Hektar Wald, ein Golfplatz mit sechs Löchern und hundertfünfzig Meter Strand an der Straße . Plus Bowlingbahn und Softballplatz. Viereinviertel Millionen. Sein Freund Osgood hat das Geschäft abgewickelt, Devore hat mit einem persönlichen Scheck bezahlt. Ich frage mich, wie er für die vielen Nullen Platz gefunden hat. Bis bald, Mike.«
    Damit fuhr er die Einfahrt hinauf und ließ mich mit offenem Mund auf der Veranda zurück.
     
    Plastikeulen.
    Bill hatte mir zwischen Blicken auf seine Uhr etwa zwei Dutzend interessante Sachen gesagt, aber im Vordergrund blieb die Tatsache (und ich akzeptierte es als Tatsache; er war seiner Sache einfach zu sicher gewesen), daß Jo hierhergekommen
war, um die Zustellung von zwei gottverdammten Plastikeulen in Empfang zu nehmen.
    Hatte sie es mir gesagt?
    Möglich wäre es. Ich konnte mich nicht erinnern, und mir wollte scheinen, als müßte ich mich daran erinnern, aber Jo behauptete immer, wenn ich in der Zone wäre, hätte es keinen Sinn, mir irgend etwas zu sagen, weil alles zum einen Ohr hinein- und zum

Weitere Kostenlose Bücher