Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Öl. Kalt oder nicht, ich war förmlich in Schweiß gebadet.
    »Bist du Lance Devore?«
    Klopf-klopf , sofort.
    »Bin ich in Sara sicher? Bin ich sicher?«
    Klopf . Eine Pause. Und ich wußte , daß es eine Pause war, das Ding auf der Treppe war noch nicht fertig. Dann: Klopf-klopf . Ja, ich war sicher. Nein, ich war nicht sicher.
    Ich hatte eine marginale Kontrolle über meinen Arm zurückbekommen. Ich streckte ihn aus, tastete an der Wand entlang
und fand den Lichtschalter. Ließ die Finger darauf ruhen. Jetzt fühlte sich der Schweiß auf meinem Gesicht an, als würde er zu Eis gefrieren.
    »Bist du die Person, die in der Nacht ruft?« fragte ich.
    Klopf-klopf von unter mir, und zwischen den beiden Klopfgeräuschen schaltete ich das Licht ein. Die Kellerleuchten gingen an. Ebenso eine grelle Glühbirne - mindestens hundertfünfundzwanzig Watt - über dem Treppenabsatz. Niemand hätte Zeit gehabt, sich zu verstecken, geschweige denn zu fliehen, und es war auch niemand da, der es versucht hätte. Darüber hinaus hatte Mrs. Meserve - sonst in vieler Hinsicht bewundernswürdig - es verabsäumt, die Kellertreppe zu fegen. Als ich nach unten zu der Stelle ging, wo meiner Einschätzung nach das Klopfen erklungen war, hinterließ ich Fußspuren in der dünnen Staubschicht. Aber meine waren die einzigen.
    Ich stieß Atemluft aus und konnte sie vor mir sehen. Also war es kalt gewesen , war noch kalt … aber es wurde rasch wärmer. Ich atmete noch einmal aus und konnte nur eine Andeutung von Dunst sehen. Beim dritten Ausatmen nichts mehr.
    Ich strich mit der Handfläche über die isolierten Paneele. Glatt. Ich drückte mit dem Finger dagegen, und obwohl ich nicht besonders fest drückte, blieb ein Abdruck in der silbernen Oberfläche zurück. Kinderleicht. Wenn jemand hier unten mit der Faust darauf geschlagen hätte, hätte es Dellen in der silbernen Fläche haben müssen, vielleicht sogar Risse, so daß man die rosa Füllmasse darunter sehen konnte. Aber alle Quadrate waren glatt.
    »Bist du noch da?« fragte ich.
    Keine Antwort, und doch hatte ich das Gefühl, daß mein Besucher noch da war . Irgendwo.
    »Ich hoffe, ich habe dich nicht brüskiert, als ich das Licht angemacht habe«, sagte ich, und jetzt kam ich mir ein wenig seltsam vor, hier auf meiner Kellertreppe zu stehen, laut zu sprechen und den Spinnen eine Predigt zu halten. »Ich wollte dich sehen, falls irgend möglich.« Ich hatte keine Ahnung, ob das stimmte oder nicht.
    Plötzlich - so plötzlich, daß ich fast das Gleichgewicht verloren hätte und die Treppe hinuntergefallen wäre - wirbelte
ich herum und war überzeugt, das Ding im Leichentuch stände hinter mir, daß es dieses Ding gewesen war, das geklopft hatte, es , kein höfliches Gespenst von M. R. James, sondern ein Schrecken vom Rande des Universums.
    Da war nichts.
    Ich drehte mich wieder um, holte zwei- oder dreimal tief Luft und ging den Rest der Kellertreppe hinunter. Unter der Treppe sah ich ein seetaugliches Kajak samt Paddel. In der Ecke stand der Gasherd, den wir ausrangiert hatten, nachdem wir das Haus gekauft hatten; außerdem die Badewanne auf Klauenfüßen, die Jo (gegen meinen Einwand) zur Pflanzschale hatte umfunktionieren wollen. Ich fand eine Truhe mit Tischtüchern, an die ich mich vage erinnern konnte, eine Schachtel mit stockfleckigen Musicassetten (Gruppen wie die Delfonics, Funkadelic und.38 Special), mehrere Kartons mit altem Geschirr. Es war ein Leben hier unten, aber letzten Endes kein besonders interessantes. Im Gegensatz zum Leben, das ich in Jos Atelier gespürt hatte, war dieses nicht unterbrochen, sondern zurückgelassen worden, abgestreift wie eine alte Haut, und das war in Ordnung. War gewissermaßen die natürliche Ordnung der Existenz.
    Auf einem Regal mit Krimskrams fand ich ein Fotoalbum und nahm es ebenso neugierig wie argwöhnisch herunter. Aber diesmal fand ich keine Bomben; fast alle Bilder waren Aufnahmen von Sara Lacht, wie das Haus ausgesehen hatte, als wir es gekauft hatten. Aber ich fand ein Bild von Jo in Schlaghosen (das Haar in der Mitte gescheitelt, weißen Lippenstift auf dem Mund) und eins von Michael Noonan im Blumenhemd und mit Koteletten, bei dem ich mich krümmte (der Junggeselle Mike auf dem Bild war eine Art Barry-White-Typ, den ich nicht erkennen wollte und doch erkannte).
    Ich fand Jos alte kaputte Tretmühle, einen Rechen, den ich im nächsten Herbst gut gebrauchen konnte, wenn ich noch hier war, ein Schneegebläse, das ich im Winter

Weitere Kostenlose Bücher