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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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nicht ganz sicher war, ob er sich nicht getäuscht hatte.
    „Das freut mich sehr. Sie ist ein liebes Mädchen. Und ich glau-
    be, dass sie sich inzwischen sehr viel aus euch macht."
    Bei den Worten wurde ihm unbehaglich, obwohl er nicht recht
    wusste, warum.
    Callie schien es zu bemerken. „Ich freue mich sehr", sagte sie
    noch einmal.
    Er nickte. „Was hältst du davon?", fragte er und zeigte auf
    das Hundebild.
    Sie warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. „Ich halte es für
    ein riesiges Hundebildnis."
    Er betrachtete das Bild von allen Seiten und meinte dann
    ernsthaft: „Eine scharfsinnige Beobachtung." Sie lachte auf,
    und er fuhr fort: „Die schönen Künste waren nie meine Stär-
    ke. Ich sehe mich eher als Musikkenner. Wie du ja weißt." Der
    letzte Satz wurde leise an ihrem Ohr geraunt. Sie sollten sie
    aus der Ruhe bringen, sie an den Abend im Schlafzimmer er-
    innern ... an ihren ersten Kuss. Diese Strategie funktionierte:
    Ralston konnte sich eines leisen Entzückens nicht erwehren, als
    er sie nach Luft schnappen hörte.
    „Ich glaube, ich kehre jetzt besser zu meiner Schwester zu-
    rück", erklärte Callie mit ein wenig schwankender Stimme.
    „Ich bring dich hin."
    „Nein!", sagte sie, etwas lauter als geplant. Sie unterbrach
    sich, fuhr dann fort: „Ich glaube, ich gehe lieber allein."
    Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, das The-
    ma zu forcieren - und sie zu zwingen, sich von ihm begleiten zu
    lassen. Aber er wusste, wann er aufhören musste. „Ja, vielleicht
    ist das besser", stimmte er zu und beugte sich über ihre Hand.
    Leise fügte er hinzu: „Dann also heute Abend?"
    Sie hielt seinem Blick lange stand und nickte schließlich.
    „Heute Abend."
    Und damit war sie verschwunden.
    Um neun Uhr an diesem Abend ging Callie aufgeregt in
    ihrem Schlafzimmer auf und ab und zählte die Stun-
    den, bis sie die Hintertreppe hinunterschleichen und
    ihr nächstes Abenteuer beginnen konnte. Ihre Nerven waren
    zum Zerreißen gespannt, seit sie Ralston an diesem Nachmit-
    tag entkommen war. Der Rest der Vernissage hatte sich als end-
    los erwiesen: Oxford hatte dauernd von sich gesprochen und
    ihr merkwürdige Avancen gemacht, und Mariana und Riving-
    ton hatten nur Augen füreinander gehabt. Das konnte nicht
    einmal Blakes Jerusalem, aufwiegen.
    Zu Hause fand sie natürlich noch weniger Ablenkung als
    in der Royal Academy. Gleich nach ihrer Rückkehr hatte Cal-
    lie sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen und Kopfschmer-
    zen vorgeschützt, damit ihre Mutter ihr erlaubte, dem Ball der
    Cavendishs fernzubleiben. Nun ging sie in ihrem Zimmer auf
    und ab und wurde in dem beengten Raum fast wahnsinnig.
    Sie drehte sich zu der Uhr um, die in einer Raumecke stand,
    um noch einmal nachzusehen, wie spät es war. Zehn nach neun.
    Sie seufzte und warf sich auf die Bank am Erkerfenster, das auf
    den Garten von Allendale House hinausging.
    Wenn Ralston nur nicht so unmissverständlich klargemacht
    hätte, dass ihre Intermezzos - die Momente, bei denen sie sich
    so lebendig und euphorisch gefühlt hatte - ein Fehler waren.
    Sie wäre am liebsten im Boden versunken, als er den Kuss
    beendet und sich dafür entschuldigt hatte. Ein Solches Verhal-
    ten war eines Gentlemans zwar würdig, aber es passte einfach
    nicht zu Ralston, sich zu entschuldigen, wenn er sein Benehmen
    nicht auch wirklich bereute.
    Callie konnte nur annehmen, dass er es bereute, sich je mit ihr
    eingelassen zu haben - eine naive alte Jungfer war ja auch nicht
    direkt die ideale Gefährtin für einen Wüstling.
    Aber er hat mich wunderschön genannt. Sie seufzte noch ein-
    mal, zog die Füße auf die Bank und ließ diesen Moment erneut
    vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Es war genauso wun-
    derbar gewesen, wie sie es sich ausgemalt hatte - der attraktive
    Ralston, der Mann, nach dem sie sich mehr als ein Jahrzehnt
    gesehnt hatte, hatte sie endlich bemerkt. Hatte sie nicht nur be-
    merkt, sondern auch gesagt, dass sie wunderschön sei.
    Und dann hatte er sich ihr entzogen und sich entschuldigt.
    Für alles. Da wäre es ihr lieber gewesen, er hätte sie überhaupt
    nie beachtet, als dass er ihre gemeinsame Zeit bereute.
    Callie stand auf und trat an den Spiegel, der in einer Ecke des
    Raums stand. Sie betrachtete sich, beurteilte sich - das Haar zu
    braun, die Augen zu braun, die Statur zu klein, der Mund zu
    voll, insgesamt unmodisch füllig, mit zu üppigen Brüsten, zu
    breiten Hüften.
    Kein Wunder, dass er sich entschuldigt

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