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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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Kopf und erwiderte: „Be-
    stimmt ist es sicher. Sei vorsichtig."
    „Kommst du auch mit?"
    „Nein, danke, ich glaube, ich bleibe noch ein wenig hier und
    fasse ein Leben als Abenteurerin ins Auge."
    Er grinste sie an. „Hervorragend. Lass es mich wissen, wenn
    du dich entschließt, morgen früh in den Orient aufzubrechen."
    Sie erwiderte das Lächeln. „Du erfährst es als Allererster."
    Darauf ging er hinaus und überließ Callie ihren Überlegun-
    gen.
    Sie saß lange da, hörte auf die allmählich abebbenden Ge-
    räusche im Haus - erst verabschiedeten sich die Gäste, dann
    ging die Familie zu Bett, schließlich räumten die Dienstboten
    die Zimmer auf, in denen die Dinnerparty stattgefunden hatte -
    und ließ sich dabei immer wieder die letzten Augenblicke mit
    Benedick durch den Kopf gehen. Was, wenn ich es tatsächlich
    wagen würde?
    Was, wenn sie ein anderes Leben führen könnte als die lang-
    weilige, gesetzte Farce, die sie im Augenblick lebte? Was, wenn
    sie all die Dinge tun könnte, von denen sie nicht einmal zu träu-
    men wagte? Was sollte sie davon abhalten, ein solches Wagnis
    einzugehen?
    Jetzt, wo sie achtundzwanzig war, nahm niemand sonderlich
    viel Notiz von ihr. Ihr Ruf war seit Jahren blütenrein - Jahre, in
    denen es eine Rolle gespielt hatte, dass sie ihren guten Namen
    nicht besudelte. Außerdem hatte sie jetzt auch nicht vor, ihren
    Ruf ganz und gar zu zerstören. Sie würde nichts tun, was ein
    ehrbares männliches Mitglied des ton nicht jederzeit ohne Bedenken tun konnte und auch tat. Und wenn er das konnte, wa-
    rum nicht auch sie?
    Sie hob die Hände und entfernte die Nadeln, mit denen ihr
    Spitzenhäubchen befestigt war. Sobald sie es freibekommen
    hatte, nahm sie es ab, wobei sich gleichzeitig auch ein paar lan-
    ge Locken lösten und ihr auf die Schultern herabfielen, und
    drehte es nachdenklich in den Händen herum. Wann hatte sie
    sich in die Sorte Frau verwandelt, die Spitzenhäubchen trug?
    Wann hatte sie alle Hoffnung fahren lassen, je en vogue zu sein?
    Wann war sie zu der Sorte Mensch geworden, die sich vor Tante
    Beatrices Boshaftigkeit verstecken musste?
    Schwankend erhob sie sich und ging langsam zum Kamin,
    das Spitzenhäubchen in den Händen. Das Gespräch mit Bene-
    dick und der Sherry verliehen ihr ein berauschendes Gefühl
    der Macht. Sie blickte auf die verlöschende Glut und hatte das
    Gefühl, als verhöhnten sie die orange glühenden Kohlen.
    Was würde sie tun, wenn sie tatsächlich etwas ändern könn-
    te?
    Ohne innezuhalten, warf sie das Spitzenhäubchen in den Ka-
    min. Lange Augenblicke passierte gar nichts, das zarte Gebilde
    lag einfach da und hob sich in seiner weißen Reinheit deutlich
    von den schmauchenden, verkohlten Holzscheiten ab. Gerade
    als Callie sich fragte, ob sie hineingreifen und das Häubchen
    wieder herausholen sollte, fing es Feuer.
    Sie keuchte und tat unwillkürlich einen kleinen Schritt zu-
    rück, als die Flamme zornig hell vor ihr aufloderte und das
    Häubchen einschloss, beugte sich dann aber doch vor und sah
    zu, wie das zarte Gebilde ein Eigenleben entwickelte, sich ein-
    rollte und aufleuchtete, während jeder Zoll lichterloh brannte.
    Und dann begann Callie zu lachen, fühlte sich skandalös und
    wunderbar zugleich - als könnte sie alles tun, wovon sie je ge-
    träumt hatte.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging entschlossen zum
    Schreibtisch des Earls. Nachdem sie eine Kerze entzündet hat-
    te, zog sie die oberste Schublade auf und holte ein frisches
    Blatt Papier heraus. Sie glättete es mit der Hand und betrach-
    tete die weite cremeweiße Fläche, die sich vor ihr ausbreitete,
    nickte entschieden, schraubte das silberne Tintenfass auf dem
    Schreibtisch auf und griff nach einem Federkiel.
    Sie tauchte die Feder in die schwarze Tinte und stellte im
    Geist eine Liste der Dinge zusammen, die sie tun würde ...
    wenn sie den Mut dazu fände.
    Der erste Punkt verstand sich von selbst. Auch wenn sie ihn
    ihrem Bruder nicht hatte verraten wollen, hatte sie doch das
    Gefühl, dass sie ehrlich zu sich selber sein und ihn aufschrei-
    ben sollte. Schließlich war dies der einzige Punkt, bei dem sie
    befürchtete, sie werde nie in der Lage sein, ihn abzuhaken.
    Sie setzte die Feder an und begann zu schreiben, und ihre
    Schrift war entschlossen und kraftvoll.
    Jemanden küssen.
    Sie sah auf, sobald die Worte geschrieben waren, als hätte sie
    Angst, bei solch skandalösem Treiben erwischt zu werden.
    Dann widmete sie sich

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