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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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Schicksal gesprochen? Als wäre sie ein Waisenkind, um
    das man sich kümmern musste?
    Ais wäre sie eine unverheiratete Frau ohne Zukunftsaussich-
    ten.
    Was sie natürlich war.
    Und so schloss sie den Mund wieder.
    „Bestimmt gibt sie eine wunderbare Tante ab", fügte Riving-
    ton hinzu.
    Na wunderbar. Schon reicht er die Erben der Herzogswürde
    an die unverheiratete Tante weiter.
    „Sie hätte eine wunderbare Mutter abgegeben", sagte Mari-
    ana, und die eindringlich geäußerten Worte entlockten Callie
    ein schwaches Lächeln. Sie versuchte den Konjunktiv zu über-
    hören, als ihre Schwester hinzufügte: „Ich wünschte nur, dass
    ihr dasselbe Glück beschieden gewesen wäre wie uns. Sie hätte
    es wirklich verdient."
    Rivington seufzte. „Das stimmt. Aber dazu müsste Callie
    auch mit beiden Händen nach diesem Glück greifen. Wenn sie
    weiterhin so ...", er hielt inne, suchte nach dem richtigen Wort,
    und Callie beugte sich noch ein Stückchen vor, um besser hören
    zu können - so weit, dass sie nach vornüberzukippen drohte,
    „... wenn sie weiterhin einfach so abwartet, wird sie es nie dazu
    bringen."
    Abwartet?
    Im Geiste sah Callie vor sich, wie Mariana zustimmend nick-
    te. „Callie bräuchte ein Abenteuer. Natürlich würde sie nie so
    weit gehen, eines zu suchen."
    Darauf trat eine lange Pause ein, während ihre Worte - die
    vollkommen ohne Bosheit geäußert worden waren - auf Callie
    einwirkten, sie mit ihrer Schwere zu ersticken drohten. Und
    plötzlich bekam sie keine Luft mehr, und ihr Gesicht war von
    Tränen überströmt.
    „Vielleicht wünschst du dir ja auch ein Abenteuer, meine
    Schöne." Rivingtons Ton hatte wieder diese sinnliche Note an-
    genommen, und das Kichern, mit dem Mariana darauf reagier-
    te, war für Callie plötzlich unerträglich. Leise schloss sie die
    Tür, um es nicht mehr hören zu müssen.
    Wenn sie nur auch die Erinnerung an ihre Worte hätte aus-
    schließen können.
    Abwarten. Was für ein schreckliches Wort. Was für ein schreck-
    liches Gefühl. Jemand, der einfach abwartet, unattraktiv und
    langweilig, bestimmt für ein fades, gesetztes, absolut uninteres-
    santes Leben. Sie drängte die Tränen zurück, lehnte die Stirn an
    die kühle Mahagonitür und überlegte bang, ob sie sich tatsäch-
    lich gleich würde übergeben müssen.
    Um sich zu beruhigen, atmete sie ein paar Mal tief durch -
    das Zusammenspiel von Sherry und heftigen Gefühlen drohte
    sie beinahe zu überwältigen.
    Sie wollte diese Frau nicht sein - die Frau, von der die beiden
    gesprochen hatten. Es hatte nie in ihrer Absicht gelegen, zu die-
    ser Frau zu werden. Irgendwie war es jedoch passiert... irgend-
    wie war sie vom Weg abgekommen und hatte sich für dieses
    langweilige, gesetzte Leben entschieden statt für ein anderes,
    riskanteres.
    Und nun stand ihre Schwester kurz davor, durch eigenes Zu-
    tun ruiniert zu werden, während sie selbst noch nicht einmal
    geküsst worden war.
    Das ließ eine alte Jungfer schon mal zur Flasche greifen.
    Nur dass sie das an diesem Abend bereits oft genug getan
    hatte.
    Das ließ eine alte Jungfer aktiv werden.
    Entschlossen griff sie in ihr Mieder und holte das gefaltete
    Stück Papier heraus, das sie vor wenigen Minuten dort verbor-
    gen hatte. Während sie das zerdrückte Papier betastete, über-
    legte sie, was sie nun tun sollte.
    Sie könnte zu Bett gehen, sich in Tränen und Sherry erträn-
    ken und den Rest ihres Lebens bedauern, dass sie nichts unter-
    nommen hatte und - schlimmer noch - dass die Menschen in
    ihrem Umfeld glaubten, sie hätte einfach nur abgewartet.
    Sie könnte sich allerdings auch ändern.
    Sie könnte ihre Liste in die Realität umsetzen.
    Jetzt. Noch heute Abend.
    Sie strich sich eine Locke aus der Stirn und wurde sich dabei
    wieder bewusst, dass sie kein Spitzenhäubchen mehr trug.
    Heute Abend. Sie würde mit einem Punkt anfangen, der eine
    Herausforderung darstellte. Mit einem Punkt, der sie unwie-
    derbringlich auf diesen neuen, kühnen, vollkommen Callie-un-
    typischen Pfad führte.
    Noch einmal atmete sie tief durch, öffnete die Tür und trat
    in den dunklen Flur von Allendale House. Inzwischen war ihr
    gleichgültig, ob sie auf Mariana und Rivington stieß. Tatsäch-
    lich fiel ihr kaum auf, dass die beiden verschwunden waren.
    Ohnehin hatte sie keinen weiteren Gedanken für sie, als sie
    die breite Marmortreppe zu ihrem Schlafzimmer hinaufeilte.
    Sie musste sich umziehen.
    Lady Calpurnia wollte ausgehen.
    Callie sah

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