Sarah Maclean
erschre-
cken, und seine festen Lippen streiften die ihren, blieben kurz
dort liegen, berührten sie kaum, ehe sie zurücksprang und die
Hand vor den Mund schlug.
Er sah sie direkt an und wartete darauf, dass sie etwas sagte.
Als sie schwieg, fragte er: „Gibt es ein Problem?"
„N.. .nein!", sagte sie eine Spur zu laut. „Ganz und gar nicht,
Mylord. Das heißt... also, danke."
Er stieß den Atem mit einem halben Lachen aus. „Mir scheint,
Sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht." Er hielt inne,
sah die Verwirrung in ihrem Blick. „Sehen Sie, wenn ich mich
bereit erkläre, etwas zu tun, dann tue ich es auch richtig. Das
hier war nicht der Kuss, dessentwegen Sie gekommen sind,
kleine Maus."
Callie rümpfte ob dieser Anrede die Nase. „Nein?"
„Nein."
Ihre Nervosität flackerte von Neuem auf, und sie begann, an
der Quaste an ihrem Mantel herumzuzupfen. „Ach, na ja. Es
war recht nett. Ich bin durchaus zufrieden, was die Erfüllung
Ihrer Seite des Geschäfts angeht."
„Sie sollten nicht darauf abzielen, ,recht nette' Erfahrungen
zu machen", sagte er, ergriff ihre ruhelose Hände und senkte die
Stimme. „Und ein Kuss sollte einen nicht zufriedenstellen."
Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, gab jedoch
auf, als er sie an sich zog und ihre Hände auf seine Schultern
legte. Ihre Stimme war nur noch ein Quietschen, als sie erwider-
te: „Was sollte ein Kuss denn dann?"
Da küsste er sie. Richtig diesmal.
Er zog sie an sich und presste seine Lippen auf die ihren,
nahm sie auf eine Weise, die sie sich niemals hätte vorstellen
können, in Besitz. Seine Lippen, so fest und warm, drängten
sich gegen die ihren, lockten sie, bis sie nach Luft rang. Er fing
ihr Stöhnen auf, machte es sich zunutze, dass sie den Mund ge-
öffnet hatte, indem er mit der Zunge an der Innenseite ihrer
Lippen entlangfuhr, sie kostete, bis sie es nicht mehr ertrug.
Er schien ihre Gedanken lesen zu können, denn gerade als sie
glaubte, es keinen Moment länger aushalten zu können, drückte
er sie noch fester an sich und intensivierte den Kuss. Er drang
tiefer in sie vor, fester.
Und dann war sie verloren.
Callie glühte vor Leidenschaft, wollte seinen Liebkosungen
mit eigenen begegnen. Ihre Hände schienen sich wie von selbst
zu bewegen, strichen über seine breiten Schultern, seinen Hals.
Zögerlich berührte sie Raistons Zunge mit der ihren und wur-
de mit einem tiefen Knurren der Befriedigung belohnt. Er ver-
stärkte seinen Griff, und erneut überrollte sie eine Woge heißer
Leidenschaft. Dann zog er sich ein Stück zurück, und sie folgte
ihm, passte sich seinen Bewegungen an, bis er seine Lippen um
ihre Zunge schloss und sanft daran saugte - die Empfindung
erschütterte sie bis ins Innerste. Und auf einmal brannte sie
lichterloh.
Er hatte recht. Dies war der Kuss, dessentwegen sie gekom-
men war.
In diesem Augenblick unterbrach er den Kuss, ließ seine Lip-
pen über ihre Wangen hinauf zu ihrem Ohr wandern, nahm das
weiche Ohrläppchen zwischen die Zähne und biss sanft zu.
Wellen der Lust überrollten sie, als er die empfindsame Haut
dort berührte. Von Weitem hörte Callie ein Wimmern ... und er-
kannte mit einiger Verspätung, dass es von ihr selbst stammte.
Seine Lippen bewegten sich an ihrem Ohr, als er flüsterte,
und sein heftiger Atem machte aus den Worten eine Liebko-
sung: „Ein Kuss sollte einen nicht zufriedenstellen."
Wieder nahm er ihren Mund mit seinen Lippen in Besitz,
machte mit seinen berauschenden Liebkosungen jeden ver-
nünftigen Gedanken unmöglich. Alles, was sie wollte, war, ihm
noch näher zu sein, noch fester von ihm gehalten zu werden.
Und wie zur Antwort zog er sie dichter an sich, intensivierte
den Kuss. Seine Hitze überwältigte sie, seine weichen, liebko-
senden Lippen schienen all ihre Geheimnisse zu kennen.
Als er den Mund von ihrem löste, hatte sie keine Kraft mehr.
Seine Worte drangen durch die Benommenheit ihrer Sinne.
„Ein Kuss sollte einen stets voll Sehnsucht zurücklassen."
Callie erwachte erst spät, und sofort meldete sich tief in
ihrem Inneren nervöse Unruhe. Ein paar flüchtige Au-
genblicke konnte sie sich diese merkwürdigen Gefühle
nicht recht erklären - doch dann fielen ihr die Ereignisse des
Vorabends wieder ein, und schlagartig war sie hellwach. Sie
fuhr im Bett auf und saß mit weit aufgerissenen Augen da; sie
hoffte, die ganze Nacht sei nichts anderes als ein wilder, lächer-
licher
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