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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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un-
    attraktiv - etwas rundlich und unscheinbar, aber das lag wohl
    hauptsächlich an ihrem schlichten schwarzen Mantel. Sie hatte
    volle Lippen, einen makellosen Teint und große, wunderschöne
    Augen, die vor Emotionen blitzten. Er fragte sich kurz, welche
    Farbe sie wohl hatten, ehe er sich zwang, sich auf die vorliegen-
    de Sache zu konzentrieren.
    Offenbar war dies das erste Mal, dass sie etwas so Dreistes
    tat - etwas so Abenteuerliches; wenn er sich ihres blütenreinen
    Rufs nicht schon bewusst gewesen wäre, hätte er es aus ihrem
    deutlich spürbaren Unbehagen geschlossen. Die kleine Calpur-
    nia Hartwell, die er nur vom Sehen kannte, aus all den Jahren,
    die sie am Rand von Ballsälen und Salons verbracht hatte, war
    ein Mauerblümchen erster Güteklasse.
    Ihr Benehmen an diesem Abend war allerdings nicht sehr
    mauerblümchenhaft.
    Er beobachtete sie ruhig, ohne sich anmerken zu lassen, was
    er dachte. Sie wich seinem Blick aus, sah angelegentlich auf
    ihre gefalteten Hände hinab und linste immer wieder zur Tür,
    wie um ihre Fluchtmöglichkeiten abzuschätzen. Unwillkürlich
    überkam ihn ein warmes Gefühl für sie, diese kleine Maus, die
    sich offensichtlich in einer Situation wiederfand, die weit au-
    ßerhalb ihrer Erfahrung lag.
    Er könnte sich wie ein Gentleman benehmen - sich ihrer er-
    barmen, ihr einen Ausweg offenbaren und ihr anbieten, den
    ganzen Abend zu vergessen. Aber er spürte, dass sie gleichzeitig
    diese Sache zu Ende bringen wollte, trotz ihrer offenkundigen
    Nervosität. Er fragte sich, wie weit sie wohl gehen würde.
    „Warum?"
    Bei dieser Frage machte sie große Augen, sah ihn ganz flüch-
    tig an und wandte den Blick sofort wieder ab. „M...mylord?",
    stammelte sie.
    „Warum eine solche Bitte? Nicht dass es mir nicht schmei-
    chelte, das versteht sich von selbst, aber Sie müssen doch zuge-
    ben, dass das ein wenig merkwürdig ist."
    „Ich ... ich weiß nicht."
    Er schüttelte langsam den Kopf, wie ein Raubtier, das die
    Spur der Beute aufnahm. „Das, meine Liebste, ist die falsche
    Antwort."
    „Sie sollten mich nicht so nennen. Das ist zu intim."
    Einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln.
    „Sie stehen in meinem Schlafzimmer und bitten mich, Sie zu
    küssen - ich würde sagen, wir haben die Grenzen von Anstand
    und Schicklichkeit längst hinter uns gelassen. Und jetzt frage
    ich Sie noch einmal: warum?"
    Sie schloss die Augen, und gleichzeitig stieg ihr die Schamrö-
    te ins Gesicht. Einen Augenblick dachte er schon, dass sie nicht
    antworten würde. Doch dann atmete sie tief durch, und sie sag-
    te: „Mich hat noch nie jemand geküsst. Ich dachte, es wäre all-
    mählich an der Zeit."
    Die Worte schockierten ihn - es schwang kein Selbstmitleid
    darin mit, auch kein Flehen. Stattdessen klangen sie so ehr-
    lich, so nüchtern, dass er sie unwillkürlich für ihren Mut be-
    wundern musste. Es war sicher nicht leicht, eine solche Aussa-
    ge zu machen.
    Er offenbarte nicht, wie überrascht er war. „Warum ich?"
    Ihr Geständnis schien ihr Selbstvertrauen eingeflößt zu ha-
    ben, und so erwiderte sie sofort, als wäre es eine Selbstver-
    ständlichkeit: „Sie sind ein berüchtigter Lebemann. Ich habe
    den Klatsch gehört."
    „Ach ja? Welchen Klatsch denn?"
    Callies Wangen färbten sich rot.
    Er drängte: „Lady Calpurnia, auf welchen Klatsch beziehen
    Sie sich da?"
    Sie räusperte sich. „Ich ... habe zufällig mit angehört... dass
    Sie eine gewisse Viscountess halb nackt im Wintergarten ihres
    Gatten zurückgelassen haben, als Sie aus dem Fenster kletter-
    ten, um seinem Zorn zu entgehen."
    „Das ist eine Übertreibung."
    „Es heißt, dass Sie Ihr Hemd dort ließen. Und dass er es aus
    Rache verbrannt hat."
    „Eine schamlose Übertreibung."
    Ihr Blick begegnete dem seinen. „Was ist mit der Pfarrers-
    tochter, die Ihnen durch ganz Devonshire nachgereist ist, in der
    Hoffnung, ruiniert zu werden?"
    „Wo haben Sie denn das gehört?"
    „Manche würden sich wundern, was man am Rand eines
    Ballsaals alles erfahren kann, Mylord. Ist es wahr?"
    „Sagen wir, ich hatte ziemliches Glück, dass sie mich nicht
    eingeholt hat. Wie ich höre, lebt sie derzeit glücklich verheiratet
    in Budleigh Salterton." Sie lachte, doch das Lachen verwan-
    delte sich in ein Keuchen, als er hinzufügte: „Nun, wenn man
    all den Klatsch betrachtet, wer garantiert Ihnen dann, das ich
    mich mit einem Kuss begnügen würde?"
    „Niemand. Aber Sie würden nicht weiter

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