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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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einen großen Schluck nahm.
    Zwar konnte er ihr Gesicht nicht sehen, doch er bekam mit, wie
    sie unter heftigem Husten zurückzuckte und den Kopf schüttel-
    te, als wollte sie ihn frei bekommen. Dann wiederholte sie die
    Prozedur. Diesmal konnte sie sich beherrschen, doch die Art, wie
    sie sich dem Glas mit gesenktem Kopf näherte, verriet ihm, dass
    das Getränk sie skeptisch stimmte. Offensichtlich hatte sie in
    ihrem Leben noch keinen Tropfen Whisky getrunken. Nachdem
    sie das Glas eine ganze Weile beäugt hatte und offenbar mit sich
    rang, ob sie noch einen Schluck nehmen sollte oder nicht, konnte
    Ralston seine Neugier nicht länger bezähmen.
    „Das kommt davon, wenn man Whisky bestellt."
    Beinahe hätte Callie das Glas fallen lassen. Ralston konnte
    nicht verhindern, dass eine Spur Befriedigung in ihm aufkeim-
    te. Geschah dem Weibsbild recht.
    Sie hatte sich sofort zu ihm umgedreht, wodurch der Whisky
    in ihrem Glas gefährlich hochschwappte, und er stand auf, um
    sich zu ihr zu setzen.
    Er hielt ihr zugute, dass sie sich so rasch von ihrer Überra-
    schung erholte, dass sie erwiderte: „Ich hätte mir wohl denken
    können, dass ich Sie hier antreffe."
    „Sie werden einräumen, dass es kein alltägliches Ereignis ist,
    wenn eine wohlerzogene Dame darum bittet, dass man ihr ein
    Wirtshaus empfiehlt."
    „Wohl nicht." Sie sah in ihr Glas. „Ich könnte Sie nicht zufäl-
    lig dazu bringen, an Ihren Tisch zurückzukehren und so zu tun,
    als hätten Sie mich nicht gesehen?"
    „Ich fürchte, das ist vollkommen unmöglich. Ich kann Sie
    hier doch nicht sich selbst überlassen. Sie könnten ganz leicht
    in eine kompromittierende Lage geraten."
    Sie lachte leise. „Das hingegen kann ich mir kaum vorstellen,
    Mylord."
    Er beugte sich noch weiter vor, senkte die Stimme. „Sind Sie
    wirklich nicht in der Lage zu erkennen, welchen Schaden Ihr
    Ruf nehmen könnte, wenn man Sie allein hier antrifft?"
    „Ich könnte mir vorstellen, dass der Schaden beträchtlich ge-
    ringer wäre, als wenn ich hier mit Ihnen angetroffen werden
    würde." Mit einer vagen Geste wies sie auf den Schankraum.
    „Hier sitzen jede Menge Damen ohne Begleitung."
    Raistons Blick verdüsterte sich. „Ich glaube kaum, dass die-
    se speziellen ,Damen' damit rechnen, ohne Begleitung zu blei-
    ben."
    Sie verstand nicht gleich, was er meinte, und runzelte ver-
    wirrt die Stirn. Nach ein paar Momenten begriff sie jedoch, was
    er ihr sagen wollte, und sah mit schreckgeweiteten Augen zu
    den Frauen hinüber und dann wieder zu ihm. Er nickte, wie um
    ihren Verdacht zu bestätigen.
    Sie keuchte: „Aber ... ich bin doch keine ..."
    „Ich weiß."
    „Ich würde niemals ..."
    Er legte den Kopf schief. „Es stellt sich aber die Frage ... Wa-
    rum sind Sie dann hier?"
    Sie schwieg so lange, dass er schon glaubte, sie würde nicht
    antworten. Dann sagte sie: „Wenn Sie es unbedingt wissen
    müssen, ich bin hier, um Whisky zu trinken."
    Eine dunkle Augenbraue wölbte sich nach oben. „Verzeihen
    Sie, aber das glaube ich Ihnen nicht."
    „Es stimmt aber!"
    „Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu erkennen, dass
    Sie keine Whiskytrinkerin sind, Lady Calpurnia."
    „Es stimmt aber", wiederholte sie.
    Er seufzte irritiert auf und lehnte sich zurück. „Tatsächlich",
    sagte er, als glaubte er ihr kein Wort.
    „Ja!" Allmählich begann sie sich zu ärgern. „Warum fällt es
    Ihnen so schwer, mir zu glauben?"
    „Nun ja, erstens kann ich Ihnen versichern, dass der Whis-
    ky in Allendale House vermutlich sehr viel besser ist als das
    Gesöff, das sie hier ausschenken. Warum also trinken Sie nicht
    einfach dort einen Whisky?"
    „Ich will lieber hier einen trinken. Ich finde die Atmosphäre
    hier ... nett."
    „Bis vor zwei Stunden wussten Sie nicht mal von der Exis-
    tenz dieses Lokals", erklärte er.
    Sie schwieg. Er erkannte, dass sie nicht antworten würde,
    und fuhr fort: „Zweitens habe ich den Eindruck, dass Sie gar
    nicht so erpicht darauf sind, Ihren Whisky auch tatsächlich zu
    trinken."
    In ihrem Blick blitzte Trotz auf. „Ach ja?" Und damit hob sie
    das Glas, prostete ihm zu und nahm einen riesigen Schluck der
    bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
    Sofort begann sie zu husten und zu spucken, presste eine
    Hand an die Brust und stellte das Glas blindlings ab. Es dauer-
    te ein paar Augenblicke, bis sie sich wieder in der Gewalt hatte,
    und dann musste sie feststellen, dass er immer noch an ihrem
    Tisch saß, inzwischen mit einer Miene

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