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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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zu hören, dass Sie unseren Kuss bedauern.
    Natürlich wusste sie tief im Herzen, dass es stimmte, dass er
    sie eigentlich in den Alkoven gelockt hatte, um ihr seine Über-
    legenheit zu beweisen, um sich die Zeit zu vertreiben oder aus
    sonst irgendeinem vollkommen unromantischen Grund. Trotz-
    dem hatte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben umworben
    gefühlt. Und sie würde nicht zulassen, dass er ihr das mit einer
    Entschuldigung zerstörte.
    In dem mm folgenden Schweigen trank Callie ihren Whisky
    aus. Ihr schwindelte. Natürlich hatte Ralston recht gehabt. Mit
    etwas Übung trank sich der Whisky sehr viel leichter. Sie stellte
    das Glas ab und beobachtete, wie ein Tropfen der bernsteinfar-
    benen Flüssigkeit langsam am Glasinneren entlanglief, bis er
    den Boden erreicht hatte. Mit dem Finger fuhr sie den mäan-
    dernden Weg an der Außenseite nach und wartete darauf, dass
    Ralston etwas sagte.
    Da er beharrlich schwieg, fühlte sie sich plötzlich beengt, und
    sie wäre gern gegangen. „Tut mir leid, dass ich Ihnen den Abend
    verdorben habe. Nachdem ich getan habe, weswegen ich ge-
    kommen bin, lasse ich Sie jetzt, glaube ich, in Ruhe."
    Sie erhob sich, setzte die Kapuze auf und zog den Mantel en-
    ger um sich. Er stand mit ihr auf, warf sich umgehend den Man-
    tel über die Schultern und griff sich Hut und Stock. Sie sah ihn
    an und sagte: „Ich brauche keine Begleitung."
    „Ich wäre ja ein schöner Gentleman, wenn ich Sie nicht nach
    Hause begleiten würde, Lady Calpurnia." Ihr fiel auf, dass er
    die beiden letzten Worte leicht betonte, wie um sie an ihre Stel-
    lung zu erinnern.
    Sie hatte keine Lust, sich mit ihm herumzustreifen, wollte
    auch nicht, dass er den Abend, der eigentlich voller Möglich-
    keiten hätte stecken sollen, weiter ruinierte - am Ende zähl-
    te schließlich, dass es ihr gelungen war, einen weiteren Punkt
    auf ihrer Liste abzuhaken. Stattdessen drehte sie sich um und
    machte sich auf den langen Weg durch die überfüllte Schenke.
    Sie wollte das Wirtshaus gern vor ihm verlassen, da sie darauf
    baute, dass sie, wenn sie die Straße als Erste erreichte, rasch
    eine Droschke rufen und ihn und den ganzen schrecklichen
    Zwischenfall hinter sich lassen könnte. Diesmal gelang es ihr
    jedoch nicht, nicht mit den anderen Gästen in Berührung zu
    kommen; irgendwie schien sie aus dem Gleichgewicht geraten,
    und sie war ein wenig benommen. War es möglich, dass ihr die-
    ses kleine Glas Whisky zu Kopf gestiegen war?
    Sie trat in die kühle Frühlingsluft hinaus und lief mit hoch
    erhobenem Haupt zur Straße, auf der Suche nach einer Drosch-
    ke. Hinter ihr rief Ralston seinen Kutscher herbei, der vor dem
    Wirtshaus auf ihn wartete. Hervorragend, dachte sie, vielleicht
    hat er sich doch entschlossen, mich in Ruhe zu lassen. Sie ig-
    norierte die leise Enttäuschung, die sich bei diesem Gedan-
    ken einstellte, und trat hinter einer parkenden Kutsche auf die
    Straße. Im letzten Moment fiel ihr die Pfütze ein, in die sie vor-
    hin gestiegen war, und sie tat einen besonders großen Schritt,
    um nicht noch einmal im Matsch zu landen. Doch sie geriet ins
    Straucheln, stürzte auf das Kopfsteinpflaster zu. Rasch streck-
    te sie die Hände aus, um sich abzufangen, und wartete auf den
    Aufprall.
    Der nie kam.
    Bevor sie noch erfassen konnte, wie ihr geschah, kippte der
    Boden, und sie wurde gegen etwas Warmes gedrückt. Sie hörte
    noch, wie Ralston murmelte: „Nervtötendes Weibsstück!", und
    dann schloss er die Arme um sie. Sie kreischte leise, als er sie
    hochhob und sie direkt an seiner Brust landete. An seiner brei-
    ten, festen Brust. Ihre Kapuze glitt zurück, und sie sah direkt
    in seine wütenden blauen Augen. Seine Lippen waren nur ein
    winziges Stück von ihren entfernt. So wunderschöne Lippen.
    Sie schüttelte den Kopf, um die albernen Gedanken zu ver-
    treiben.
    „Sie hätten sich zu Tode stürzen können", sagte er. In seiner
    Stimme lag ein Gefühl, das sie nicht recht zuordnen konnte.
    Vermutlich Zorn, dachte sie sich.
    „Das finde ich jetzt doch ziemlich unwahrscheinlich", meinte
    sie, durchaus in dem Bewusstsein, dass sie sich damit bei ihm
    nicht beliebt machen würde.
    „Sie hätten hinfallen und überfahren werden können. Ich
    halte das keineswegs für unwahrscheinlich."
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch er verla-
    gerte sie auf seinen Armen und lenkte sie so von ihrer Ausei-
    nandersetzung ab. Vor dem offenen Schlag seiner Kutsche ließ
    er sie auf den

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