Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
sie aufgelegt, stürmte Gabi ohne zu klopfen in Sarahs Büro.
» Wie – du machst jetzt einen auf Ressortleiterin? « Gabi ließ sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. » Da werden die Kollegen aber ganz schön über dich herfallen. « Sie sah Sarah unverblümt an und lachte.
» Super, dass dich das amüsiert, und super, dass sich jede Neuigkeit in diesem Haus wie ein Lauffeuer verbreitet. «
» Na sicher doch! Ich musste ja eine Rundmail verschicken, damit alle informiert sind. «
Sarah zuckte mit den Achseln und legte die Stirn in Falten.
» Ich konnte nichts dagegen tun. David hat das vorher nicht mit mir abgesprochen. Du kennst ihn ja, wenn er sich etwas in den Kopf setzt. Typisch Widder! Immer ein Ziel vor Augen und am Ende der Jagd eine Trophäe an der Wand. «
Ihre Freundin seufzte. » Ich weiß, was du meinst, ich bin ja lange genug seine Sekretärin. Aber nicht, dass du ihm in einer schwachen Stunde erzählst, dass ich das gesagt habe. «
» Sicher nicht. Außerdem mach ich nicht auf Ressortleiterin. Ich bin Herberts Assi, weiter nichts. « Sarah ließ ihren Kopf auf die Tischplatte fallen und die Arme nach unten baumeln. » Gott, ist mir schlecht. «
» Bist du schwanger? «
Erschrocken hob Sarah den Kopf. » Blödsinn! Nein, nein, mir ist schlecht vor Angst! « Sie zeigte zur Tür. » Die da draußen warten doch nur drauf, dass ich einen Fehler mache oder eine falsche Entscheidung treffe, um mich durch den Fleischwolf drehen zu können. Dabei entscheide ich doch gar nichts. «
Sarah klopfte auf Holz.
» Wo ist das Problem? Dann machst du eben keinen Fehler. Und wenn doch, dann mach das, was alle tun. Verdreh die Wahrheit zu deinen Gunsten. Aber es ist eh g’hupft wie g’hatscht, die Kollegen zerreißen dich hinter deinem Rücken in der Luft, wenn das mit dir und David rauskommt, egal ob du auf den Aufstieg verzichtest oder nicht. « Sie lachte wieder. » Da bringt’s auch nichts, wenn du auf Holz klopfst. «
» Danke, Gabi. Das hilft mir ungemein. «
» Nimm’s wie’s ist, weil’s eh egal ist. «
» Danke für deine tollen Ratschläge. «
» Warum solltest du dich zurückhalten? Würdest du ja auch nicht tun, wenn du mit David kein Verhältnis hättest. Also! «
Und dann passierte das, wovor Sarah sich am meisten gefürchtet hatte. Conny Soe streckte den Kopf zur Tür herein.
» Was hab’ ich da gehört? «
Dann betrat die Gesellschaftsreporterin Sarahs Büro.
» Siehst du! Manchmal hilft auf Holz klopfen auch nicht mehr « , bemerkte Gabi.
Sarah bedachte ihre Freundin mit einem strafenden Blick.
» Ich muss dann wieder … « , zog sich Gabi aus Sarahs Büro zurück.
» Muss ich jetzt dich fragen, wie meine Seite auszusehen hat? « , fragte Conny und setzte sich auf den frei gewordenen Stuhl.
» Natürlich nicht. David will nur … «
» Sag mal, warum hat er dich eigentlich so schnell befördert? «
» Er hat mich nicht befördert. Er hat mich … «
» Schläfst du etwa mit ihm? « Conny sah Sarah direkt ins Gesicht.
» Wer behauptet denn so was? « , fragte Sarah so scharf wie möglich und versuchte Connys Blick standzuhalten, ohne zu erröten. Vergebens. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Instinktiv griff sie nach dem Corno an ihrer Halskette. Connys Gesichtsausdruck verriet Triumph. Die Königin der Klatschreporter hatte es wieder einmal geschafft. Sie hatte eine heimliche Affäre aufgedeckt, von der sowieso schon jeder im Haus wusste. Dennoch war dieser ein weiterer großer Moment in Conny Soes Leben.
» Du wandelst auf Hildes Spuren. Das ist dir ja wohl klar, oder? « , spielte sie in zynischem Tonfall auf das jahrelang andauernde heimliche Verhältnis ihrer ermordeten Kollegin Hilde Jahn mit David Gruber an. » Aber keine Angst, das Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben « , sagte sie schließlich gönnerhaft.
Wer’s glaubt, dachte Sarah.
» Ich wurde nicht befördert, sondern lediglich als Herberts Assistentin abgestellt « , versuchte Sarah die Sache zum zigsten Mal herunterzuspielen. » Was ist eigentlich so schlimm daran, dass hinter meinem Rücken gleich eine Staatsaffäre daraus gemacht wird? «
» Eine Staatsaffäre nicht, eher eine Chefaffäre « , meinte Conny süffisant. » Kennst ja die Kolleginnen. Einige hätten diesen Prachtkerl auch gerne mal im Bett. «
Allen voran du selber, nicht wahr?, schoss es Sarah durch den Kopf.
» Ich muss mich nicht dafür rechtfertigen. Es war Davids Idee. Also, warum bist du hier?
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