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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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und dem stechenden Blick hatte er gestern in der Blutgasse gesehen und kurz mit ihm gesprochen, bevor sie ihn nach Hause geschickt hatten. Er glaubte sich zu erinnern, dass er der Chefinspektor war und Martin Stein hieß.
    Er hielt ein Schreiben in der Hand.
    » Können sich meine Kollegen im Büro Ihres Vaters einmal umsehen? «
    Er reichte ihm das Schreiben.
    Philipp Brand überflog es. » Ein Durchsuchungsbeschluss? Wozu? Was ist denn passiert? «
    Blöde Frage. Sein Vater war tot. Das war passiert.
    » Das erkläre ich Ihnen besser unter vier Augen. «
    Er machte eine vage Kopfbewegung in Richtung seiner Mitarbeiter, die auf dem Gang standen und neugierig zu ihnen herübersahen.
    » Können wir? « , fragte er dann.
    » Bitte. «
    Philipp Brand führte die Beamten zum Büro seines Vaters. Doris Heinlein saß hinter ihrem Schreibtisch und starrte sie aus verweinten Augen an.
    » Frau Heinlein, die Polizei muss sich hier ein wenig umsehen. « Er stellte sie den Polizisten vor und erklärte, dass sie sich wohl am besten im Büro seines Vaters auskenne. Sie kämpfte erneut mit den Tränen. Er überlegte, ob er sie nach dem ganzen Theater hier nicht besser nach Hause schicken sollte, sie war offenbar völlig durch den Wind. In diesem Moment tupfte sie sich die Augen trocken, straffte sich und geleitete die Polizisten in das Büro.
    » Können wir beide eventuell in Ihr Büro gehen? « , fragte Stein.
    Philipp Brand nickte und bat den Ermittler, ihm zu folgen. Er wusste, dass er jetzt etwas hören würde, was er nicht hören wollte. Etwas, das nicht in die Firma gehörte. Normalerweise wurde hier ausschließlich Geschäftliches besprochen. Er hatte den Durchsuchungsbeschluss nur überflogen, denn er wollte die schlechte Nachricht, auf die er sich einstellte, lieber aus dem Mund des Polizisten hören.
    Philipp Brand hatte ein sehr helles Büro. Heute jedoch erschien es ihm stickig und dunkel. Er bat seine Sekretärin, Kaffee zu bringen, ohne den Chefinspektor zu fragen, ob auch er welchen wolle. Es war ihm gleichgültig. Er wollte jetzt einen Kaffee trinken, um wenigstens irgendetwas zu tun, was er auch sonst um diese Zeit tat.
    Er überlegte, wann er das letzte Mal mit seinem Vater gesprochen hatte, denn das würde ihn der Inspektor mit Sicherheit fragen. Es musste am vergangenen Donnerstag gewesen sein. Es ging um die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres. Das Unternehmen war rasant gewachsen, deshalb plante sein Vater, einige der anstehenden Investitionen schon früher umzusetzen. Nicht dass er ihn, seinen Sohn, um seine Meinung gefragt hätte. Vielmehr informierte er Philipp Brand über sein Vorhaben.
    Gleichzeitig fragte er sich, ob man eine Geschäftsbesprechung als Gespräch werten konnte. Hieß ein Gespräch zu führen nicht auch, etwas über den anderen zu erfahren? Meinungen auszutauschen? Interessen zu teilen? Erfahrungen zu schildern? So lange Philipp Brand zurückdenken konnte, hatten ihre Gespräche sich immer nur um Zahlen gedreht: Schulnoten. Umsätze. Bilanzen.
    Oskar Brand war kein gefühlloser Mensch gewesen, aber persönliche Unterhaltungen interessierten ihn nicht. Er hatte zwei Kinder gezeugt und sie in die Obhut seiner Frau gegeben – damit war dieses Thema für ihn vorläufig vom Tisch gewesen.
    Hatte er jemals mit seinem Vater über etwas anderes gesprochen als über die Firma? Er konnte sich nicht daran erinnern. Er erinnerte sich im Augenblick nur daran, dass man seinen Vater in einem Zinksarg aus der Wohnung seiner Großmutter hinausgetragen hatte. Ob er dieses Bild jemals vergessen würde? Er bezweifelte es.
    Plötzlich fühlte er sich unendlich müde.
    » Bitte, nehmen Sie doch Platz! « , sagte er.
    » Danke. « Der Inspektor setzte sich und lehnte sich zurück.
    Katrin Niedler kam mit dem Kaffee, stellte das Tablett auf den Tisch und verschwand wieder. Philipp Brand schenkte ein, der Ermittler winkte höflich ab.
    » Wissen Sie, warum Ihr Vater in der Wohnung war? «
    » Nein, das weiß ich nicht « , gab Philipp Brand zu. » Aber das habe ich Ihnen, glaube ich, gestern schon gesagt. «
    Der Mann nickte. » Aber vielleicht ist Ihnen in der Zwischenzeit etwas eingefallen. «
    Philipp Brand schüttelte den Kopf und schwieg.
    » Wir gehen davon aus, dass Ihr Vater sexuellen Kontakt hatte, kurz bevor er starb « , kam Stein unumwunden auf den Punkt.
    Sexuellen Kontakt, dachte Philipp Brand. Das klang eher geschäftlich als erotisch oder gar romantisch.
    » Wir vermuten auch, dass jemand

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