Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Sie nach Hause, ruhen Sie sich aus. «
» Danke. «
Doris Heinlein verließ das Büro und schloss leise die Tür. Philipp Brand rief seine Frau an, die, wie er vermutet hatte, ziemlich aufgebracht war. Er versprach, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Dann wählte er Gerhard Levics Durchwahl.
» Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen? «
Fünf Minuten später starrte Philipp Brand aus Levics Bürofenster auf den Innenhof hinunter. Einige Mitarbeiter standen um einen großen Aschenbecher vor der Halle für das Ausgangsmaterial für die Gleitlagerproduktion herum, rauchten und unterhielten sich.
» Es gibt da etwas, das du wissen solltest « , begann er und wandte sich Gerhard Levic zu. » Das muss aber unter uns bleiben. «
Levic zögerte und nickte dann.
» Mein Vater war nackt. «
» Wie nackt? «
» Wie viele verschiedene Arten von nackt kennst du « , fragte Philipp Brand ungeduldig. Er wusste nicht, warum er ausgerechnet mit diesem Detail begann. » Nackt. Er lag auf dem Bett, so als habe er … « Er brach ab.
Gerhard Levic zog die Augenbrauen hoch. Er hatte verstanden.
Philipp Brands Körperhaltung war angespannt. » Der Polizist vorhin … Also … So wie es aussieht, starb mein Vater tatsächlich an Herzversagen. Nur eben nicht einfach so, wie andere daran sterben, sondern in Folge einer Überdosis Kokain. «
Gerhard Levic starrte ihn fassungslos an.
» Genaueres weiß man erst nach der toxikologischen Untersuchung, meinte der Polizist. In ungefähr drei Wochen « , beendete Philipp Brand seine Ausführungen. Es fiel ihm schwer, die Worte des Ermittlers zu wiederholen, dennoch betonte er sie jetzt mit Nachdruck. » Es waren Drogen im Spiel, Gerhard. Mein Vater hat Drogen genommen! «
» Drogen? « , fragte Gerhard Levic nun, als habe er erst jetzt begriffen, wovon Philipp Brand sprach.
» Kokain, um genau zu sein. «
Gerhard Levic sprang von seinem Stuhl auf und begann im Raum auf und ab zu gehen.
» Scheiße! Wie? Weiß man …? «
» Keine Ahnung, ich wollte dich fragen … «
Levic tippte sich an die Stirn. » Drogen. Woher soll ich wissen, ob dein Vater … Sag mal, spinnst du? Das muss ein Irrtum sein. Er hätte niemals Drogen genommen. «
» Die Polizei ist da anderer Meinung. Die haben weißes Pulver gefunden und untersucht. Es war eindeutig Kokain. «
Gerhard Levic atmete geräuschvoll aus und schüttelte den Kopf.
» Was ist passiert, Gerhard? Erklär du’s mir! «
» Woher soll ich das wissen? «
» Weil du sein Freund bist … warst. «
» Aber Drogen! « Levic schüttelte den Kopf. » Niemals. Da stimmt was nicht. Das ist … « Er rang nach Worten. » Das ist unmöglich. «
» Leider nein. Jemand hat über der Leiche meines Vaters Kokain verstreut. «
» Wer sollte so etwas tun? «
» Die Konkurrenz? Eine Geliebte? Der Papst? Was weiß ich! « , rief Philipp Brand aufgebracht.
» Können wir das geheim halten? « , fragte Gerhard Levic, plötzlich ganz Konzernsprecher.
» Es wird in der offiziellen Pressemeldung der Polizei nicht erwähnt werden. Das habe ich schon geregelt « , sagte Philipp Brand in bemüht ruhigem Ton. » Es läuft aber eine Untersuchung. Die Drogenfahndung ist gerade bei uns zu Hause. Ich hoffe, das sickert nicht nach draußen durch. Was mir aber viel mehr Sorge bereitet, ist … Es muss jemand bei ihm gewesen sein, Gerhard. Jemand, der wusste, dass mein Vater stirbt, und der nichts dagegen unternommen hat. Mein Gott, Gerhard, mein Vater war nackt, verstehst du? «
Er hoffte, dass Gerhard Levic verstehen würde, denn auszusprechen, dass sein Vater mit jemandem Sex gehabt hatte, war für Philipp Brand unmöglich.
» Mit wem hat er sich getroffen? Gibt es eine Frau? Hat er dir etwas erzählt? «
Levic sah ihn sekundenlang nachdenklich an, dann schüttelte er den Kopf.
» Was denkst du sollen wir jetzt tun? « , ignorierte er die Frage.
Philipp Brand zuckte die Achseln. » Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich habe das Gefühl, meinen Vater gar nicht gekannt zu haben. «
» Wer hat das schon, Philipp? Er hat doch niemanden an sich herangelassen. Immer alles im Alleingang entschieden. «
» Dich … Er hat dich an sich herangelassen « , widersprach Philipp Brand. Seine Haltung entspannte sich. » Mit etwas Glück passiert gar nichts. Niemand erfährt von den Drogen. Wir beerdigen ihn in allen Ehren, und die Sache ist vergessen. Aber ich glaube nicht an Glück. «
» Er war nackt, sagst du? « , kam Levic auf das Thema
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