Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
für das Unternehmen bedeutete. Was über ihn hereinbrechen würde, wenn die Öffentlichkeit erführe, dass der wohlhabende, engagierte und allseits geachtete Unternehmer Oskar Brand nichts weiter war als ein perverser Kokser.
» Haben Sie denn nicht bemerkt, dass Ihr Vater Drogen nahm? «
Vielleicht sollte er dem Ermittler sagen, dass er seinen Vater im Grunde gar nicht gekannt hatte, dass sie nur über Zahlen kommuniziert hatten. Aber er schwieg und schüttelte nur den Kopf. » Ich habe keine Erfahrung mit Drogen. «
» Ist Ihnen das weiße Pulver auf der Leiche Ihres Vaters nicht aufgefallen? «
Philipp Brand kramte in seiner Erinnerung. Da lag sein Vater auf dem Bett, nackt und tot. Mehr gab sein Gehirn nicht preis. Kein Gesichtsausdruck, kein weißes Pulver, keine Details. Nur ein Bild, und darüber der Schleier des Schocks. » Nein. «
» Wir müssen in diesem Fall natürlich ermitteln. «
» Natürlich. « Und dann erwachte Philipp Brand endlich aus seiner Starre. Sein Verstand kehrte zurück. » Können Sie das mit dem Kokain diskret behandeln. Sie wissen … «
Mehr musste er nicht sagen, der Ermittler hatte verstanden.
» Wir werden uns selbstverständlich um Diskretion bemühen. «
Es klopfte.
Doris Heinlein kam mit den anderen Beamten herein. Die Polizisten sagten kein Wort, schüttelten nur den Kopf und warfen Martin Stein einen Blick zu, der auch Philipp Brand verriet, dass sie im Büro keine Drogen sicherstellen konnten. Aber er wusste auch, dass es damit noch nicht vorbei war.
» Eine letzte Frage noch, Herr Doktor Brand « , sagte Stein. » Ihr Vater hatte doch sicher ein Handy? «
» Ein iPhone « , präzisierte Philipp Brand.
Dem Ermittler war anzusehen, dass ihm der Unterschied zwischen einem Handy und einem iPhone schnurzegal war.
» Haben Sie das hier? Wir würden gerne wissen, mit wem er zuletzt telefoniert hat. Vielleicht hilft uns das bei der Suche nach der Person, die Ihr Vater in der Wohnung traf. «
Philipp Brand warf Doris Heinlein einen raschen Blick zu.
» Im Büro ist es nicht, Herr Doktor Brand. Und Sie wissen doch … «
» Ist schon recht, Frau Heinlein « , unterbrach er sie. » Eigenartig, dass er es nicht bei sich trug. Er legte immer großen Wert darauf, jederzeit erreichbar zu sein. Aber gut, ich sehe in seiner Wohnung nach, wenn Sie möchten. «
» In der Wohnung Ihres Vaters würden wir uns ebenfalls gern umsehen. «
Allmählich begriff Philipp Brand.
» Warum? Glauben Sie denn, dass mein Vater … « Das Wort kam ihm nur schwer über die Lippen. » … dass er umgebracht wurde? «
» Wir wissen nicht, was passiert ist. Aber wir gehen wie gesagt davon aus, dass Ihr Vater nicht allein in der Wohnung war. Und wir wissen, dass jemand sehr darauf bedacht war, die Spuren zu verwischen. «
Mein Vater wurde umgebracht.
» Wann? Ich meine, wann wollen Sie die Wohnung meines Vaters durchsuchen? «
» Am besten sofort. «
» Gut. Ich rufe nur schnell meine Frau an, sie wird Sie hereinlassen. Mein Vater und ich wohnen, ähm, wohnten im selben Haus. «
» Das ist nicht nötig. Die Kollegen von der Drogenfahndung sind bereits vor Ort. «
Drogenfahndung, sickerte es langsam bis in Philipp Brands Gehirn durch. Vor seinem inneren Auge tauchten Horrorszenarien aus Mafiafilmen auf. Sein Vater, ermordet von Drogendealern, von Auftragskillern.
Er wusste, dass er Anita so schnell wie möglich anrufen musste. Sie konnte schlecht mit Stresssituationen umgehen. Der Tod ihres Schwiegervaters war eine Sache, aber die Polizei in ihrem Haus eine andere.
Als die Ermittler gegangen waren, blieb Philipp Brand einfach sitzen und starrte auf seinen Schreibtisch.
Als es klopfte, hob er erschrocken den Kopf. » Bitte? «
Die Tür öffnete sich, und Doris Heinlein betrat das Büro.
» Entschuldigen Sie. Ich wollte nur fragen, was ich jetzt tun soll. «
» Gute Frage, Frau Heinlein. Ich glaube, wir beide werden morgen damit beginnen, das Büro meines Vaters aufzuräumen. Sie wissen sicher, woran er die letzten Tage gearbeitet hat und welche Kontakte er pflegte. Und vielleicht finden wir sein iPhone. «
Die Sekretärin nickte. » Ich glaube allerdings nicht, dass wir das finden. Sie kennen doch Ihren Vater, er hatte es immer bei sich. Und die Polizei hat das Büro komplett auf den Kopf gestellt, die hätten es sicher gefunden. «
» Wahrscheinlich. Dennoch gehen wir morgen einmal alles durch. Heute schaffe ich das nicht mehr. Wenn Sie wollen, können Sie Schluss machen. Gehen
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