Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
auftaucht, sagen Sie ihm bitte, wo wir sind. «
Die blonde Sekretärin stellte den Ordner auf den Tisch und stand auf. » Selbstverständlich. «
Erst jetzt stellte Sarah sich den beiden Frauen vor. » Wir haben bereits einige Male telefoniert « , sagte sie zu Katrin Niedler. Das Strahlen wich in dem Augenblick, als die Sekretärin begriff, dass Sarah die nervige Journalistin vom Wiener Boten war.
Ulrike Kastler zog die Tür wieder zu. » Doris Heinlein war die Sekretärin vom Seniorchef « , erklärte sie Sarah. » Sie wird jetzt für seinen Sohn arbeiten. Arbeit gibt es ja zum Glück genug bei uns, das Unternehmen wächst unentwegt. Wir expandieren. «
Im Vorbeigehen las Sarah die Namen auf den Türschildern. Sie kamen auch am Büro der Kommunikationsleiterin vorbei und standen kurz danach in dem funktionell eingerichteten Konferenzraum. Ein langer Konferenztisch, unzählige schwarze Stühle, ein Beistelltisch mit einem Telefon darauf. In der Mitte des Tisches befanden sich mehrere Flaschen mit Mineralwasser und Fruchtsäften und Gläser, die auf dem Kopf standen.
» Warten Sie bitte hier. Ich hole noch schnell ein paar Presseunterlagen, bin gleich wieder da. «
Kaum war Ulrike Kastler verschwunden, betrat die brünette Sekretärin mit einem Tablett den Raum. Sie stellte es ab, lächelte Sarah freundlich an und begann die Kaffeetassen auf dem Tisch anzuordnen. Sarah fand sie attraktiv.
» Geht im Moment sicher ein bisschen chaotisch zu « , bemerkte Sarah. » Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass der Chef so plötzlich stirbt. «
» Ja, ein bisschen « , bestätigte Doris Heinlein. » Aber wir schaffen das schon. « Sie lächelte wieder. » Muss ja gehen. «
» Ich kann mir vorstellen, dass hier alle ziemlich geschockt sind. «
Doris Heinlein wurde ernst und nickte langsam. Sarah beobachtete die Miene der Sekretärin. Sie versuchte sichtlich, gefasst zu wirken und freundlich zu bleiben. Dennoch spürte Sarah deutlich, dass der Frau die Situation, mit ihr alleine im Konferenzraum zu sein, peinlich war. Ihre gesamte Körperhaltung zeigte, dass sie gerne gegangen wäre und nur aus Höflichkeit noch nicht die Flucht ergriffen hatte. Wahrscheinlich hatte Katrin Niedler sie vorgewarnt.
» Sie waren doch seine Sekretärin? «
» Ja. «
» Wie war er, der Doktor Brand? Ich meine nicht nur als Chef, sondern als Mensch? War er aufbrausend, ungeduldig, herrschsüchtig oder nett und freundlich? Ich habe bisher immer nur von seiner Arbeit gehört, aber kaum den Menschen dahinter oder seine private Seite kennengelernt. «
Dass sie mit seiner Tochter gesprochen hatte und sehr wohl diese Seite ein klein wenig kannte, erwähnte sie nicht.
Doris Heinlein warf einen raschen Blick zur Tür. » Ich kann Ihnen nur sagen, dass er ein sehr guter Chef war. Es war sehr angenehm, für ihn zu arbeiten. Privat kannte ich ihn nicht. «
Sarah bemerkte, dass ihre Augen feucht wurden. Sie trauerte um ihren Chef. So wie auch die Personalchefin. Brand musste bei seinen Mitarbeitern beliebt gewesen sein. Oder vielleicht auch nur bei seinen Mitarbeiterinnen.
» Sagen Sie, Frau Heinlein, ich weiß, es klingt für Sie jetzt vielleicht komisch … aber hat sich Ihr Chef manchmal anders verhalten als üblich? Aufgedreht? Oder hat er manchmal überreagiert? «
Doris Heinlein legte ihre Stirn in Falten und sah Sarah skeptisch an, dann schüttelte sie den Kopf. » Wie kommen Sie darauf? «
» Wie ich darauf komme? Sie wissen doch wahrscheinlich, wie das ist. Kaum ist ein prominenter Mensch in einer Notlage oder gar tot, erzählen sich die Leute die merkwürdigsten Geschichten. «
Doris Heinlein sah finster drein. » Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Herr Doktor Brand war weder aufgedreht, noch hat er überreagiert. Es gab Tage, da hat er sehr intensiv gearbeitet und wollte unter gar keinen Umständen gestört werden. «
Sarah beschloss, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, um die Sache mit den Drogen direkt anzusprechen.
» Sie wissen, was man sich über Ihren Chef erzählt? «
Die Sekretärin schüttelte den Kopf.
» Es kursiert das Gerücht, dass er regelmäßig Kokain geschnupft haben soll, und zwar nicht zu wenig « , übertrieb Sarah ein wenig.
Doris Heinlein sah Sarah sekundenlang aus weit aufgerissenen Augen an, bevor sie antwortete. » So ein Blödsinn! «
» Würden Sie denn erkennen … ich meine, haben Sie schon einmal gesehen, wie sich jemand verhält, der regelmäßig Kokain nimmt? «
Sie zögerte einen Augenblick.
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