Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
» Nein, habe ich nicht « , gab sie dann zu. Sie wich Sarahs Blick aus. » Ich muss jetzt wieder … « , leitete sie ihre Flucht ein.
» Natürlich. «
Die Tür ging auf, Ulrike Kastler kam herein und drückte Sarah eine Mappe in die Hand. » Bitte schön. «
Doris Heinlein nutzte die Gelegenheit und verschwand.
Sarah fragte sich, was sie mit dem Pressematerial anfangen sollte. Sie hatte der Kommunikationsleiterin am Telefon erklärt, warum sie ein Gespräch mit ihr und Philipp Brand wünschte. Und es ging dabei nicht um das Unternehmen.
Ulrike Kastler schien ihre Gedanken erraten zu haben. » Nur falls Sie doch Informationen über das Unternehmen brauchen. Herr Brand war sozusagen die Seele der Firma. « Sie deutete auf die Mappe und nahm Platz. » Und so gesehen haben Sie mit diesen Unterlagen das ganze Leben von Doktor Oskar Brand in der Hand. «
» So etwas Ähnliches habe ich schon gehört. «
Ulrike Kastler lachte plötzlich. » Das kann ich mir denken. Er war ein Workaholic. Dieser Mann konnte einem das Gefühl vermitteln, nie müde zu werden. Er hat rund um die Uhr gearbeitet, so schien es jedenfalls. Zumeist war er der Erste im Büro und der Letzte, der ging. « Sie zog eine der Kaffeetassen zu sich heran.
» Für seine Familie blieb da wohl nicht viel Zeit. Ich habe gestern mit seiner Tochter gesprochen « , warf Sarah ein und glaubte, eine Veränderung in Ulrike Kastlers Gesicht zu bemerken. Nur ganz kurz hatte die ihre Augenbrauen gehoben.
» Überrascht es Sie, dass ich mit Frau Erlenberg gesprochen habe? «
» Wieso? « Ulrike Kastler rührte mit dem Löffel den Kaffee um.
» Es war nur so ein Gefühl. «
» Und? Was hat sie gesagt? « Ulrike Kastlers Stimme wurde scharf.
» Sie und ihr Vater hatten wohl nicht das beste Auskommen. «
» Darüber weiß ich nicht Bescheid. Aber Sie haben am Telefon erwähnt, dass Sie eine Nachricht von Oskar Brand erhalten haben, die uns interessieren könnte « , wechselte sie das Thema. » Ich hoffe, das war kein Trick von Ihnen, um an seinen Sohn heranzukommen. Er gibt nämlich im Moment keine Interviews, und das wird er auch jetzt nicht tun. Er möchte lediglich wissen, was es mit diesem Bild auf sich hat, von dem Sie gesprochen haben. «
Ulrike Kastler saß aufrecht auf dem Stuhl, nahm weder Milch noch Zucker zum Kaffee, nippte an ihrer Tasse, stellte sie zurück auf den Tisch und fuhr fort: » Der plötzliche Todesfall war für uns alle ein großer Schock. Und für seine Familie ist der Verlust natürlich unvergleichlich größer. «
» Natürlich. « Sarah gab einen Schuss Milch in ihren Kaffee. » Dass Herr Brand keine Interviews gibt, haben Sie mir schon am Telefon gesagt. Aber ich denke, dass er seine Meinung ändern wird, wenn er das Foto sieht, von dem ich am Telefon gesprochen habe. «
Sarah kramte den Ausdruck aus ihrer Tasche und legte ihn auf den Tisch.
» Dieses Bild wurde heute von Doktor Brands iPhone aus an den Wiener Boten geschickt. Dass es mit der Unterschrift ›Drogentod‹ versehen wurde, hatte ich Ihnen glaub ich noch nicht gesagt. «
Ulrike Kastler warf einen Blick auf das Bild, sah Sarah dann entsetzt an und holte tief Luft.
» Wir glauben, dass der Wiener Bote nicht die einzige Zeitung ist, die das Foto bekommen hat. Hat sich sonst … ich meine … von den anderen Medien jemand bei Ihnen gemeldet? «
Ulrike Kastler legte ihre Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. » Was ist das denn bloß für ein Foto? « , fragte sie, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte.
» Wir glauben, dass es eine Art Kunstwerk sein soll. Zusätzlich soll wahrscheinlich sein Ansehen in Verruf geraten. «
Die Tür wurde geöffnet, und ein großer Mann betrat den Raum. Natürlich in elegantem dunklen Anzug. Er vermittelte eine gewisse Lässigkeit, obwohl er auf Sarah angespannt und abgehetzt wirkte. Sarah wusste aus Presseberichten, dass Philipp Brand erst Anfang dreißig war, jung für ein Vorstandsmitglied. Jedoch machte er sich gut in der Position, das hatten ihre Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion berichtet. Er war verheiratet und hatte eine Tochter.
» Philipp Brand « , stellte er sich vor und reichte Sarah mit einer angedeuteten Verbeugung die Hand. Ganz alte Schule.
» Sarah Pauli, Wiener Bote « , antwortete Sarah.
Er setzte sich neben Ulrike Kastler. » Ich habe Gerhard hinzugebeten. Er kommt gleich. « Er wandte sich an Sarah. » Magister Levic ist Vorstandsmitglied und unser Konzernsprecher. Außerdem war er
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