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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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habe.«
    Inzwischen war Cardillo zurück.
    »Die Journalistin hat keine Zeit zu warten und will unbedingt das Interview.« Der Commissario kam nicht dazu, zu antworten, weil auch noch Cipriani aufkreuzte.
    »Entschuldigen Sie, Commissario, ich wollte nur sagen …«
    »Was ist denn heute los?«, rief der Commissario.
    »Ich wollte Ihnen sagen …«, wiederholte Cipriani.
    »Nichts ich wollte Ihnen sagen – ich hab zu tun, kommt später wieder.«
    »Es geht um den Cinquecento«, sagte Cipriani.
    »Den Cinquecento? Was hat das mit dem Cinquecento zu tun?«
    »Der Abschleppwagen lädt ihn gerade auf.«
    Das Auto hing schon am Kran in der Luft, aber als die kapierten, dass es dem Commissario gehörte, setzten sie den Cinquecento sofort wieder auf den Boden.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Polizist, »woher sollte ich wissen, dass das Ihrer ist.«
    Dann nahm er den Zettel, um die Strafe aufzuheben. Aber der Commissario sagte, dass das nicht infrage käme und er natürlich bezahlen würde. Da mischte ich mich ein und erklärte, weil ich das Auto dort geparkt hätte, müsste ich auch die Kohle rausrücken. Während wir palaverten, sagte der Polizist: »Jetzt löse ich das hier auf meine Art«, und er zerriss den Strafzettel, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Der Commissario hatte überhaupt keine Lust mehr, wieder reinzugehen und sich mit der Journalistin, Cardillo, dem Polizeipräsidenten und dem ganzen anderen Kram rumzuschlagen. Deshalb sind wir in eine Bar in der Nähe, die er kannte und wo wir unsere Ruhe hatten.
    Es war nett da, nicht sehr modern, ein hübscher Garten mit Palmen und diesen Pflanzen, die rote ballonförmige Blüten haben. Dort standen bequeme Korbsessel und Eisentischchen mit Kacheln drauf. Auf dem Boden Kies, und zwischen den Blättern hindurch sah man die Masten der Segelboote schaukeln.
    »Die machen hier eine ganz besondere Zitronengranita«, sagte der Commissario.
    Die Granita kam in bunten Gläsern mit einer in Blütenform geschnittenen Orangenscheibe dran und langen Metalllöffeln. Zucker ist schon drin, sagte er, aber für mich war es zu sauer. Ich tat noch zwei Päckchen Zucker rein, rührte mit dem Löffel um und machte die größeren Eisstückchen dabei kaputt. Nachdem ich den Zucker untergerührt hatte, trank ich die Hälfte. Der Commissario hatte seine Granita vergessen. Er wurde ganz nachdenklich, irgendwie melancholisch. Ich dachte, dass er vielleicht mit seiner Frau mal hier gewesen war, deshalb.
    »Trinken Sie Ihre Granita, Commissario, die schmilzt sonst.«
    Er trank einen Schluck, war aber mit den Gedanken woanders.
    In der Zwischenzeit schaute ich mir das Muster auf den Kacheln an. Ein Pirat in einem Boot, ein Messer in der Hand und ein Tuch um den Kopf. Im Hintergrund Neapel von früher mit dem Vesuv.
    Wir saßen schweigend da. Ich schaute mir den Piraten an, er die Masten der Boote.
    Während ich meine Granita austrank, fiel mir ein, dass der Commissario in Urlaub ging und die Sache mit Sarah in der Luft hing. Wer weiß, was ohne ihn daraus wurde.
    »Sie fahren doch ans Meer, oder, Commissario?«
    Er setzte das Glas hart auf den Tisch.
    »Ich gehe später in Urlaub.«
    »Also doch nicht jetzt?«
    Ich war froh, dass er blieb, auch wenn der Grund bestimmt irgendein Befehl von oben war.
    »Das war der Präsident, oder?«
    Der Commissario schaute mich kalt an, ohne was zu sagen.
    »Ich kann Sie verstehen, Commissario. Bei der Hitze macht es keinen Spaß hier in der Stadt.«
    Er sah mir fest in die Augen.
    »Das hat nichts mit dem Präsidenten zu tun, Acanfora.«
    »Womit dann?«
    »Ich wollte das so. Ich fahre erst, wenn ich Sarahs Mörder habe.«
    Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich ihn das sagen hörte. Dass er einen so starken Willen hatte, hatte ich bislang nicht bemerkt.
    »Wir kriegen ihn, Commissario, keine Sorge.«
    Er lächelte schief, schlug mir leicht auf die Schulter und trank seine Granita in einem Zug aus.

18.
    »Commissario«, rief Scarano, als wir wiederkamen, »der Präsident hat nochmal angerufen und wollte wissen, ob Esposito drinbleibt.«
    »Sag ihm, dass ich das noch nicht entschieden habe.«
    »Capuozzo war auch da. Er hat den Bericht auf Ihren Schreibtisch gelegt.«
    »Komm, Acanfora, schauen wir mal, was es Neues gibt.«
    »Signor Commissario«, Cipriani schaute aus dem Archiv raus, »ich habe die Sache mit dem Architekten Caputo überprüft.«
    »Hast du was rausgefunden?«
    Er kam mit einem Blatt Papier in der Hand an.
    »Der steht seit ungefähr

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