Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
von der Seele zu reden. Mit Zorano hatte er im Grunde über alles sprechen können, und ihm war jetzt schon klar, dass es keine Person in der Akademie gab, die ihn ersetzen würde.
Ganz unvermittelt blieb sein Gefährte stehen, reckte das Kinn empor, und wandte Sacerak seinen Blick zu.
„Es wird Zeit, Abschied zu nehmen, Sacerak. Du solltest mir keine Träne nachweinen, das verdiene ich nicht.“
Er zwinkerte, offenbar in der Annahme, die bedrückende Stimmung damit aufzulockern; doch als er sah, dass Sacerak weiterhin schweigend den Boden musterte, wurde er wieder ernst. „Hör zu, ich habe dir in Alanur alles gezeigt, was du wissen musst, und nun obliegt es dir, einen ordentlichen Abschluss zu schaffen. Ich habe dich in deinem ersten Jahr beobachtet, du bringst Talent, Fleiß und Willensstärke mit. Wenn du beharrlich an dir weiterarbeitest und selbstkritisch bist, wirst du ein bedeutender Magier werden, dessen bin ich mir sicher!“
Sacerak schaut e verlegen drein, aber immerhin versagte ihm seine Stimme nicht vollends. „Niemals werde ich ein so überwältigender Zauberer sein wie du, Zorano. Doch das, was mir am meisten Kummer bereitet, ist die Tatsache, dass du von nun an nicht mehr da sein wirst. Wie soll ich es ausdrücken… es ist so, als ob wie aus heiterem Himmel i ein Teil meiner Seele von mir ginge. Sag mir wenigstens, wohin du zu reisen gedenkst und was du vorhast.“
Zorano strich sich durch das lockige Haar und legte ihm dann seine knochigen, bleichen Finger auf die Schultern.
„Ich weiß es nicht. Mir schwebt kein festes Ziel vor Augen, aber mein Bestreben ist es, die Fähigkeiten, die ich in der Akademie erlernt habe, zum Wohle Saranias einzusetzen. Sorge dich nicht, wir werden uns wieder sehen, Sacerak. Eines Tages.“
Zorano löst e sich von ihm, murmelte eine Litanei, und im Bruchteil einer Sekunde war er verschwunden, ohne irgendwelche Spuren hinterlassen zu haben. Sacerak stand nur fassungslos da, konnte, wollte es nicht glauben. Einen Abschied dieser Art hatte er beim besten Willen nicht erwartet. Aber jene Art von Hexerei entsprach dem unergründlichen Wesen Zoranos, und Sacerak war sich sicher, dass er ihn noch ein letztes Mal hatte beeindrucken wollen.
Benommen lenkte er seine Schritte wieder in Richtung der Alanur-Akademie. Tränen liefen ihm über die Wangen. Auch wenn er es noch nicht wusste, so wusste es doch bereits sein Herz: Er würde Zorano nicht wiedersehen, nicht als Freund…
So hatte alles seinen Anfang genommen mit ihm und Zorano, der mittlerweile in fast ganz Sarania als Despot verschrien war. Und ihm, Sacerak, war vom Rat der Magier die Aufgabe zuteil geworden, seinen ehemaligen Wegbegleiter zu vernichten. Auch Sacerak konnte es Zorano nicht verzeihen, dass ein so begabter Mann sich dem Bösen verschrieben hatte. Mit seiner Genialität und dem schier unermesslichen Wissen, hätte Zorano ihrer Welt eine Epoche des Friedens und der Eintracht schenken können; stattdessen war genau das Gegenteil eingetreten.
Einmal mehr drängte sich Sacerak die Frage auf, aus welchem Grund Zorano damit begonnen hatte, Sarania mit Krieg und Zerstörung zu überziehen. Nicht zuletzt um dieses Rätsels willen war Sacerak bestrebt, den alten Freund zur Rechenschaft zu ziehen. Obschon er sich beinahe täglich einredete, dass Zorano sich schon lange vom Pfad der Tugend abgewendet haben musste, existierte in ihm noch ein Funken Hoffnung, dass der dunkle Lord, wie er inzwischen genannt wurde, noch zum Guten bekehrt werden könne.
Es erschien ihm geradezu unschlüssig, dass Zorano aus reiner Willkür heraus damit angefangen haben sollte, eine Schreckensherrschaft zu errichten.
Er würde herausfinden , warum all dies geschehen war, doch zunächst mussten sie unbeschadet nach Rivania gelangen, und in Anbetracht der derzeitigen Umstände würde sich dieses Unterfangen als schwierig genug erweisen.
24
Feuertaufe
„Kannst du etwas erkennen?“
„Nein, nichts.“ Benalir, auf Zehenspitzen stehend, lugte aus dem Fensterrahmen des alten Wohnzimmers, und bemühte sich, einen Überblick zu erhalten und etwaige Gefahren wahrzunehmen, doch vergebens. Loroks waren weit und breit keine zu sehen, und auch sonst schien die Ebene, die ihr Quartier umgab, ruhig. Gen Süden erstreckten sich die letzten Ausläufer der Schattenberge, die die Grenze zwischen Belfang und Rivur, Gianos Heimat, bildeten; davon abgesehen fielen dem Schmied nur vereinzelte Baumgruppen ins Auge.
Er
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