Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
noch in der Lage sah, seine Müdigkeit zu verleugnen, verbeugte sich; dann wandte er sich um und mit raschelndem Umhang verließ er das Zimmer.
7
Ein Besucher in der Nacht
Genau wie Benalir es geahnt hatte, wurde es nicht der ruhig ausklingende Tag, den er sich nach seiner Reise erhofft hatte.
Als er die Schenke betrat, musste er husten. Das dröhnende S timmengewirr und die Rauchschwaden machten ein klares Denken unmöglich. Seine mandelförmigen, violetten Augen suchten Galdor und fanden ihn alsbald. Der Schmied saß zusammen mit Torfuf am Tresen, wo sie ausgelassen miteinander schwatzten. Den Zinnkrügen nach zu urteilen hatten sie die ernsten Gespräche schon vor einer Weile eingestellt.
Benalir kämpf te sich bis zu ihnen vor. Sein Vater erblickte ihn. „Benalir, mein Junge, na endlich! Wir dachten, Gundamôk hätte irgendwas Verwerfliches mit dir angestellt.“ Der lallende Unterton in seiner Stimme war unverkennbar. Galdor sah ihn aus wässrigen Augen an und Benalir stieß einen Seufzer aus. Sein Vater hatte mal wieder einen über den Durst getrunken.
„Es tut mir leid, Vater. Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich mich gerne dahint en hinsetzen, wo es ruhiger ist; mir ist heute nicht nach Feiern zumute.“
Die beiden Männer starrten ihn schräg an. „Ach komm, Herr über das Feuer und die Elemente, lass deinem Welpen seine Ruhe“, krächzte Torfuf. „Soll er sich erst einmal ausruhen. Der Tag ist noch jung.“ Er prostete Benalir zu und leerte seinen Bierkrug in einem Zug.
Der Junge lächelte müde, ehe er sich in einen a bgeschiedenen Teil der Taverne zurückzog. Er betrachtete die Männer, die unaufhaltsam grölten und sich allesamt in den Mittelpunkt des Geschehens zu drängen versuchten. „Euch Jungspunde steck ich noch allemal in die Tasche!“, hustete ein Greis, dessen Bewegungskoordination bereits dem Alkohol zum Opfer gefallen war; er torkelte unbeholfen umher, während er den übrigen Männern angriffslustige Blicke zuwarf. Unter dem Lachen der Menge leerte er die beiden Krüge in seinen Händen.
„Du willst uns was vormachen, A lter?“, tönte eine junge Stimme, „das glaubst du ja selbst nicht! Dir fallen doch schon die Eier ab!“ Die Masse johlte und selbst der Angesprochene stimmte mit ein.
Benalir krat zte sich am Kopf. Unter normalen Umständen hätte er sich wahrscheinlich dieser fröhlichen Runde angeschlossen, doch nach Gundamôks Worten war ihm nicht danach zumute.
Als der beleibte Wirt namens Furk an seiner Bank vorbeikam, hielt er ihn an. „Entschuldige, ich würde gerne etwas trinken.“
„Natürlich , mein Junge. Du gehörst doch zu dem Schmied, der uns die Waffen geliefert hat, oder? Also, was darf es sein?“
„Was habt I hr denn anzubieten?“
„Nun ja, das Übliche. Wasser, Tee, Honigmet, Bier. Wenn du meine Empfehlung hören möchtest: Nimm ein Guldam-Bier! Im Umkreis von fünfzig Meilen wirst du kein besseres Kräuterbier finden.“
Benalir runzelte die Stirn. Wenn das G ebräu tatsächlich so ausgezeichnet war, wie Furk sagte, würde es mit Sicherheit einen entsprechenden Preis haben. In diesem Fall allerdings interessierte ihn das nicht im Geringsten. Er brauchte etwas, um seine düsteren Gedanken zu verdrängen, und deshalb schien ihm die Wirkung bedeutsamer als die Kosten.
„Was verlangst du dafür?“
Der Wirt lachte schallend. „Für dich ist es umsonst, dein Vater hat mir bereits elf Dularen im Voraus gezahlt, damit ihr entsprechend versorgt seid. Also was ist, darf ich dir jetzt ´n edles Getränk bringen?“
Benalir willigte ein. Elf Dularen! Die Leute hier im Dorf mussten sie für die Waren wahrhaft großzügig entlohnen!
Nach einer Weile kehrte Furk zurück und stellte ihm den Zinnkrug direkt vor die Nase. „Nun denn, lass es dir schmecken“, sagte er mit einem Augenzwinkern, bevor er in der Menschenmenge verschwand.
Während Benalir an der Flüssigkeit nippte , die in der Tat einen herrlich aromatischen Geschmack aufwies, kamen ihm erneut seine Unterhaltung mit Gundamôk und das daraus resultierende Unbehagen in den Sinn. Irgendjemand oder irgendetwas da draußen suchte nach ihm, dem Sohn eines Schmieds.
An und für sich hätte ihm diese Tatsache keine Sorgen bereitet, doch bei der Vorstellung, dass ein verhülltes Wesen, das überdies noch auf einem Wolf ritt, ihn suchte, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Aber was um alles in der Welt
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