Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
sollte er nun tun? Hals über Kopf in die Wildnis hineinzulaufen und in Panik zu verfallen, wäre Wahnsinn und würde darüber hinaus den sicheren Tod bedeuten. In der Nähe der Schmiede kannte er sich aus, doch bei allem, was darüber hinausging, ließ ihn sein Orientierungssinn meist im Stich. Und reden wollte er über diese mysteriöse Angelegenheit auch mit niemandem, seinen Vater ausgenommen. Jedoch behagte ihm die Vorstellung, Galdor mit seinen Unannehmlichkeiten eine unruhige Nacht zu bescheren, ganz und gar nicht.
Er trank einen weiteren Schluck Guldam-Bier. Das Gesöff kribbelte im Hals.
Vielleicht, so überlegte er, würde es das Beste sein, wenn er die Sache fürs Erste auf sich beruhen ließ. Falls Gundamôk wirklich die Wahrheit gesagt hatte – und warum sollte er lügen? – und man ihn, Benalir, suchte, dann war es am Verfolger, den nächsten Schritt zu tun.
Er leerte seinen Krug mit einem k räftigen Zug und spielte mit dem Gedanken, sich von Furk ein Zimmer zuweisen zu lassen und dann schlafen zu gehen. Plötzlich vernahm er vom Nebentisch eine Stimme. „Junge, was sitzt du da so alleine in der Ecke? Komm und hab ´n bisschen Spaß mit uns!“
Benalir wandte sich um. Einige Burschen, deren Gesichter vom Alkohol g lühten, sahen zu ihm hinüber und grinsten ihn an. Mit einem gezwungenen Lächeln winkte er ab. „Nicht heute, ein andermal.“
Auf die Gesellschaft solcher Trinkgenossen konnte er an diesem Abend getrost verzichten. Ehe sie ihm noch hinterher rufen konnten, hatte er schon den Tavernenbetreiber ausfindig gemacht. In knappen Sätzen schilderte er dem Wirt sein Anliegen. Nachdem er geendet hatte, schmunzelte der korpulente Mann leutselig. „Selbstverständlich hab ich ein Zimmer für dich, Benalir. Die Reise hierher hat ihren Tribut gefordert, nicht wahr?“ Er zwinkerte und bedeutete seinem jungen Gast, ihm zu folgen.
Furk führte ihn eine Treppe, die neben dem Tresen lag und unaufhörlich knarrte, hinauf. Alsbald vernahm Benalir nur noch dumpfes Gelächter, das von unten heraufdrang.
Vom Treppenabsatz zweigten zwei Gänge nach rechts und links ab. Beide beherbergten jeweils sechs Zimmer. „Du kannst das letzte Zimmer im linken Flügel haben“, sagte Furk und deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die aus Eibenholz gefertigte Tür. „Es ist nicht sehr geräumig, aber wie geschaffen für eine Person. Deinen Vater werde ich gleich nebenan einquartieren. Sollte dich doch noch der Hunger überkommen, zögere nicht, mich zu rufen.“
Er klopfte Benalir freundschaftlich auf die Schulter und stieg dann wie der die Treppe hinab, um die verbliebenen Gäste zu bedienen.
Der ju nge Schmied schlurfte in Richtung des Quartiers, das ihm der Wirt zugewiesen hatte.
Er öffnete die Tür und begriff sogleich, dass Furk mit seiner Einschätzung absolut richtig lag: Der Raum war nicht besonders stattlich, aber für ihn nahezu perfekt. Ein schmales Bett und die hölzerne Ablage daneben reichten ihm vollkommen; zudem gab es noch ein Rundfenster, durch das die Alet-Berge in der Ferne deutlich auszumachen waren. Die schneebedeckten Gipfel schienen messerscharf und ragten bis in die Wolkendecke, die sich mit der Sonne zu einem kunstvollen Gebilde vermengte.
Benalir besah sich die Luke genauer und warf schl ießlich einen Blick hinaus. Plötzlich schlug sein Herz schneller. Auf einem der Berghänge glaubte er eine Gestalt wahrzunehmen, die auf etwas thronte, das, da war er sich sicher, kein gewöhnliches Pferd sein konnte. Erschrocken wandte er sich vom Fenster ab. Seine Augen waren mit Abstand die besten Sinnesorgane, die er besaß, sodass er davon ausging, keinem Hirngespinst seiner Fantasie auferlegen zu sein.
Konnte das, w as er gesehen hatte, der absonderliche Wolfsreiter sein? Er versuchte, nicht weiter daran zu denken und ließ sich auf das Bett fallen. Es dauerte lange, bis ihn endlich der Schlaf überkam.
Es war bereits tiefste Nacht, als er merkte, wie ihn jemand wachrüttelte. „Was ist los?“, fragte er verschlafen. Er erfasste Furks Gesicht, das von einer Petroleumlampe erhellt wurde.
„Tut mir leid, Benalir, aber ich hab da unten ´nen Gast, der dich unbedingt noch sprechen möchte“, antwortete der Wirt und gähnte seinerseits. „Die meisten waren schon gegangen, da tritt dieser Kerl ein, und will tatsächlich wissen, ob er mit dir sprechen könne. Es ginge um eine äußerst wichtige Angelegenheit.“
Schlagartig fuhr Benalir von seinem Bett auf; jegliches A
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