Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
hatte zur Folge, dass jene beiden Rassen in Sarania gänzlich ausstarben.
Später rechtfertigte man diese Gräueltat damit , dass sie aus Sicherheitsgründen durchgeführt worden sei – eine Auslegung, die zur damaligen Zeit heftigste Auseinandersetzungen heraufbeschwor, und die Beziehung zwischen der Obrigkeit und dem einfachen Volk vergiftete.
Die Auswirkungen dieser Auseinandersetzungen reichen bis in die n ahe Vergangenheit. Im Jahre 788 unseres Zeitalters ereignete sich ein Vorfall, der in den meisten Geschichtsbüchern keine Erwähnung findet, die grausamen Rituale der alten Zeit jedoch um ein weiteres Kapitel bereichert. Eine Halbelfe, deren Vater ein Kobold war, wurde zum Tode durch das Fallbeil verurteilt, damit das letzte Überbleibsel der koboldeschen Welt endgültig aus Sarania verschwinden würde.
W enige Jahre später begann der schwarze Magier Zorano mit seinem Eroberungszug gegen die vier Länder Saranias. Auch der Tyrann sichert sich nun schon seit erheblicher Zeit durch eine Schutzmauer ab, die auf so mächtigen Zaubern beruht, dass es bisher keiner lebenden Seele gelungen ist, ihr Schaden beizufügen.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Kobolde, Einhörner und Drachen, die allesamt von der Hand des grausamsten Wesens, des Menschen, sterben mussten, einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen den dunklen Herrscher hätten leisten können.
„In der Tat“, flüsterte Sacerak und stieß einen Seufzer aus. Es überraschte ihn, dass das Kapitel auf Dinge einging, die er selbst noch als Jugendlicher miterlebt hatte. Damals hatte er im Zentrum Alanurs gewohnt, als die im Buch erwähnte Halbelfe von einem Gerichtstribunal zum Tode verurteilt worden war. Der Vorfall hatte ein reges Interesse der Öffentlichkeit ausgelöst, auch wenn Sacerak zu der Zeit nicht einmal in Ansätzen verstanden hatte, weshalb die schöne Frau, denn schön war sie in jedem Falle gewesen, sterben musste.
Jetzt allerdings , nachdem er die Wahrheit erfahren hatte, fühlte er einen glühenden Zorn in sich aufwallen, der das Denken erschwerte.
Er verfluchte das, was die Verblendung der Menschen a ngerichtet hatte. Zum Wohle der magischen Zunft waren also ganze Rassen ausgelöscht worden. Hervorragend, dachte Sacerak zynisch. Welch ehrenhafter Gedanke! Zoranos Befinden hatte dieser Akt mit Sicherheit nicht geschadet.
Fassungslos schüttelte er den Kopf, dann entzündete er mithilfe einer magisc hen Litanei zwei Fackeln, die sich in dafür vorgesehenen Halterungen an der Wand befanden, denn mittlerweile verdeckten düstere Regenwolken die Sonne. Sie hingen wie unheilverkündende Boten am Himmel und sorgten dafür, dass auch die Bibliothek in ein finsteres Zwielicht getaucht wurde.
Die folgenden Stunden verbrachte er damit, den Rest des Buches durchzulesen, wobei er konstatierte, dass die übrigen Methoden zur Überwindung magischer Barrieren äußerst dürftig waren. Überwiegend wurde von mächtigen Angriffszaubern gesprochen, doch immer wieder las er mit Verdruss, dass Zoranos Schutzwall eine Ausnahme darstellte, weil keiner der vielfältigen Zauber ihn jemals beschädigt hatte.
Zuletzt klappte er das Buch zu und schob es unter dem wachsamen Blick Millas wieder an seinen Platz. Anschließend verließ er die Bibliothek, streifte durch die ungezählten Korridore der Akademie, und grübelte über sein weiteres Vorgehen nach. Allem Anschein nach sollten es wahrhaftig die drei heiligen Artefakte sein. Ich fürchte, mir bleibt keine andere Wahl , dachte er zerknirscht. Keines der Werke, die er in den letzten Tagen studiert hatte, gab Anlass zu der Hoffnung, dass Zoranos Schutz auf andere Art und Weise aus dem Weg geräumt werden konnte. Tief in seinem Innersten hatte er geahnt, dass es darauf hinauslaufen würde, und dieses Eingeständnis bereitete ihm Kopfzerbrechen. Immerhin war er schon vor geraumer Zeit aufgebrochen, um jene Reliquien aufzuspüren, angeregt durch das hinterlassene Fragment der Altvorderen. Doch während er zu Beginn seiner Suche noch voller Hoffnung und Enthusiasmus gewesen war, war ihm im Verlauf seiner Reise mehr und mehr bewusst geworden, wie irrsinnig sein Unterfangen im Grunde war; mehr aus Ratlosigkeit und Verzweiflung hatte ihn sein Weg wieder nach Alanur zurückgeführt. Ursprünglich hatte er nur sichergehen wollen, dass niemand außer ihm von den Objekten wusste oder gar erfuhr, aber als er nach so langer Zeit die Akademie wiedererblickt hatte, hatte sich bei Sacerak der Glaube daran
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