Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
nicht ins nasse Gras legen; man fängt sich leicht einen Infekt ein und das wäre das Letzte, was du jetzt gebrauchen kannst.“
Wi e von einer Giftspinne gebissen sprang Sacerak auf und schaute sich um, auf der Suche nach dem Urheber der Stimme, die seltsam vertraut geklungen hatte. Er erstarrte regelrecht, als er ihn sah. Ganz langsam, die Pfeife in der rechten Hand haltend, kam Miluf näher und lächelte schelmisch.
„I-Ihr?“ Sacerak versagte beinahe die Stimme.
„Ja, ich“, erwiderte Miluf und strich sich durch sein meliertes Haar.
„Aber wie … ich meine … “, stotterte er, „das ist doch nicht möglich!“
Der alte Mann rück te sein dunkelblaues Wams zurecht, das seine Schlankheit noch betonte, und zeigte sich verständnisvoll. „Ich kann deine Aufregung sehr gut nachvollziehen, Sacerak, aber ich denke, wir sollten uns nicht hier unterhalten. Was hältst du davon, wenn wir es uns in der Akademie bequem machen? Bei einer Tasse Tee fällt das Reden leichter, und mir scheint, das wir einiges zu besprechen haben.“
„In der Tat“, gab Sacerak verwirrt zurück , und zusammen machten sie sich auf den Weg. Stillschweigend gingen sie nebeneinander.
Saceraks Gedanken überschlugen sich. Erst schleicht Milla nachts durch die Gegend, jetzt taucht Miluf hier wie von Geisterhand auf. Was geschieht als Nächstes? , wunderte er sich still.
Sie durchschritten das Eingangsportal und traten ins weitläufige Foyer ein. Miluf führte ihn in ebenjenen Raum, in dem er sich vor einer Woche mit Maranius unterhalten hatte. Dieses Mal prasselte kein Feuer im Kamin, dafür standen zwei dampfende Tassen auf einem Schemel in der Ecke; sie dufteten nach Holunderblüten. „Ich war so frei, dir einschenken zu lassen; als ehemaliger Professor genießt man gewisse Freiheiten, was mitunter nützlich sein kann. Bedien dich!“
Sacerak tat wie ihm geheißen , und während die heiße Flüssigkeit seinen Körper erwärmte, konnte er nicht umhin, sein Gegenüber unablässig anzustarren. Miluf entging das nicht. Nachdem er seinen Tee ausgetrunken hatte, sagte er: „Es tut mir leid, dass ich dich hier so unverfroren aufgesucht habe, aber bestimmte Umstände verlangten es.“
„Was für Ums tände?“, entfuhr es Sacerak, der seine Neugier kaum noch zurückhalten konnte. Miluf holte tief Luft.
„Der Krieg, den der dunkle Lord einst über Sarania gebracht hat, nimmt immer drastischere Ausmaße an. Ein Heer unvorstellbaren Ausmaßes ist von Nûrdur aus aufgebrochen und marschiert Richtung Belfang. Der Hexenmeister verfolgt das Ziel, Belfang unter seine Kontrolle zu bringen, indem er Rivania einnimmt. König Nefur wurde bereits in Berufung gesetzt und lässt sämtliche Truppen einziehen, um die Stadt halten zu können. Er glaubt, dem Herrn der Schatten einen entscheidenden Stich damit versetzen zu können, wenn dessen Armee zerschlagen wird – eine trügerische Hoffnung, wie ich finde. Zoranos Gefolgsleute sind um das Fünffache überlegen. Ich bin gekommen, um dich zu bitten, dem Kampf beizuwohnen. Wenn Rivania fällt, ist das Schicksal von Sarania besiegelt. Es existiert keine weitere Stadt, die Zoranos Truppen lange standhalten würde, Alanur ausgenommen.“
Sacerak sah sich nicht imstande , irgendetwas zu erwidern; Milufs Worte und dessen Gesuch hatten ihn noch mehr verwirrt. Als er schließlich doch etwas herausbrachte, war es das, was ihm momentan am meisten auf der Seele lastete. „Ich kann nicht. Die Mission, von der ich Euch berichtet habe … das Schicksal Saranias hängt auch davon ab.“
„Vergiss das, was du vorhast, li eber so schnell wie möglich. Es liegt nicht in deiner Hand, Sacerak, das Vermächtnis der Magier zu finden, dazu hat das Schicksal jemand anderen ausersehen. Du musst anderweitig zum Wohle Saranias beitragen!“
Sacerak verstand nicht; eine grausame Erkenntnis machte sich in ihm breit. Miluf wusste es!?
„Ja, Sacerak, auch ich habe Kenntnis von den heiligen Artefakten. Ich habe dasselbe Fragment wie du gelesen und meine Schlüsse daraus gezogen. Und glaube mir bitte, es ist nicht deine Angelegenheit.“
Sacerak rang um Fassung . Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund hatte er geahnt, dass Miluf kein gewöhnlicher Greis war, sondern mehr Einblicke hatte, als er zugeben mochte. Doch nun war die Zeit für Antworten gekommen. Er würde nirgendwohin gehen, ehe Miluf nicht seinen ganzen Wissensdurst gestillt hatte: „Woher wisst ihr von den Reliquien? Ich dachte, ich sei der Einzige. Und wie
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