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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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gereinigt, angekleidet und ordentlich hergerichtet sein.«
    »Ich fürchte, wir müssen ihn heute Abend schon sehen«, erwiderte ich. »Mister Gaddie hat es angeordnet.«
    »Nun gut«, gab Spilsbury nach. »Ich führe Sie in den Arbeitsraum.« Er wandte sich um und ging den Flur entlang, blieb unterwegs stehen und drehte eine Lampe hoch, die er mitnahm, damit wir Licht hatten. Der Korridor war dunkel und edel geschmückt, voller Bilder in schweren Rahmen und teuren Blumengestecken. Wir kamen an zwei Türen links und zwei anderen rechts vorbei, bis wir endlich scharf nach rechts in einen kleinen Gang abbogen und eine verschlossene Tür erreichten. Er schloss auf, und wir folgten ihm in den Raum dahinter, wo uns ein starker Verwesungsgeruch empfing, der von einem schweren Parfüm nur unzureichend überdeckt wurde. Hinten lagerte eine Reihe polierter vergoldeter Särge in einem Regal, auf Tischen in der Mitte des Raums befanden sich drei schlichte, aber vernagelte Holzkisten. Einige Stühle standen herum. Die Gerüche waren so stark, dass ich husten und mich an der Wand abstützen musste.
    »Mister Beard wird gleich hier sein«, erklärte Spilsbury, trat schweren Schritts vor den nächsten Sarg und nahm eine Brechstange zur Hand.
    »Schon gut!«, rief ich, richtete mich vor dem Bestatter auf und nahm ihm das Werkzeug ab. »Wir kommen gut allein zurecht, vielen Dank.« Ich schob ihn zur Tür. »Sie haben doch sicher viel Wichtigeres zu tun, als mit uns zusammen einen Toten anzusehen. Wir rufen Sie, wenn wir fertig sind.« Ich schob ihn zur Tür hinaus, ehe er etwas erwidern konnte, und sperrte sie hinter ihm zu. Dann lehnte ich mich von innen gegen das Holz und schnaufte erleichtert durch.
    »Warum willst du den Toten sehen?«, fragte John.
    »Will ich gar nicht«, erwiderte ich und legte die Brechstange beiseite. »Aber mir ist nichts Besseres eingefallen. Draußen hat uns doch jemand verfolgt.«
    »Einer von den … äh …« John warf einen raschen Blick zu Percy hinüber und wandte sich wieder an mich. »Du weißt schon.«
    »Kann sein. Vielleicht war es auch der Inspector. Oder der peruanische Papageiengott. Nach allem, was ich in den letzten paar Tagen erlebt habe, wundert mich rein gar nichts mehr.«
    »Sind Sie nicht Frederick?« Percy riss die Augen weit auf.
    »Natürlich bin ich Frederick«, bestätigte ich mit einer bekräftigenden Geste. »Dies ist John. John, das ist Percival Gaddie.«
    »Freut mich, mein lieber Junge«, sagte John.
    »Sie sind doch tot«, staunte Percy. »Gwendolyn sagte …«
    »Sie sagte, ich sei im Gefängnis gestorben?«
    »Ja, an der Schwindsucht.«
    »Das wäre ihr recht gewesen, aber ich bin völlig lebendig, und Sie, Percy, haben etwas sehr Schlimmes angestellt.«
    Er zog den Kopf ein wie ein Hund, der genau weiß, aus welchem Grund er gleich verprügelt wird.
    »Wirklich?«, fragte er trotzdem und spielte den Unschuldigen.
    »Sie haben Ihrer betrügerischen Schwester geholfen, Ausweispapiere für Beatrice Beard zu fälschen – für die angeblich verloren geglaubte Nichte des Toten.« Ich pochte auf den Sarg. »Sie hat Ihnen wohl alles über Oliver Beard und unseren Plan erzählt, was?«
    Percy nickte und blickte ziemlich betreten drein.
    »Dann müssen Sie auch gewusst haben, dass es mein Plan und mein Geld war – oder jedenfalls mein Anspruch auf Harrys Geld. Jedenfalls mussten Sie davon ausgehen, bis ich gestern erfreulicherweise verstarb.«
    »Aber sie sagte, Sie seien bereits vor …« Percy hielt sich die Hände vor den Mund und riss die Augen vor Angst weit auf.
    »Was?« Ich wollte ihn anspringen, doch er rannte schon um den Tisch herum, ohne die Hände vom Mund zu nehmen. Ich scheuchte ihn zwischen den Särgen umher, erwischte ihn endlich und riss ihm die Hände vom Gesicht. »Wie war das? Wann soll ich gestorben sein?«
    Percy lächelte so verzerrt, dass ich schon befürchtete, er werde sich gleich die Hose nässen, doch er stieß nur ein dünnes, pfeifendes Lachen aus. Ernst blickte ich ihn an.
    »Sagen Sie es mir, Percy, sonst muss ich Ihnen wehtun.«
    »Vor drei Wochen.« Er lächelte immer noch wie ein schuldbewusster großer Hund. »Sie sagte, Sie seien im Gefängnis gestorben, und zeigte mir eines der ersten Dokumente, mit denen Sie geübt haben, damit ich alles richtig mache.«
    »Vor drei Wochen! Da saß ich noch nicht einmal im Gefängnis, und tot war ich erst recht nicht. Sie hatte also von Anfang an vor, mich um meinen Anteil zu betrügen.«
    »Das wusste ich

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