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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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widerspenstigem blondem Haar und einem hohen Seidenzylinder. Er wandte sich zu mir um und riss den Mund auf, als wollte er in einer Sprache, die er nicht beherrschte, etwas Wichtiges sagen.
    »Was führt Sie so spät noch zu mir?«, fragte der dicke Bestatter. Während er den Satz in epische Länge dehnte, sah ich mich rasch um, doch von unserem Verfolger war weit und breit nichts zu sehen.
    »Wie immer der Beruf«, seufzte ich und kam Percy zuvor, der gerade Luft geholt hatte. »Wichtige Angelegenheiten – aber wir sind eher Beobachter als alles andere.« John und ich betrachteten Percy lächelnd. Trotz seiner wachsenden Verwirrung setzte er ebenfalls ein Lächeln auf. »Sie wissen doch, warum wir hier sind, oder?«, ermunterte ich ihn.
    »Gewiss«, antwortete er unsicher. »Wir wollen Mister Beard sprechen.«
    »Mister Beard ist schon nach Hause gegangen«, erklärte der dicke Mann.
    »Ich dachte, er sei tot«, wandte John ein.
    »Mister Beard ist tot?«, fragte der Bestatter entsetzt, wich zurück und legte eine Hand auf die Brust.
    »Nicht dieser Mister Beard«, schaltete sich Percy rasch ein. »Harold Beard. Er ist vor zwei Tagen in Bath gestorben, und wie wir erfahren haben, ist er inzwischen hier.«
    »Mister Beard ist hier?«, fragte ich erstaunt.
    »Nein, er hat für heute Feierabend gemacht, ich bin Mister Spilsbury«, leierte der Bestatter herunter und fasste sich allmählich wieder.
    »Nicht dieser Beard«, berichtigte John ihn. »Der Tote. Harry Beard.«
    »Harold Beard ist heute Nachmittag eingetroffen«, bestätigte der Bestatter kopfnickend. »Wir sind aber noch nicht dazu gekommen, ihn ordentlich herzurichten. Die notwendigen Arbeiten wollen wir morgen vornehmen.«
    »Verstehe.« Wenn ich es recht bedachte, war mir der Grund unseres Hierseins immer noch nicht klar, also wandte ich mich an den ängstlichen jungen Mann neben mir. »Percy?«
    »Ja«, erwiderte er und stotterte fast. »Ich bin hier …«
    » Wir sind hier«, berichtigte ich ihn.
    »… im Auftrag von Mister Gaddie. Er hat mich – uns – geschickt, um alles zu überprüfen und um sicherzustellen, dass die Beerdigung morgen Abend stattfinden kann.«
    »Morgen Abend?«, überlegte Spilsbury und massierte sich mit dicken Fingern das wabblige Kinn. »Das wird schwierig, aber ich hoffe, wir schaffen es. Soweit ich weiß, hinterlässt der Verstorbene keinerlei Angehörige.«
    »Nur einen gewissen Oliver Beard«, warf John ein. »Einen Neffen, wie man uns mitgeteilt hat.«
    »Aber der könnte unter Umständen ebenfalls tot sein«, widersprach ich.
    »Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn dies der Fall wäre«, erklärte Percy beunruhigt und warf mir einen raschen Blick zu.
    »Ich sehe zu, was ich tun kann«, versprach ich ihm.
    »Es gibt auch noch eine Nichte«, erklärte Percy dem dicken Bestatter. »Wir haben erst heute Morgen von ihrer Existenz erfahren. Sie heißt Beatrice Beard.«
    »Hübscher Name«, bemerkte John. »Obwohl ich finde, sie hätte sich besser für Anne entschieden.«
    »Zwei Angehörige, vielleicht auch nur einer«, führte Spilsbury aus, als arbeitete er im Geist eine Liste ab. »Ein Vertreter von Plumb und Gaddie – ich nehme an, das sind Sie – und fünf Begleiter aus unserem Haus. Morgen Abend.« Ich sah mich rasch wieder zur Straße um und bemerkte zu meinem Schrecken eine dunkle Gestalt, die sich im Schatten heranpirschte. »Wir werden dies entsprechend vorbereiten«, versprach der Bestatter. »Möchten Sie den Toten auch sehen?«
    »Ich dachte schon, Sie würden nie danach fragen.« Damit zog ich John und Percy mit mir und trat über die Schwelle. Mister Spilsbury wich überrascht zur Seite und schloss die Tür hinter uns.
    »Was hat dies zu bedeuten?«
    »Wir möchten den Toten sehen«, erwiderte ich, während ich durch den Vorhang spähte. »Wie Sie es uns angeboten haben.«
    »Ich meinte doch nicht sofort, sondern morgen während der Trauerfeier.«
    »Ebenfalls ein exzellenter Vorschlag.« Ich klopfte dem Bestatter leicht auf die fleischige Schulter. »Aber wennes Ihnen recht ist, möchten wir ihn auch heute Abend schon sehen, nur um uns zu vergewissern, dass alles in bester Ordnung ist.«
    »Es ist ein Toter«, sagte John. »In welcher Ordnung sollte er denn wohl sein?«
    »In keiner besonderen.« Spilsbury zückte ein Taschentuch und wischte sich die Stirn trocken. »Wir haben noch nicht einmal den Sarg geöffnet, also ist rein gar nichts vorbereitet. Wenn Sie bis morgen Abend warten wollen, wird der Tote

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