Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
John. »Mehr kann er auch nicht tun, solange du ihm den Mund zuhältst.«
    Gustav nickte.
    »Warte.« Ich runzelte die Stirn. »Jetzt bin ich verwirrt. Hat er genickt, weil er einverstanden ist, nicht zu schreien, oder stimmt er zu, dass das Schütteln des Kopfs eine Art von Sprache ist?«
    »Möglicherweise wollte er bekräftigen, dass er nicht richtig sprechen kann, solange du ihm die Hand auf den Mund presst.«
    »Meinst du es so?« Ich blickte Gustav scharf an.
    Er erwiderte meinen Blick, nickte einmal und schüttelte dann den Kopf.
    »Das bringt uns nicht weiter«, sagte John. »Wir wissen nicht einmal, auf welche Frage er geantwortet hat.«
    »Gustav.« Ich sah ihn wieder scharf an. »Versprichst du mir, nicht zu schreien, wenn ich die Hand von deinem Mund nehme?«
    »Sehr gut formuliert«, lobte mich John.
    Gustav dachte kurz nach, dann nickte er. Ich nahm die Hand weg, und er atmete tief ein. »Federico«, sagte er, und seine Augen waren immer noch weit aufgerissen und voller Angst, »warum bist du hier? Willst du mich auch zu einem Vampir machen?«
    »Natürlich nicht, Gustav«, beruhigte ich ihn. »Ich brauche deine Hilfe. Ich suche eine Leiche.«
    »Ja, natürlich, Federico.« Er lächelte verzerrt und zeigte mir eine Reihe schmutziger, krummer Zähne. »Du bist hungrig und verlangst nach einer Mahlzeit.«
    »Er verzehrt keine Leichen«, erklärte John. »Er trinkt nur das Blut von Lebenden.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach ich.
    »Also willst du sie essen!«, rief Gustav.
    »Hast du mich jemals Blut trinken sehen?«, fragte ich John.
    »Nun ja, die … die Würstchen gestern waren innen noch ziemlich blutig.«
    »Ah!«, rief ich. »Wie kann ich ein Vampir sein, wenn ich noch nie Blut getrunken habe?«
    »Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, wie sie dich geholt haben, Federico«, gab Gustav zu bedenken.
    »Du hältst dich da heraus«, fauchte ich und legte ihm wieder die Hand auf den Mund.
    »Vielleicht hast du Blut getrunken, ohne es zu merken«, überlegte John.
    »Wie sollte das denn möglich sein?«
    »Oder du hast Blut getrunken, ohne dass ich es bemerkt habe. Gestern Abend habe ich dich fast eine Stunde lang mit Gwendolyn allein gelassen.«
    »Hatte sie Bisswunden am Hals, als du zurückkamst? Roch mein Atem nach Blut?«
    Gustav entzog sich meiner Hand. »Ich dachte, ihr wollt mich befragen.«
    »Genau«, stimmte ich zu. »Entschuldige. Wir brauchen eine Leiche.«
    »Eine ganz bestimmte Leiche«, ergänzte John. »Harry Beard.«
    Gustav runzelte die Stirn. »Wir haben keinen Heribert.«
    »Nicht Heribert, sondern Mister Harry Beard«, erklärte ich. »Harold Beard, genauer gesagt.«
    »Harold Beard!«, rief er, und seine Augen blickten verschreckter denn je.
    »Ja.« Ich setzte mich noch fester auf ihn. »Kennst du ihn?«
    »Er ist tot, Federico.«
    »Deshalb wollen wir ja seine Leiche haben«, sagte John.
    »Aber die Leiche ist weg«, erwiderte Gustav. »Sie wurde gestern nach London geschickt, und das wurde auch höchste Zeit.«
    »Warum denn? Was ist passiert?«
    »Dunkle Ereignisse – schreckliche Ereignisse«, murmelte Gustav. »Er ist am gleichen Tag gestorben wie du, und sein Sarg lag auf demselben Wagen. Als die Vampire dich geholt haben, bin ich weggelaufen …«
    »Ja, daran erinnere ich mich.«
    »… und als ich ein paar Stunden später zurückkehrte, war Mister Beards Sarg offen, und eine dunkle Gestalt stand davor.«
    »Der Ghul von Bath!«, rief John.
    »Beschreib die Gestalt!«, verlangte ich.
    »Oh, es war schrecklich«, stöhnte Gustav. »So schrecklich, dass ich es nicht beschreiben kann.«
    »Versuch es trotzdem, sei so gut!«
    »Nein, Federico, es war …«
    »Kannst du nicht sprechen?«
    »Es war … unaussprechlich.«
    »Du hast keine Ahnung, wie er ausgesehen hat, was?«
    »Nein, Federico.« Er ließ traurig die Schultern hängen. »Ich bin wieder weggelaufen und habe nichts gesehen.«
    »Wundervoll.« Entmutigt schloss ich die Augen. »Nur ein einziger Mensch hat den Ghul von Bath gesehen, und der kann ihn nicht beschrieben.«
    »Als ich am Morgen zurückgekehrt bin, war der Sarg wieder geschlossen, und ich habe ihn nach London geschickt und war froh, ihn loszuwerden.« Gustav beugte sich vor, so gut es eben ging, während zwei Männer auf ihm saßen, und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Ich habe den Sarg nicht geöffnet, um mich zu vergewissern, aber ich glaube, der Ghul hat Körperteile entwendet. Seit fast zwei Wochen verschwinden

Weitere Kostenlose Bücher