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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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nicht um, aber es hält dich auf. Es schwächt dich. Und im Morgengrauen werden wir dich pfählen und hinrichten.«
    »Was redet er da von Pfählen?«, erkundigte sich John, doch Herring stieß wieder mit dem Knoblauch zu, ich verlor das Gleichgewicht und stolperte rückwärts über Harry Beards Sarg. Ich stürzte und blieb mit gespreizten Gliedmaßen liegen. Inspector Herringlegte mir triumphierend den Knoblauchzopf um den Hals.
    »Nimm dies, Erhabener!«
    »Glauben Sie wirklich, das stört mich?« Ich richtete mich ein wenig auf, bis ich bequemer saß. »Passen Sie auf.« Ich riss eine Knoblauchzehe ab und steckte sie mir in den Mund. »Sehen Sie? Es geschieht rein gar nichts.« Gleich darauf spuckte ich den Knoblauch wieder aus. »Meine Güte, schmeckt das widerwärtig! Bisher habe ich noch nie eine ganze Knoblauchzehe auf einmal gegessen.«
    Während ich noch mit einem Hustenreiz kämpfte, zerstreute sich die Menge allmählich. Viele waren so schnell geflohen, dass sie Johns Unschuldsbeteuerungen nicht mehr mitbekommen hatten, und versteckten sich in sicherer Entfernung hinter Grabsteinen oder hatten gänzlich das Weite gesucht. Dies schien die beste Gelegenheit, den Inspector abzulenken. Ich seufzte leise, dann keuchte und kreischte ich, schlug auf den Knoblauchzopf ein und gab, wie ich hoffte, eine überzeugende Vorstellung.
    »Hilfe!«, wimmerte ich. »Es bringt mich um.«
    Gwen näherte sich neugierig und fragte: »Tut es weh?«
    »Ja, es tut ihm weh«, erklärte Inspector Herring. »Ich glaube, es tut ihm schrecklich weh, aber es bringt ihn nicht um. Er ist der Erhabene, und die Pfähle im Morgengrauen sind unsere einzige Hoffnung, ihn endgültig zu vernichten.«
    »Endgültig?«
    »Endgültig.«
    »Was redet er schon wieder von Pfählen?«, erkundigte sich John.
    Ich hob die Hand und versuchte, möglichst schwach zu wirken. »Ihre Meute hat Sie im Stich gelassen«, hauchte ich. »Ich werde …« Vor vermeintlicher Schwäche legte ich eine schier endlose Pause ein. »… Sie überwältigen.«
    Herring sah sich um, stellte fest, dass wir allein waren, und wich auf einmal zurück. Gwen zog er mit sich. Beschwörend hielt er mit zitternden Händen ein Kreuz vor sich. »Der Knoblauch schwächt dich«, sagte er. »Jetzt wird dir auch das Zeichen des Kreuzes zusetzen.«
    Ich sackte zusammen und stöhnte zum Steinerweichen. Herring entblößte grinsend alle seine Zähne.
    »Ja«, sagte er, »schwach wie ein Kätzchen. Gwendolyn, nehmen Sie das Kreuz. Das hält ihn in Schach, bis ich mit unseren Männern zurückkehre, und dann pfählen wir ihn in der Morgendämmerung. Alle beide! Seien Sie tapfer, wackere Maid, ich bin gleich wieder da!« Er verbeugte sich, wandte sich um und trampelte davon. Die Schritte verhallten in der Nacht, und ich hörte in der Ferne, wie er die verschreckten Bürger zu sich rief. Ich sah ihm nach, bis er im Dunkeln verschwand, dann stand ich auf und warf den Knoblauch weg.
    »Er ist fort«, sagte ich. »Lass uns verschwinden.«
    »O nein, du bleibst hier!«, rief Gwen und trat mit dem kleinen Kreuz auf mich zu. »Du wirst im Morgengrauen gepfählt.«
    »Was hat es nur mit diesen Pfählen auf sich?«, fragte John. »Will er uns Pfähle durch die Herzen treiben, oder wird man uns an Pfähle binden und verbrennen? Beides ist gleichermaßen tödlich, soweit ich weiß, aber ich bin neugierig und möchte gar zu gern Genaueres erfahren.«
    Ich betrachtete Gwen. »Du willst mich wirklich töten lassen?«
    »Nein, nein, Frederick, glaub mir doch! Als ich das erste Mal von deinem Ableben erfuhr, freute ich mich, das Geld für mich allein behalten zu können. Als ich dich das zweite Mal für tot hielt, fühlte ich mich erleichtert, es nicht mir dir teilen zu müssen. Aber … nun ja, wenn du es so betrachtest … ja, dann will ich, dass du stirbst.«
    »Du meinst es ernst.«
    »Es geht um neunzigtausend Pfund!«, rief sie. »Dafür bringt dich jeder um.«
    »Im Moment wollen mich die meisten aus viel geringfügigeren Gründen umbringen, aber das soll mir gleich sein – ich warte nicht länger, bis sie mir ernsthaft zu Leibe rücken.« Damit eilte ich um das offene Grab herum, sammelte unsere Sachen ein und machte mich zum Gehen bereit. »Ja, die Pfähle im Morgengrauen!«
    »Ich hoffe, sie verbrennen uns an den Pfählen«, meinte John verträumt. »Welch romantische Art zu sterben! Ein Leben voller Gram und dann in den Flammen vergehen – noch dazu bei Sonnenaufgang, man stelle sich das nur vor! Kein

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