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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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mich zu einem alten Mann. Ich eilte zu ihr, und gemeinsam zogen wir den Mann aus dem oberen Teil eines frischeren Leichenhaufens. Ich hob die Lampe, um das Gesicht zu beleuchten, und ließ sie beinahe fallen. »Gustav!«
    »Kennen Sie ihn?«
    Mary beäugte den Toten wie eine hungrige Raubkatze.
    »Allerdings«, sagte ich. »Der Mann hat mir bei der Flucht aus dem Gefängnis geholfen.«
    »Dann saßen Sie sogar schon im Gefängnis?«, fragte Mary. »Sie sind viel interessanter, als man es auf den ersten Blick vermutet.«
    »Wer ist es?« John kam herüber und schärfte den Holzkohlestift mit dem Skalpell. »Oh, das ist der Mann vom Friedhof, der Totengräber. Wie hieß er noch gleich?«
    »Gustav«, sagte ich.
    »Genau, Gustav. Er war völlig gesund, als wir ihn heute gesehen haben. Na ja, so gesund eben, wie ein verbrauchter alter Arbeiter es sein kann, wenn zwei Leute auf ihm sitzen. Ich frage mich, woran er gestorben ist.«
    »Was ihn auch umgebracht haben mag, er ist schon der Dritte«, erklärte ich. »Erst der Bestatter, dann der Kutscher, jetzt Gustav.«
    »Der Kutscher?«, fragte John. »Winston?«
    »Du lagst noch im Sarg, als ich es erfuhr.« Ich richtete mich auf und schritt hin und her. »Herring hat den Kutscher tot aufgefunden. Anscheinend hat man ihm das Blut ausgesaugt.«
    »Haben Sie den Leuten das Blut ausgesaugt und die Toten einfach liegen gelassen, bis der Inspector sie fand?«, fragte Mary. »Sie müssen vorsichtiger sein.«
    »Das war ich nicht«, wehrte ich ab. »Es muss ein anderer sein. Jemand, der uns folgt. Wir wissen aber nicht, ob auch Gustav sein Opfer ist. Er war ein alter Mann und hat im Januar im Freien gearbeitet. Vielleicht ist er eines natürlichen Todes gestorben.«
    »Nein, das war ein Vampir.« John untersuchte bereits den Hals des Mannes. »Wer oder was sollte sonst diese Spuren an seinem Hals hinterlassen haben?«
    »Es gibt viele andere Möglichkeiten.« Ich wurde immer unruhiger. »Vielleicht ist er auf eine Fleischgabel gestürzt. Das sähe dann so aus, als wären es Reißzähne gewesen.«
    »Das hätte aber blutige Ränder hinterlassen«, widersprach John. »Diese Einstiche sind sauber.«
    »Hinterlassen Vampire denn immer saubere Wunden?«, fragte ich gereizt.
    »Ich kann mir vorstellen, dass Vampire die Wunden sauber lecken«, überlegte John. »Gewiss wären die Wunden sauberer als bei einer Fleischgabel. Das sind aber nur Vermutungen. Du bist der Vampir, du kennst dich besser aus.«
    »Keiner von uns ist ein Vampir«, berichtigte ich ihn.
    »Irgendjemand muss aber einer sein«, beharrte Mary. »Gustav hat sich nicht selbst gebissen. Vielleicht waren es die Vampire, die wir auf dem Friedhof gesehen haben.«
    »Das ist nicht möglich«, klärte ich sie auf. »Die sind zu schwach und zu ängstlich, um jemanden zu beißen, der sich nicht zufällig im Schlaf erwischen lässt.«
    »Genau das könnte aber geschehen sein«, gab John zu bedenken. »Es ist schon spät, und wir haben den alten Mann heute Nacht ordentlich geängstigt.«
    »Ja, eben«, entgegnete ich. »Wenn du von einem vermeintlichen Vampir geschnappt und befragt wirst, gehst du dann einfach nach Hause und legst dich schlafen? Ich bliebe die ganze Nacht wach und würde mit einem Schüreisen in der einen und einem Knoblauchzopf in der anderen Hand aufpassen.«
    »Oder mit einem Kanten Cheddar«, fügte John hinzu.
    »Wer verfolgt Sie denn?«, fragte Mary.
    »Oje.« Mir wurden die Knie weich, ich setzte mich auf den Boden und riss die Augen auf. »Ach, du liebes bisschen!«
    »Frederick«, schalt mich Mary. »Nun reden Sie schon!«
    »Schwarz und seine Vampire suchen den Erhabenen«, erklärte ich. »Einen Vampir, der sich nicht aus Schwäche verstecken muss. Einen Vampir, der seine Opfer wirklich überwältigt und so weiter.«
    »Natürlich.« John ließ sich neben mir nieder. »Sie suchen dich.«
    »Nein, nicht mich«, widersprach ich. »Ich rede auch nicht von einem beliebigen Vampir – davon gibt es leider eine ganze Menge.« Ich holte tief Luft. »Was, wenn wirklich ein Erhabener umgeht?«
    »Ich dachte, inzwischen sei geklärt, dass Sie der Erhabene sind.« Auch Mary hatte sich mittlerweile gesetzt. »Schließlich sind Sie gegen Knoblauch so gut wie immun.«
    »Du meinst, es gibt noch einen zweiten Erhabenen?«, fragte John. »In diesem Fall wird man sich streiten, wer Anführer der Heere der Finsternis sein darf.«
    »Wettstreit, genau das ist das Thema«, stimmte ich zu. »Alle halten mich für den

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