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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Lächeln und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf John.
    Percy führte unterdessen Selbstgespräche. »Warum können die Leute eigentlich nicht mehr bleiben, wo sie sind? Frederick geht ins Gefängnis und bricht aus, er stirbt und erwacht erneut zum Leben, dann ist er ein Vampir, dann ist die Leiche weg, und niemand kann das Geld kassieren, und dann ist eine andere Leiche da, aber die wacht in der Bank einfach wieder auf. Früher konnte ich mich darauf verlassen, dass ein Toter tot war, auch wenn ich mich nie in der Lage befand, auf solche Tatsachen angewiesen zu sein, mir kam so etwas überhaupt nicht in den Sinn, aber immerhin war es so. Man musste einfach nicht weiter über solche Zusammenhänge nachdenken, und das war ungemein beruhigend.«
    »Was ist mit der toten Frau in Ihrem Schlafzimmer?«, fragte Mary. »Sie wird immer noch genauso tot sein wie vorher, wenn Sie nach Hause zurückkehren.«
    »Falls Sie mich aufheitern wollen, ist es Ihnen nicht gelungen«, erwiderte Percy.
    Gwen rückte mit dem Stuhl ein wenig zur Seite und prallte dieses Mal gegen den Wachtmeister. Abermals lächelte er sie an, wenngleich etwas verwirrt, während Gwen unverwandt John anstarrte, als wäre alles in bester Ordnung. Selbst nach dem letzten Ruck erfassten die Sonnenstrahlen noch die unteren Enden der Stuhlbeine.
    »Beeil dich, John!«, flüsterte ich. Natürlich sprach ich zu leise, und er hörte mich nicht. Allmählich packte mich die Verzweiflung. Mister Gaddie war offensichtlich ungeduldig, Spilsbury wimmerte fast, Gwen floh vor der Sonne und rückte dem Wachtmeister immer näher. Inzwischen saß sie ihm schon beinahe auf dem Schoß. Ihre Schenkel pressten sich aneinander, und sie beäugte voller Schrecken den Rand des Lichts, das unerbittlich über die Sitzfläche ihres Stuhls kroch. Der Wachtmeister fand die Situation hingegen offensichtlich höchst angenehm.
    »Wie unerquicklich das alles ist!«, jammerte Percy. »Das Bestattungsunternehmen ist voller Vampire. Wir sind hier praktisch von ihnen umzingelt, und trotzdem ist dies der sicherste Raum im ganzen Gebäude. Ich bin wirklich kein Mensch, der sich ständig nach schnellen Fluchtwegen umsieht, aber nun sitze ich im Hinterzimmer eines Bestattungsinstituts, denn dies ist der einzige Ort mit einer Außentür, durch die ich davonlaufen kann, wenn mich die wandelnden Toten holen wollen.«
    »Die wandelnden Toten in diesem Haus sollten Ihre geringste Sorge sein«, erwiderte Mary, die immer noch die Kellertür zuhielt, obwohl es unten schon seit einer Weile recht still war. »Harry ist noch nicht da.«
    In diesem Moment schwang die Hintertür auf, und eine schwarz gekleidete Gestalt erschien.
    »Ich bin gekommen, um …« Er unterbrach sich, als Mary herbeisprang und die Tür mit lautem Knall wieder zuwarf. »Uff«, schnaufte sie und kehrte zur Kellertür zurück. Doch die Gestalt draußen auf der Gasse öffnete die Tür ein zweites Mal, nun aber etwas vorsichtiger. »Was war das? Ich töte euch alle!« Es klang nicht laut, aber ungehalten. Eher ein mürrisches Gemurmel als ein Wutausbruch. »Achtzig Jahre werde ich alt, und dann richtet ein so schäbiges Etablissement meine Beerdigung aus.« Der Mann mit dem Mantel trat ein und blickte hinter die Tür, um sich zu vergewissern, dass dort niemand stand. Dann schloss er sie wütend hinter sich. »Draußen zieht es grässlich, und ich bin den ganzen Weg von Bath hierher gelaufen. Warum eigentlich? Blutige Rache und was weiß ich nicht alles – es gibt keinen Respekt mehr auf der Welt! Ich soll der Herr der Untoten sein, aber man behandelt mich wie einen Botenjungen, der Tag und Nacht durch halb England rennen soll. Das lasse ich mir nicht gefallen!« Er nahm die Kapuze ab und fluchte leise und ohne Unterlass.
    Natürlich war es Harry.
    »Wen haben wir denn da?« Er sah sich um, entdeckte mich und grunzte missmutig. »Du.« Er drohte mir mit dem Zeigefinger. »Ich sagte dir doch, du sollst in Bath warten, bis ich zurückkehre und dich töte. Begreifst du nicht, dass ich ein Vampir bin?«
    »Aus dem nämlichen Grund haben wir nicht gewartet«, erwiderte ich langsam und fasste die Flurtür, den einzigen Fluchtweg, ins Auge. »Ich besitze einen starken Selbsterhaltungstrieb.«
    »Aber Vampire besitzen einen übermächtigen Willen.« Harry hob beschwörend die Hände. »Sterbliche wie du müssen tun, was immer ich ihnen befehle. Glaubst du, ich wüsste nicht Bescheid? Aber die jungen Leute haben heutzutage keinen Anstand

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