Sarum
Sachsen sich zum Kampf formierten, stellte Aelfwald sich etwas rechts von der Mitte auf. Ihm zur Seite waren seine Kinder: Aelfric zur Rechten, Aelfstan und Aelfgifu zur Linken. Unmittelbar hinter ihm stand Port. Der Than sagte: »Dies ist unsere letzte Schlacht. Wir siegen oder sterben.«
Es war ein langer Kampf. Die Wikinger fochten unbarmherzig, doch den Sachsen ging es um ihre Existenz. Bei jedem Vordringen hoben sich ihnen die schrecklichen Streitäxte der Wikinger entgegen, und sie wichen zurück wie das Wasser bei Ebbe, formierten sich erneut und warfen sich wieder nach vorn.
»Sie sind wie die Wellen des Meeres«, sagte Aelfwald. Sooft die Wikinger auch anstürmten, die sächsischen Krieger wälzten sich ihnen unaufhörlich entgegen. Unter dem anfeuernden Kommando ihres Königs, der mit letzter Entschlossenheit kämpfte, waren die Sachsen nicht aufzuhalten. Aelfstan und seine Schwester fochten Seite an Seite auf eine so furchterregende Weise, daß kaum einer, der sich ihnen in den Weg stellte, mit dem Leben davonkam.
Als die Sachsen die Linie der Wikinger durchbrachen, sah Aelfstan, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte. Er gab seiner Schwester ein Zeichen, und sie bahnten sich ihren Weg. Wenige Meter entfernt hatte Aelfstan eine hohe Gestalt mit einem pockennarbigen Gesicht entdeckt. Dies war der Mann, der Ports Frau vergewaltigt hatte. Aelfstan hatte sich das Gesicht eingeprägt.
Es war nicht einfach durchzukommen. Die beiden wurden von den Wikingern erkannt, die schrien: »Es ist die Sachsenfrau!« Plötzlich schienen die Krieger von allen Seiten anzustürmen, um die schamlose Frau niederzuschlagen.
Sachsen eilten zu ihrer Verteidigung herbei. Mitten im Getümmel erscholl ein Schrei: »Aelfgifu!« Sekunden später kam ihnen ein weiterer Trupp unter Aelfrics Führung zu Hilfe.
Für kurze Zeit bildeten sie den Kern der Kampflinie; allmählich kamen sie ihrem Ziel näher, bis sie endlich den pockennarbigen Wikinger vor sich hatten, der inzwischen wohl begriffen hatte, daß es um ihn ging. Er starrte ihnen höhnisch entgegen, wirbelte herum und hob die Axt gegen die junge Frau, deren Augen herausfordernd blitzten. Er war jedoch nicht schnell genug. Bevor er noch den Schlag führen konnte, schlitzte Aelfstan mit einem aufwärts gerichteten Hieb seines Schwertes den Wikinger von unten bis oben auf. Die Untat auf der Schaffarm war gerächt.
Mittlerweile hatte Port sich tapferer geschlagen als jeder andere. Er war für den Kampf gerüstet, indem er einen kleinen runden Schild von der Art der Wikinger an seinem rechten Arm festband, während er in seiner gesunden Linken ein kurzes leichtes Schwert schwang, das er äußerst geschickt handhabte.
»Du kämpfst mit deiner Linken besser als früher mit der Rechten«, rief ihm der Than zu. Er war froh, daß Port in seiner Nähe war. Immer, wenn Aelfwald sich im dichtesten Gefecht nach Port umwandte, gab dieser ihm Rückendeckung oder stand an seiner Linken wie ein zweiter Schild. Am Wendepunkt der Schlacht holten die Wikinger, nachdem sie zuerst unschlüssig schienen, zu einem heftigen Gegenschlag aus. Da erwies Port seinem Herrn den edelsten Dienst. Aelfwald und der Schafzüchter waren kurze Zeit ohne Deckung, als zwei hünenhafte Wikinger sich von beiden Seiten auf sie stürzten. Als der Than einen der beiden mit einem großartigen Schwerthieb ins Jenseits beförderte, wurde Port von dem anderen mit einem mächtigen Hieb zu Boden geworfen, wobei sein Schild in Stücke ging. Als er sich hochrappelte, sah er, wie der Wikinger seine Axt über Aelfwald schwang.
Ruhig hob Port seinen gesunden Arm und fing damit den Schlag auf, der für seinen Herrn bestimmt gewesen war. Während das schwere Blatt der Axt ihm die Knochen zersplitterte, konnte Aelfwald sich auf ein Knie erheben und dem Wikinger das Schwert ins Herz stoßen. Dann packte er seinen treuen Vasallen und zog ihn aus der Gefahrenzone. Port lebte, doch seine Hand und ein Teil des Unterarms waren abgetrennt worden.
Bald darauf begann der Rückzug der Wikinger; innerhalb einer Stunde war König Alfred Sieger auf dem Schlachtfeld, und bei Einbruch der Nacht schleppten Guthrum und seine aufgeriebene Horde sich nach Chippenham zurück. Die Sachsen lagerten außerhalb. Aelfwald verband eigenhändig Ports schreckliche Wunde, und seine Söhne fertigten eine einfache Bahre aus ihren Speeren und trugen ihn weg. Rasch machte die Nachricht von seiner Heldentat die Runde unter den Soldaten.
»In meiner Halle schwor
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