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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Port, für mich zu kämpfen«, verkündete der Than. »Niemals wurde ein sächsischer Eid besser gehalten.« So schwach Port sich auch fühlte – er war von Stolz erfüllt. Einen Gedanken konnte er jedoch nicht verdrängen: Was würde er ohne Hände anfangen?
    Als das Sachsenheer die zurückweichenden Wikinger verfolgte, blieb der jüngste Sohn des Thans auf dem Schlachtfeld zurück. Er hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen.
    In der untergehenden Sonne suchte er unter den Gefallenen nach dem pockennarbigen Wikinger. Als er ihn entdeckt hatte, kniete er neben ihm nieder. Geschickt löste er mit seinem Messer die Haut vom Körper, rollte sie zusammen, band sie sich auf den Rücken und ritt den anderen nach.
    In der Dämmerung des nächsten Morgens fand er eine kleine Holzkapelle unterhalb des Festungswalls von Chippenham. Dort nagelte er die abgezogene Haut an die Tür. Es war eine heidnische Sitte, doch hätte kein Sachse etwas dagegen einzuwenden gehabt. Guthrum hielt die kleine Siedlung Chippenham zwei Wochen lang. Alfred und seine Einheit warteten ab. Schließlich ergaben sich die Wikinger mit der Zusage, Wessex für alle Zeiten zu verlassen.
    Einige Tage nach der Kapitulation von Chippenham gab es eine Feier im Freien, bei der der König seinen treuen Gefolgsleuten ihre Belohnung überreichte.
    Als er zu den Männern von Sarum kam, sah Aelfwald zu seiner Freude ein Zwinkern in den blauen Augen des Königs. »Wo ist Port?« fragte Alfred.
    Der Schafzüchter trat vor, und Alfred sah sich seine Arme an, bevor er erklärte: »Dieser Waliser« – das war der häufig gebrauchte Name für Leute keltischer Abstammung – »kämpft wie ein echter sächsischer Edelmann. Deshalb wirst du, Port, von heute an ein Than sein.« Dann umarmte er, gefolgt von Aelfwald und seiner Familie, den überraschten Schafzüchter feierlich.
    Doch das war noch nicht alles: Wenn Port ein Than war, dann brauchte er mehr Land.
    Auf einen Wink des Königs traten zwei Mönche vor. Sie hielten dicke Pergamentblätter, denn die Landverteilung wurde sorgfältig in einem Schriftstück festgehalten. Es gab zwei Arten von Land, die der König vergeben konnte: das einfache Land des Volkes, für das der Besitzer ihm Abgaben zu entrichten hatte, oder das wertvollere eingetragene Land, das von allen Abgaben, außer für Waffendienst und Aufwendungen für Befestigungen und Brücken, befreit war.
    »Than Port«, verkündete Alfred, »ich übergebe dir hiermit eingetragenes Land.«
    Der Schafzüchter errötete vor Freude. Seine Augen wurden immer größer, als der Mönch, die Urkunde hochhaltend, sie erst auf latein verlas und dann ins Sächsische übersetzte. Achthundert Hektar!
    Er war ein reicher Mann. Mit den Einnahmen daraus konnte er seiner Schwester Edith nicht nur das goldene Kreuz schenken, sondern es auch noch mit Edelsteinen verzieren lassen. Er kannte das betreffende Stück Land. Es war guter Boden.
    Er hörte genau zu, als der Mönch zur Festlegung der Grenzen kam – dieser Text war nicht in Latein, sondern in Angelsächsisch geschrieben. Es gab keinen Zweifel mehr: Er besaß Land, und zwar für immer.
    Aelfwald und die übrigen bezeugten die Urkunde. Port hatte seine Hände verloren, doch dafür einen Teil des Besitzes seiner Vorfahren zurückgewonnen.
    Als die Reihe der Ehrungen an Aelfwald war, überreichte Alfred ihm ein besonderes Geschenk – einen Ring mit Inschrift und eine kleine, edelsteinbesetzte Schatulle. Zu diesen ganz persönlichen Erinnerungen gab er ihm noch ein Landgut.
    Dieses Anwesen, Shockerlee, lag nordwestlich von Wilton an den bewaldeten Hängen eines kleinen Hügelkammes zwischen den weiten Tälern der Flüsse Wylye und Nadder, Grovely Wood genannt. Es war erstklassiger, gut bewässerter Boden.
    Während der König sich an den nächsten Than wandte, sagte Aelfwald zu Aelfstan und Aelfgifu: »Ihr habt gemeinsam tapfer gekämpft. Nach meinem Willen sollt ihr, wenn Aelfric das Land bei Avonsford erbt, gemeinsam Shockerlee übernehmen.«
    Eine weitere Überraschung erwartete den Than bei seiner Rückkehr nach Athelney: Tostig war verschwunden. Er hatte sich eines Nachts ohne jede Vorankündigung in einem mit Wertsachen beladenen Boot davongemacht und ließ sogar seine Familie zurück. Er wurde nie wiedergesehen.
    Der Wikinger Guthrum und dreißig seiner Edelleute ließen sich im sächsischen Lager von Athelney in Gegenwart von König Alfred und seinen Thanes, zu denen nun auch Port gehörte, taufen. Das Königreich Wessex war

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