Sarum
vom Hals bis zu den Füßen reichte, seinen Schild mit dem weißen Schwan auf rotem Grund, Schwert und Lanzen und den schweren Helm. Über seinem Ledergewand trug Hugh einen roten Umhang mit dem weißen Kreuz der Kreuzritter. »Wo ist mein Vater?« fragte er. »Er dürfte bald hier sein«, antwortete Peter.
Die drei Männer warteten schweigend. Alle wußten, was dieser Besuch bedeutete. Bald darauf sahen sie Jocelin kommen. Er saß so aufrecht wie immer im Sattel. Von der Ferne sah er wie ein junger Mann aus. Als er näher kam, waren seine Augen hart und leuchtend. Vater und Sohn sahen einander an. Jocelins Blick hing an dem Umhang des Sohnes.
»Habt Ihr das Recht, dieses Kreuz zu tragen, Monsieur?« Hugh neigte den Kopf. »Oui, Monsieur. Der Bischof von Worcester und drei andere Bischöfe haben uns das Recht zugestanden.« Es war eine große Genugtuung für Simon de Montfort, daß mehrere Bischöfe kurz zuvor erklärt hatten, sein Aufstand komme einem Heiligen Krieg gleich.
»Ich kam, um Euren Segen zu erbitten«, fuhr Hugh fort. Der Ältere nickte kurz. Er brauchte nichts abzulehnen, was ein Bischof bereits zugesagt hatte. Beide stiegen von ihren Pferden. Schweigend kniete Hugh nieder. Langsam nahm Jocelin eine feine Kette ab, an der ein Medaillon aus dem Schrein des Thomas Becket in Canterbury hing. Wortlos legte er sie seinem Sohn um. »Ich bin mit Eurem Streit nicht einverstanden, doch geht trotzdem mit meinem Segen«, sagte er heiser.
Hugh erhob sich. Merkwürdig, dachte Peter, wie unglaublich ähnlich sich die beiden Männer sind! Nach dieser Versöhnung sahen sie erleichtert aus.
»Ich höre, Monsieur, daß die Reise Euch zum Schrein dieses Heiligen führt«, sagte der Vater und verzog das Gesicht. »Vielleicht könnt Ihr mir freundlicherweise ein neues Medaillon mitbringen.« Es war ein höflicher Scherz, den Hugh belächelte – es war bekannt, daß Montforts Streitkräfte sich in Kent auf der Straße nach Canterbury sammelten. »Natürlich, Monsieur«, antwortete er mit Eleganz. »Wir hoffen, unterwegs nur kurz aufgehalten zu werden.«
Keiner sagte ein Wort, als Hugh fortritt. Sobald er außer Sicht war, vergaß Jocelin, was er in der Mühle hatte erledigen wollen, stieg ebenfalls auf und ritt auf die Anhöhe. Von dort, vermutete Peter, wollte der Ritter einen letzten Blick auf Hugh werfen, der die Straße nach Osten nahm. Weder die Godefrois noch Shockley oder der Steinmetz hatten bemerkt, daß die Szene von zwei weiteren Zeugen beobachtet worden war. William atte Brigge und sein Sohn John, ein verschlossener kluger Junge von siebzehn Jahren, waren unbemerkt hinter der Mühle vorgekommen, als die beiden Godefrois gerade abstiegen. Sie hielten sich ungesehen hinter der Hausecke und verfolgten genau, wie Hugh den Segen empfing. William sah nachdenklich drein, als er leise zu seinem Sohn sagte: »Vergiß das nicht! Es könnte eines Tages von Nutzen sein.«
Die Stadt Lewes lag in Küstennähe rund sechzig Meilen westlich der Dover Straits und unmittelbar unter dem hohen Kreiderücken der South Downs. Es war ein kleiner Ort, etwa so groß wie Wilton, und verfügte über ein kleines Kastell und ein altes Priorat, das den Mönchen von Cluny gehörte.
Die Streitkräfte König Heinrichs und seines Sohnes Eduard lagerten neben der Stadt, als sie in der Dämmerung die Armee Simon de Montforts in Kampflinie oben auf dem Kreidekamm, die Londoner am linken Flügel, sichteten. In der Nacht zuvor hatte der Bischof von Worcester Simons Kriegern die Absolution erteilt. Sie trugen das Kreuz der Kreuzfahrer auf ihrer Brust.
Die Schlacht von Lewes am 14. Mai 1264 war kurz. Prinz Eduard griff auf der Höhe an, schnitt die Londoner vom Rest der Truppe ab, und es gelang ihm, sie in ein nahe gelegenes Moor zu treiben, wo er sie einige Stunden lang verfolgte. Als er aufs Schlachtfeld zurückkehrte, mußte er allerdings feststellen, daß sein eigener Sieg eine Lappalie war und Montfort inzwischen die restliche Armee aufgerieben hatte. Der König und sein Sohn wurden gefangengenommen, die Schlacht war vorüber. Es fielen nur wenige Ritter im Gefecht. Einer, der mutig den Londonern zu Hilfe geeilt war, als er sah, daß sie zurückgeworfen wurden, wurde zwischen ihnen eingekeilt, unabsichtlich vom Pferd gestoßen, jedoch liegengelassen und gleich darauf von einem Trupp Fußvolk des Prinzen Eduard getötet. Er wurde später aufgrund des weißen Schwanes auf seinem Schild identifiziert.
Auch in der Königspartei hatte es nur
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