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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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kleinere Rückschläge erlitt, erklärte er sich stark genug für seine Aufgabe. Da es dem Regiment an Soldaten mangelte, legte ihm niemand nahe, aufzugeben. Die Ausbildung der Rekruten ging zäh voran. In den folgenden Jahren desertierten einhundertfünf von vierhundertvierundsechzig Rekruten; doch allmählich stiegen die Zahlen.
    Seine Chance kam wie von ungefähr – ein Brief von Fiennes Wilson, mittlerweile ein mächtiger Mann in der OstindienKompanie, der mit Warren Hastings, dem einflußreichsten Mann in Indien, arbeitete. Adam wurde ein Posten in der Gesellschaft angeboten:
    Wir suchen einen vernünftigen Mann mit Urteilsvermögen, und Sir George Forest hat Euch empfohlen.
Ich erinnere mich, ebenso wie Mr. Hastings, an Euren Besuch hier in den glorreichen Tagen von Palasi.
Die Stellung würde Euch zwar nicht zu einem Nabob machen, wäre jedoch sicherlich einträglich.
    Er mußte es ausschlagen. Der Arzt, den er befragte, war ganz offen. »Ihr habt Eure Zeit in einem Tropenklima hinter Euch, Mr. Shockley, und habt Euren Preis bereits bezahlt. Wenn Ihr jetzt nach Indien geht, kann ich für nichts garantieren. Ihr dürft überhaupt nicht daran denken. Jetzt, Sir, kommt für Euch nur ein kühles Klima in Frage. Je kälter, desto besser.«
    Er blieb in Irland und sah von dort, wie sich die Situation in Amerika verschlechterte. Als der amerikanische Markt mit Tee buchstäblich überschwemmt wurde, um die Finanzen der Ostindien-Kompanie aufzubessern, war er nicht überrascht, daß dies die Boston Tea Party auslöste. Er war befriedigt, als die Gefechte bei Lexington und Concord sich zur Schlacht von Bunker Hill und Boston ausweiteten. Kampf war in Sicht – die einzige Möglichkeit für ihn, befördert zu werden. Er hoffte, daß es eine interessante Kampagne werden würde. Und als er erfuhr, daß die Generäle Gates und Lee – beide ehemalige britische Offiziere – die Rebellenführer waren und sich ihnen eine neue mächtige Persönlichkeit, George Washington, der Landbesitzer aus Virginia, anschloß, wurde er neugierig.
    Das Regiment war bereit. Nach endlosem Warten – so kam es zumindest Shockley vor – schifften sie sich im Westen Irlands nach Quebec ein.
    Natürlich stand ein Sieg der Rebellen gar nicht zur Debatte. Die halbe Kolonie war ja der britischen Krone treu ergeben. Allein New York stellte der britischen Armee fünfzehntausend reguläre und achttausendfünfhundert wehrfähige Männer zur Verfügung, wogegen Washington nur etwa zwölftausend unter seinem Kommando hatte. Shockley hatte gehört, daß die Südstaaten zum Teil den Kampf deshalb begonnen hatten, weil sie dadurch ihren Schulden an die englischen Händler zu entkommen hofften. Die Leute aus dem Norden wollten vermutlich von den Steuern freikommen. Aber ihn beunruhigte das großmäulige Selbstvertrauen, das einige seiner Offizierskollegen zur Schau trugen. Seinem Gefühl nach würden sich die amerikanischen Rebellen doch als ziemlich zäh erweisen.
    Im Juni 1776 war das 62. Regiment unter dem Kommando des Brigadegenerals Fraser dabei, als zweitausend Rebellen aufgehalten und auseinandergetrieben wurden, die sich der Stadt Sorel am Lawrence-Fluß genähert hatten. Zweihundert Rebellen wurden gefangengenommen. Nach diesem Sieg – der sogenannten Three-Rivers-Schlacht – marschierte ein Teil der britischen Armee unter General Burgoyne zum Fort St. John. Es war eine erfolgreiche Aktion. Das 62. Regiment hatte sich ausgezeichnet, und zu seiner großen Freude wurde Adam Shockley endlich zum Hauptmann befördert.
    »Wir haben die Rebellen aus Kanada vertrieben«, sagte Burgoyne zu seinem neuen Hauptmann. »Jetzt werden wir sie in der Nähe von New York zur Strecke bringen.«
    Inzwischen war ein anderes Ereignis eingetroffen: Einen Monat nach der Three-Rivers-Schlacht nahmen dreizehn Provinzen in Nordamerika das Sternenbanner und verfaßten die Unabhängigkeitserklärung. Am Tag nach der erfolgreichen Three-Rivers-Schlacht erkannte Adam Shockley, daß die Sache für England verloren war.
    Er war klein, kaum sechzehn Jahre alt und saß sehr still unter den anderen Gefangenen. Als er am Tag zuvor gefangengenommen wurde, mokierten sich die Männer darüber, daß die Muskete, die sie ihm abnahmen, größer als er selbst war. Zudem war er auch außergewöhnlich schmalgliedrig.
    Und doch hatte der Junge, wie auch die übrigen Gefangenen – das fiel Shockley auf – eine Art von Gelassenheit, die sich deutlich von der lauten Fröhlichkeit seiner eigenen

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