Sarum
Schule mit zusätzlichen Plätzen einzurichten, wandte Jane ein: »Diese soll neun Pence die Woche kosten. Viele Gegner der anglikanischen Kirche sind meiner Erfahrung nach arm und können sich das nicht leisten. Der Bischof«, schloß sie, »wünscht, daß die anglikanische Kirche Sarum beherrscht. Dies war im Mittelalter der Fall, jetzt aber ist das bedeutungslos.«
Es folgte donnernder Beifall.
Gegen Ende des Abends erinnerte sie Mason an sein Versprechen, ihre eigene Versammlung am folgenden Abend anzukündigen. Es war eine ausgezeichnete Gelegenheit, da viele Frauen unter den Zuhörern waren.
Er errötete. »Ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür, Miss Shockley.«
»Mr. Mason, Ihr habt versprochen, nicht nur die Versammlung anzukündigen, sondern mich auch zu unterstützen!« Er sah verlegen drein. »Bei einer Versammlung im kleineren Kreis…« flehte er.
Die Menge begann bereits hinauszuströmen.
Sie stand auf: »Morgen abend um sieben findet in diesem Hotel eine Versammlung der Gesellschaft für Frauen Wahlrecht statt«, schrie sie. Aber niemand kümmerte sich darum.
Obwohl Jane den ganzen Tag Zettel für ihre Versammlung aufhängte und jeden informierte, den sie kannte, hatte sie jede Hoffnung verloren. Sie wartete eine Stunde im White Hart Hotel. Niemand kam, außer einem zerknirschten Mr. Porters, der behauptete, bei einigem Nachdenken hätten ihn ihre Argumente von vor zwei Tagen schließlich doch überzeugt.
Sie wußte, daß es nicht stimmte, und ließ sich von ihm nach Hause bringen.
D ER H ENGE
1915: 21. September
Düstere Zeiten. Im entfernten Gallipoli war das Vordringen der britischen Streitkräfte zum Stillstand gekommen. In Frankreich stand eine neue Offensive kurz bevor. Am 5. des Monats hatte der Zar selbst im bedrängten Rußland das Oberkommando der Streitmächte übernommen.
Düstere Zeiten. Da der Balkanfeldzug offensichtlich gescheitert war, waren alle Hoffnungen auf eine Beilegung des schrecklichsten Konflikts, den die Welt bisher erlebt hatte, zunichte gemacht. Die kleine Menschenmenge im New Theatre in Salisbury war teils erwartungsvoll, teils belustigt. Der Auktionär hielt inne – in der Meinung, nun sei doch etwas Dramatik angebracht; gleichzeitig aber befürchtete er, daß etwaiges spöttisches Gemurmel den Verkauf ungünstig beeinflussen könnte.
Er räusperte sich. »Posten 15: Stonehenge.«
Der Erbe des Besitzes der Familie Antrobus war im Kampf gefallen. Jetzt war sein Vater, Sir Edmund Antrobus, gestorben. Nun stand das Anwesen, eine ausgedehnte Fläche auf der Ebene von Salisbury, zum Verkauf – einschließlich Stonehenge.
Das alte Monument war schon einmal verkauft worden. Vor einem Jahrzehnt hatte der Amerikaner John Jacob Astor versucht, es von Sir Edmund für das Britische Museum zu erwerben. Es war sogar der erstaunliche Preis von fünfundzwanzigtausend Pfund erwähnt worden. Aber Sir Edmund hatte gefürchtet, ein Ministerium werde die Hand darauf legen, und nach langwierigen Verhandlungen wurde die Angelegenheit fallengelassen.
Es wurde nur mäßig geboten. Das höchste Angebot waren nach längerer Zeit sechstausend Pfund, und dabei blieb es zunächst. Ein einheimischer Gentleman hob die Hand.
Mr. Cecil H. E. Chubb aus Bemerton Lodge in Salisbury hatte sein Studium der Natur- und Rechtswissenschaften in Cambridge mit einem hervorragenden Abschluß beendet. Aber er hatte seinen Beruf nie ausgeübt. Statt dessen hatte er das Asyl Fisherton House in Salisbury geleitet, das seiner Frau von ihrem Adoptivvater vermacht worden war. Vor kurzem hatte er auch ein Gut erworben.
Mr. Chubb hielt es für eine gute Idee, daß Stonehenge im Besitz eines einheimischen Bürgers bleiben sollte. Er kaufte es für sechstausendsechshundert Pfund.
Im Jahr 1918 stiftete er es der Nation. Lloyd George ernannte Mr. Chubb im selben Jahr zum Baronet.
M ILITÄRLAGER
1944: Mai
Bald würde die große Offensive des D-Day beginnen. Natürlich wußte niemand, nicht einmal der Oberfehlshaber, das genaue Datum. Doch der letzte Akt des Zweiten Weltkriegs stand kurz bevor. Wenn im Mai 1944 ein deutsches Aufklärungsflugzeug die Möglichkeit gehabt hätte, für zwei Stunden die Südküste Englands zu überfliegen, hätte es am besten einen Punkt ein paar Meilen westlich der Isle of Wight angepeilt – den niedrigen Hügel und den geschützten Hafen von Christchurch – und wäre dann dem Lauf des Avon nach Norden gefolgt.
Genaue Beobachter hätten zunächst zahlreiche
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