Sascha - Das Ende der Unschuld
die Sachen unter dem Bett weg, ehe sie dort verderben. Wenn du Hunger hast – der Kühlschrank ist voll. Bediene dich einfach.“
Sascha nickte peinlich berührt. Er schämte sich, als ihm klar wurde, dass Adrian ihn durchschaut hatte. Nachdem dieser gegangen war, schaute der Junge sich im Wohnzimmer um und konnte es nicht begreifen. Wieso durfte er immer noch hier sein? Er sah sich das ganze Haus an und kam zu dem Schluss, dass Adrian wohl sündhaft reich sein musste.
Jedes Zimmer strahlte teure Qualität aus. Es war beinahe, als klebten die Geldscheine auf jedem einzelnen Möbelstück. Das Haus hatte fünf Zimmer, von denen drei Schlafzimmer waren und in der ersten Etage lagen. Sascha fand einige Fotos, die Adrian ständig mit anderen, überdurchschnittlich gut aussehenden und immer blutjungen Knaben zeigten. Es gab keinen Zweifel daran, dass Adrian schwul war.
Nur ihn, Sascha, wollte er anscheinend nicht im Bett haben. Aber was wollte er sonst von ihm? Diese Frage ließ Sascha nicht los. Denn es gab etwas, was der Junge aus Erfahrung wusste – es geschah grundsätzlich nichts, ohne dass irgendeine Absicht dahinter stand.
Sascha fand auf diese Frage keine Antwort und er war zu müde, um jetzt weiter darüber nachzudenken. Eigentlich hatte er fernsehen wollen, als er mit seiner Hausbesichtigung fertig war, aber dann merkte er, dass er lieber schlafen würde. Er duschte und verschwand anschließend gleich im Bett.
✵
Es vergingen vier Tage, die Sascha in diesem ungewohnten Luxus verbrachte. Beinahe fühlte er sich schon daheim und Adrian tat alles, damit sich dieses Gefühl noch verstärkte. Es war ein Samstagmorgen, sie saßen in der spiegelblanken Küche und frühstückten. Sascha holte gerade den Kaffee, als es an der gläsernen Tür zur Terrasse klopfte. Adrian zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, stand auf und öffnete.
„Was willst du denn hier?“
Eine junge Frau stand draußen. Sie trug einen kurzen, schwarzen Lacklederrock, ein rotes Paillettenoberteil und bis über die Knie reichende, hochhackige Lackstiefel. Zu diesem Aufzug passten die strähnigen Haare und das verlaufene Make-up wie die Faust aufs Auge. Sascha sah ihr Gesicht und erschrak. Ihre Oberlippe war aufgesprungen und sie hatte ein blaues Auge.
„Ich weiß, ich soll nicht herkommen. Aber bitte, Adrian ... ich brauche was.“
„Mach dass du wegkommst.“
Ihre Stimme klang weinerlich.
„Aber – du musst mir was geben – so kann ich nicht arbeiten. Heute Nacht hat ...“
„Ich weiß, was heute Nacht passiert ist. Aber das ist allein dein Problem. Wenn du nicht arbeiten kannst, verdienst du auch nichts. Das ist mein Gesetz, du solltest das wissen. Hau jetzt ab.“
Sie machte einen Schritt nach vorn, wollte Adrian ihre Hand auf den Arm legen. Fast passierte das Folgende schneller, als Sascha dem Akt folgen konnte. Adrian holte aus und schlug mit dem Handrücken in ihr Gesicht. Sie stolperte zurück und brach in die Knie.
„Du Dreckskerl. Du weißt genau, dass ...“
Adrian schloss die Tür, ohne abzuwarten, was sie noch zu sagen hatte. Heulend blieb sie auf der Terrasse zurück und er ging zum Telefon.
„Komm her und beseitige das Elend aus meinem Garten. Wenn das noch mal vorkommt, lernst du mich kennen. Wofür kassierst du Geld von mir, wenn du zu blöd bist, mir Unannehmlichkeiten vom Hals zu halten? Wenn du nicht in der Lage bist, die Kontrolle zu behalten, suche ich mir jemanden, der das kann.“
Damit knallte er den Hörer auf. Dann setzte er sich wieder an den Frühstückstisch als sei nichts vorgefallen. Sascha wagte nicht, zu fragen und widmete sich seinem Frühstücksei, als sei dies der Mittelpunkt des Weltgeschehens.
„Warum fragst du nicht?“
Adrian schien genau zu wissen, was in Sascha vorging.
„Ich ... das geht mich doch nichts an.“
„Ach, Kleiner, du bist wirklich entzückend. Natürlich geht es dich nichts an. Aber du hast dir sicher bereits Gedanken gemacht. Erzähle mir nicht, dass es nicht so ist. Gut, ich möchte trotzdem ehrlich zu dir sein ... ich habe ein paar Bars im Viertel am Bahnhof. Natürlich hat es sich ergeben, dass ich auch alle dazu gehörenden Dienstleistungen verkaufe. Wenn ich das nicht täte, wäre ich blöd. Ich habe ein paar Huren und auch Strichjungen, die mein Taschengeld ein bisschen aufbessern. Im Gegenzug stehen sie unter meinem Schutz. Leider kommt es manchmal vor, dass so ein dämliches Luder nicht weiß, wo seine Grenzen sind und kommt, um etwas von mir zu
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