Sascha - Das Ende der Unschuld
kerkerähnlichen Raum mit scheinbar grob behauenen Steinen aus Pappmache. Dort sorgten eine Art Zwinger, Ketten, Gewichte, ein Andreaskreuz und zwei verschieden gebaute Holzböcke neben anderen einschlägigen Accessoires für die richtige Stimmung bei Sado-Maso Streifen.
Als Nächstes folgte ein schäbig eingerichtetes Hotelzimmer mit teilweise verrostetem Gitterbett, in dem wohl Phantasien über Bahnhofsstricher umgesetzt wurden. Ein Background, der Sascha gar nicht gefallen wollte.
In der nächsten Sektion stand ein Jeep auf weißem Sand, die Wände ringsherum waren mit Steppenvegetation bemalt. Hier sah Sascha das erste Mal Aktion. Drei Männer beschäftigten sich vor laufender Kamera miteinander, während ihre Aktivitäten immer wieder durch Regieanweisungen unterbrochen beziehungsweise neu begonnen wurden. Um sie herum fuhrwerkte ein Mann mit mobiler Kamera auf der Schulter und es sah aus, als wolle er sich mit dem Teil selbst in einen der Akteure versenken. Sascha musste grinsen, denn zwei Darsteller trugen nichts anderes auf dem Leib als wadenhohe Springerstiefel, während den dritten eine an außerordentlich interessanten Stellen zerrissene Jeans und ein rotes Halstuch bekleideten.
Dann standen sie vor einem nachgebauten Cockpit und Sascha konnte sich vorstellen, dass, wenn Letzteres echt gewesen wäre, trotz Autopilot eine Absturzkatastrophe nicht lange hätte auf sich warten lassen.
Es folgten noch einige andere Teilbereiche mit in mancher Hinsicht ausgeprägt skurrilem Inventar. An der hinteren Wand standen verschiedene Utensilien, aus denen man sich noch weitere Szenen zusammenstellen konnte.
Die einzelnen Abteilungen waren nach vorn hin offen, wurden durch dünne Gipswände voneinander getrennt, so dass es alles in allem wirkte, als lägen großzügig ausgebaute Pferdeboxen nebeneinander. Mehrere Kameras standen herum, transportable wie fest installierte Scheinwerfer sorgten für perfekte Beleuchtung und Sascha musste ständig über verschiedenfarbige, kreuz und quer liegende Kabel steigen. Sie kamen in eine Box, die wie eine kleine Bar eingerichtet war. Hier saßen mehrere Jungs und Männer, hielten sich an einem Glas fest oder aßen etwas und unterhielten sich.
„Das ist die Oase unserer kleinen Werkstätte. Der Ort der Erholung für meine Leute. Ich lasse dich jetzt einen Moment allein, du willst dich sicher unterhalten, um eventuell wieder einmal deine wichtigen Überlegungen anzustellen.“
De Jong ließ Sascha stehen und dieser hatte nicht zum ersten Mal das Gefühl, dass der andere ihn nicht so ganz ernst nahm. Ein ungefähr Dreißigjähriger kam auf Sascha zu. Sein Kopf war bis auf einen knappen Zentimeter Haar kahl geschoren, dafür zierte sein eher grobschlächtiges Gesicht ein riesiger Schnauzer.
„Ich bin Max. Wir hatten schon lange nicht mehr so einen sexy Typ. Da wird anwichsen für die erste Zeit wohl flachfallen. Komm, willst du etwas trinken?“
Die hinter der Theke stehende Mikrowelle klingelte, ein hübscher, blonder Boy stand auf, schaute Sascha geringschätzig von oben bis unten an, um sich anschließend sein Hot Dog zu holen. Dann meinte er demonstrativ zu einem der anderen:
„Als wenn es nötig wäre, eine verrottete Schlampe von der Straße zu holen. Ich dachte, Freddy liegt was an Qualität. Na, es muss schließlich auch jemand die primitiven Szenen spielen.“ Dann setzte er sich wieder und begann mit abgespreiztem kleinen Finger winzige Stückchen von seinem Hot Dog abzubeißen und sah Sascha dabei arrogant an.
„Halt doch den Rand, du dämliche Tucke. Du kriegst doch keinen mehr hoch, wenn man dich vorher nicht dreißig Mal Marlene nennt. Sei froh, dass Freddy eine soziale Ader hat. Schließlich drehen wir Filme mit Kerlen und in die Kategorie passt du ja wohl kaum“, sprang Max für Sascha in die Bresche. Zu diesem gewandt fuhr er fort:
„Das ist Trixi. Eigentlich heißt er Tony, aber da er die nicht ganz gelungene Mischung aus einer läufigen Hündin und der holländischen Königin Beatrix ist, hat er seinen Namen weg. Er hält sich für was Besseres, aber wenn man mal von seiner reinen Haut absieht, bleibt nur eine bis ganz oben mit boshafter Hinterhältigkeit gefüllte Verpackung launischer Dummheit übrig. Kümmere dich nicht um ihn. Was willst du trinken?“
Sascha setzte sich auf einen der Barhocker und nahm aus Max’ Händen ein Glas Martini entgegen. Er lernte noch einige der anderen kennen, wobei schon von Anfang an eine irreparable Animosität
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