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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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er am Morgen unbemerkt besorgt hatte.
    „Brötchen brauchst du heute ja keine“, kommentierte er sein Geschenk.
    Dann verbrachten sie fast fünf Stunden allein in der diesmal nicht als solche genutzten Sauna und redeten. Sascha war jetzt siebzehn, fast volljährig. Und doch hatte er niemals die Gelegenheit gehabt, wirklich erwachsen zu werden. Er war auf eine kaltblütige Weise zu einem schwer berechenbaren, manchmal überspannt albernen, oft sehr ernsten und auch unbeherrscht jähzornigen jungen Mann geworden, der niemals vergessen würde, welchen Preis ihm der goldene Westen abverlangt hatte. Er hatte diesen Preis bezahlt, aber er würde alles tun, um sich dafür zu entschädigen, auch wenn er bei seiner Abrechnung die falschen Menschen traf. Die einzige Loyalität, die er dennoch empfand, war die Marc gegenüber.
    Frederic de Jong half ihm unbewusst bei dieser Revanche. Der Mann als solcher war Sascha vollkommen gleichgültig, aber der Siebzehnjährige erwies sich als guter Schauspieler. Und so konnte er sein Vorhaben, für spätere Zeiten sparsam zu sein, in die Tat umsetzen. Sparen und de Jong wegen jeder Kleinigkeit anschnorren wurde auf diese Weise zu seiner zweiten Natur.
    ✵
    Es war der Morgen des achtzehnten Januar, als Sascha und Marc durch Lärm geweckt wurden. Sie waren noch gar nicht richtig wach, als die Tür zu ihrem Zimmer ohne Warnung aufflog. Sascha wollte das Licht anmachen, aber er konnte sich vor Schreck nicht bewegen. Der Deckenfluter wurde von jemand anderem angeknipst. Drei Polizisten standen im Raum, schauten nervös und mit in Anschlag gebrachter Waffe in alle Ecken und das angrenzende Bad. Dann ließen sie die Pistolen sinken und einer sagte zu den beiden Jungs:
    „Aufstehen und anziehen. Dann nach unten kommen.“
    Sascha und Marc sahen sich ratlos an, wobei Sascha voll Angst darüber nachdachte, dass er sich, falls nötig, nicht ausweisen konnte. Was war passiert? Bisher hatten die Behörden de Jong trotz seines pikanten Gewerbes in Ruhe gelassen.
    „Ich muss weg. Die bringen mich sonst wieder nach Hause“, flüsterte Sascha Richtung Marc.
    Der nickte und raunte zurück:
    „Okay – ich lenke sie ab.“
    Er erhob sich als erster, ging auf die offen stehende Tür zu, vor der einer der Beamten stand und auf die beiden wartete. Dann warf er sie blitzartig ins Schloss, drehte den Schlüssel und blieb als Barrikade davor stehen.
    „Aufmachen. Sofort“, klang es von draußen.
    „Los – verschwinde. Wir treffen uns morgen um zwei am Eigelstein. Vor der Wohnung. Mach schon, hau endlich ab.“
    Während von draußen Warnungen und Anweisungen geschrieen und gleichzeitig an die Tür gehämmert wurde, erkannte Sascha, dass es mit einigen Schwierigkeiten verbunden war, sich überhastet anzuziehen. Schließlich riss er erst die Vorhänge, dann das Fenster auf und schaute hinunter. Der ganze Hof stand voll mit Polizeiwagen, drohend wiesen die schwarzen Identifikationsnummern der Autodächer auf die Rechtmäßigkeit dieser Okkupation hin.
    Es wimmelte von braungrünen Uniformen, in denen Vertreter der Staatsgewalt steckten. Wie kopflose Hühner liefen sie in jede Richtung, riefen wichtige Infos durcheinander und tyrannisierten ihre Funkgräte, um wenigstens den Anschein zu erwecken, dass einer wusste, was der andere tat. Leute in Zivil trugen Akten und beluden damit zwei kleine Transporter. Alles wies darauf hin, dass Frederic de Jong scheinbar einer der am meisten gesuchten Serienkiller des Jahrhunderts war und man dies endlich herausgefunden hatte.
    Wie sich für die Jungs erst später herausstellen sollte, durchsuchte allerdings lediglich die Steuerfahndung das Haus nach den Unterlagen der letzten zehn Jahre. Außerdem stand de Jong im Verdacht, einige illegale und dazu minderjährige Jungs aus dem Ostblock zu beschäftigen.
    „Was jetzt? Ich kann da nicht runter.“
    Sascha hatte erkannt, dass er es über die Dachrinne niemals schaffen konnte. Man würde ihn unten unmittelbar in Empfang nehmen. Marc wurde indes durchgeschüttelt, weil jemand versuchte, die Tür einzurennen. Er zeigte auf den Schrank.
    Sascha dachte nicht nach, er schlüpfte in den Kleiderschrank und zog die Tür von innen zu. Dort, in völliger Dunkelheit hörte er, dass die Zimmertür aufsplitterte, Marc in den Raum geschleudert wurde und laut protestierte.
    „Hinlegen“, wurde gebrüllt, dann:
    „Wo ist der andere?“
    Einer der Beamten schrie die Frage aus dem offenen Fenster, ob man jemanden hatte klettern sehen.

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