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Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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brauner Haut gut.“
    Mit schief gelegtem Kopf betrachtete ihn Jarek eine Weile. „Stimmt. Bei dir schon. Siehst aus wie ein Beach Boy. Warum bist du schon so braun gebrannt?“
    „Weil ich lieber im St. James Park in der Sonne sitze und zeichne, als mich im dunklen Zimmer vor den Laptop zu quetschen.“ Mann, war das schön, blanken Neid in Jareks Augen aufblitzen zu sehen. Nur zur Provokation krempelte Laurens die Ärmel noch höher, dann konnte Jarek auch gleich seine sehnigen Unterarme bewundern. „Wir hätten auch woanders hingehen können, wo keine strenge Kleiderordnung herrscht.“
    Jarek schob die Unterlippe vor. „Ian steht auf den Laden. Er sagt, er kennt die Bands, die da auftreten, außerdem hat er sich mit seinen Brüdern dort verabredet. Ob die drei schottischem Hochadel entstammen? Mac Laman klingt nach Quilt und Tradition.“ Er strich seine Borstenhaare zurück, die aber sofort wieder in alle Richtungen standen. „Komm schon. Dann übe ich mich an deiner hellen Seite eben in Demut und Fremdscham.“
    Es gab zwei Gründe, nicht ins Jackes zu gehen. Grund eins: Raven. Grund zwei: Samuel, der sicher keinen Deut weniger irre war. Außerdem lag das Jackes Inn in Spitalfields und damit viel zu weit weg. Sie würden die letzte U-Bahn verpassen, was hieß, er musste bis zum Morgengrauen durchhalten oder einen Fußmarsch von über einer Stunde hinter sich bringen. Er unterdrückte ein Gähnen, dafür knurrte sein Magen umso lauter. Gerade heute Nacht war ihm nicht nach lauter Musik und fremden Menschen. Ihm war nach Kerzenlicht, ein paar kreativen Zeichnungen und nach tiefsinnigen Gesprächen, die mit Jarek nicht möglich waren.
    Plötzlich zog es in seiner Brust. Er massierte über die Stelle, die direkt über seinem Herz lag. Er atmete tief ein, aber das Gefühl ging nicht weg.
    „Was fehlt dir?“ Jarek warf ihm einen misstrauischen Seitenblick zu. „Wirst du krank? So eine eklige Magen-Darm-Seuche geht um.“
    „Ach was.“ Bis auf den Hunger ging es seinem Magen gut. „Nur ein akuter Anfall von Sehnsucht.“
    Tatsächlich sah Jarek jetzt noch misstrauischer aus. „Sehnsucht? Nach was denn?“
    Wenn er das sagen könnte, aber genau so fühlte es sich an. Heute Morgen war es ähnlich gewesen, nur nicht so schlimm. Blöder Hunger, er machte ihn übersensibel.
     
     
    Auf dem Weg zur U-Bahn war Jarek ungewohnt gesprächig. Laurens nickte ab und zu und beschränkte sich aufs Ja- und Nein-Brummen. Etwas stimmte nicht mit ihm, klemmte sein Herz ein. Jarek mit seiner sprühenden Laune ging ihm immer mehr auf den Nerv, und das Pärchen, das sich in aller Öffentlichkeit küsste, wurde zum Ärgernis. Wie verliebt die beiden sich ansahen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. Jarek schnipste mit den Fingern und unterbrach damit Laurens’ Starren. Wozu? Das Pärchen hatte es nicht mitbekommen. Sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    „Warst du schon mal verliebt?“
    Jarek fuhr zusammen. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“
    Laurens nickte zu den beiden Kuss-Besessenen, und Jarek räusperte sich bedeutend. „Mit zwölf wollte ich mein Leben beenden, weil meine Cousine Theresa den Nachbarjungen angehimmelt hat und nicht mich. Sie war damals fünfzehn und hat mich nicht mal wahrgenommen. Danach war ich geheilt.“
    „Im Ernst?“ Jarek unter dem Einfluss massiven Liebeskummers war kaum vorzustellen.
    „Was ist mit dir, wo wir gerade beim peinlichen Beichten sind?“ Jarek stieß ihn an und grinste. „Hast du mehr Herzen gebrochen oder wurde deines öfter in Trümmer gehauen?“
    „Ich glaube, ich bin ein Spätzünder.“ Sollte er Jarek erzählen, dass er sich in der zehnten Klasse in seinen Physiklehrer verliebt hatte? Als sie zufällig an der Bushaltestelle nebeneinandersaßen, hatte ihn Laurens geküsst. Nur auf die Wange. Eine komplett dämliche Spontanreaktion, die er sofort bereut hatte. Seit diesem Tag hatte Herr Schuster kein Wort mehr mit ihm geredet und ihn in jeder Unterrichtsstunde komplett übersehen. Seine zwei war bis zum Halbjahreszeugnis zu einer miesen vier geworden, und seine Mutter hatte ihm die Hölle heißgemacht. Danach war nichts mehr gewesen, außer ein paar läppischen Abenteuern mit Mädchen. Die Nacht mit Julia war eines davon.
    „Wir sind da!“ Jarek zog ihn hoch und manövrierte ihn an den anderen Fahrgästen vorbei zur Schiebetür. Das Pärchen küsste sich immer noch und störte sich auch nicht daran, als Jarek es beim Vorbeigehen

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